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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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meine Seite, um einen Blick auf den Türpfosten und die lange Säule der Kerben zu werfen.
    »Ich glaube, ich wäre in Versuchung davonzulaufen«, sagte er ganz leise, »wenn Ian nicht unterwegs wäre.«
    Nicht dass mir dieser Gedanke nicht auch schon gekommen wäre – oder dass mir nicht bewusst gewesen wäre, dass er es dachte. Es wurde mit jeder Sekunde offensichtlicher, dass das Fort dem Angriff einem Heer in der Größe, wie es sich zweifellos auf dem Weg zu uns befand, nicht standhalten konnte. Immer häufiger trafen Kundschafter mit Berichten von Burgoynes Armee ein. Diese wurden zwar hastig in das Büro des Kommandanten geschoben und dann nicht minder hastig wieder aus dem Fort komplimentiert, doch innerhalb einer Stunde wusste jeder, was für Neuigkeiten sie mitgebracht hatten – bis jetzt nur herzlich wenige, diese jedoch ausnahmslos alarmierend. Und doch konnte sich Arthur St. Clair nicht dazu durchringen, die Evakuierung des Forts anzuordnen.
    »Es wäre ein Makel in seinem Lebenslauf«, sagte Jamie mit einem Gleichmut, der seine Wut Lügen strafte. »Er kann es nicht ertragen, dass man über ihn sagen wird, dass er Ticonderoga verloren hat.«
    »Er wird es aber verlieren«, mutmaßte ich. »Unumgänglich, oder?«
    »Ja. Aber wenn er es im Kampf verliert, ist das eine Sache. Zu kämpfen und es an ein überlegenes Heer zu verlieren, ist ehrenhaft. Es dem Feind kampflos zu überlassen? Damit kann er sich nicht anfreunden. Obwohl er eigentlich kein schlechter Mensch ist«, fügte er nachdenklich hinzu. »Ich werde noch einmal mit ihm sprechen. Wie alle anderen auch.«

    »Alle anderen« waren die Milizoffiziere, die es sich leisten konnten, offen zu sprechen. Zwar teilten einige der regulären Armeeoffiziere die Meinung der Miliz, doch die Disziplin hinderte die meisten von ihnen daran, offen mit St. Clair zu sprechen.
    Ich hatte ebenfalls nicht den Eindruck, dass Arthur St. Clair ein böser Mensch war – hielt ihn aber genauso wenig für einen Dummkopf. Er wusste – er musste einfach wissen -, was der Preis für diesen Kampf sein würde. Oder für die Kapitulation.
    »Er wartet auf Whitcomb, weißt du«, sagte Jamie im Konversationston. »Er hofft, dass ihm dieser sagen wird, dass Burgoyne keine nennenswerte Artillerie mitbringt.« Einer Belagerung würde das Fort widerstehen können; die Männer hatten in der Umgebung Vorräte in Hülle und Fülle gesammelt, und Ticonderoga verfügte immer noch über einiges an Artillerie und über das kleine Fort auf dem Mount Independence sowie eine beachtliche Garnison, die hinreichend mit Musketen und Pulver ausgestattet war. Doch einem massiven Artillerieangriff vom Mount Defiance aus konnte es nicht widerstehen. Jamie war dort oben gewesen und hatte mir erzählt, dass man von dem Punkt aus das gesamte Innere des Forts einsehen konnte – das dem Feind daher völlig offen stand.
    »Das kann er doch wohl nicht ernsthaft glauben?«
    »Nein, aber solange er es nicht mit Sicherheit weiß, muss er auch keine endgültige Entscheidung treffen. Keiner der Kundschafter hat ihm bis jetzt irgendetwas Definitives mitgebracht.«
    Ich seufzte und drückte mir die Hand an den Busen, um einem Schweißrinnsal Einhalt zu gebieten.
    »Ich kann hier nicht schlafen«, sagte ich abrupt. »Es ist, als würde man in der Hölle schlafen.«
    Das überraschte ihn so, dass er lachen musste.
    »Du hast gut lachen«, sagte ich gereizt. »Du kannst ab morgen unter Zeltleinen schlafen.« Die Hälfte der Garnison wurde in Zelte außerhalb des Forts umquartiert, um schneller auf Burgoynes Eintreffen reagieren zu können.
    Die Briten waren im Anmarsch; wie weit sie noch entfernt waren, wie viele Männer sie hatten und wie gut sie bewaffnet waren, war nach wie vor nicht bekannt.
    Benjamin Whitcomb war ausgezogen, es herauszufinden. Whitcomb war ein schlaksiger, pockennarbiger Mann Mitte dreißig, einer der Männer, die man die »Langen Jäger« nannten, Männer, die wochenlang in der Wildnis leben konnten – und es oft genug taten – und sich dort selbst verpflegten. Solche Männer mieden die Gesellschaft, da sie nichts für die Zivilisation übrighatten, doch sie waren von großem Wert. Whitcomb war St. Clairs bester Kundschafter; er war mit fünf Männern aufgebrochen, um Burgoynes Hauptstreitmacht zu finden. Ich hoffte, dass sie zurückkehren würden, bevor Jamies Dienstzeit um war; Jamie wollte nichts wie fort von hier – und ich ebenfalls -, doch natürlich konnten wir nicht ohne Ian

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