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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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über eine große Gruppe von Waldläufern, viele davon Indianer; er kleidete sich auch oft selbst so wie sie.
    »Aber du bist ja auch Schotte.«
    Balcarres hatte sich den Hosenlatz erfolgreich zugeknöpft. Jetzt stand er mitten auf dem Weg und blinzelte William an.
    »Du bist betrunken, Willie.« Der Tonfall dieser Feststellung hatte nichts Anklagendes an sich, eher die Zufriedenheit eines Menschen, der eine nützliche Schlussfolgerung gezogen hat.
    »Ja. Aber ich bin morgen früh wieder nüchtern, und du bist dann immer noch Schotte.« Das erschien ihnen beiden urkomisch, und sie stolperten gemeinsam weiter, wobei sie den Witz in regelmäßigen Abständen wiederholten und dabei prustend zusammenprallten. Durch puren Zufall stießen sie zuerst auf Williams Zelt, und er lud Balcarres ein, vor dem Schlafengehen noch ein Glas Glühwein mit ihm zu trinken.
    »Beru … higt den Magen«, lallte er und wäre um ein Haar in seine Feldtruhe gefallen, während er nach Bechern und Flaschen suchte. »Danach kann man besser schlafen.«
    Balcarres hatte erfolgreich die Kerze in seiner Hand angezündet und saß jetzt blinzelnd in ihrem Schein da. Er nippte an dem Glühwein, den William ihm vorsichtig reichte, die Augen geschlossen, als wolle er ihn genüsslich auskosten – dann öffnete er sie plötzlich.
    »Was hat denn die Tatsache, dass ich Schotte bin, damit zu tun, ob ich die Bibel lese?«, wollte er wissen, da ihm diese Bemerkung offenbar wieder in den Sinn gekommen war. »Willst du etwa sagen, dass ich ein Heide bin? Meine Großmutter ist auch Schottin, und sie liest pausenlos in der Bibel. Ich habe sie selbst schon gelesen. Teilweise«, fügte er hinzu und leerte sein Glas mit einem Schluck.
    William runzelte die Stirn, während er versuchte, sich zu erinnern, was in aller Welt …
    »Oh«, sagte er. »Nicht die Bibel. Indianer. Ein stures Volk. Nichts mit los. Schotten ziehen genauso wenig los, wenn man es ihnen sagt, zumindest meistens. Ich habe immer gedacht, das ist der Grund. Warum sie auf dich hören«, fügte er an. »Deine Indianer.«
    Auch das fand Balcarres urkomisch, doch als er endlich aufhörte zu lachen, schüttelte er vorsichtig den Kopf.

    »Es ist … Kennst du dich mit Pferden aus?« Ein Tropfen Wein lief Balcarres über das Kinn. Er wischte ihn weg und putzte sich schließlich die Hand an seiner Hose ab. »Du kannst ein Pferd nicht zwingen, etwas zu tun. Du musst voraussehen, was es vorhat, und ihm dann sagen, dass es genau das tun soll. Dann glaubt es, es war seine Idee, und wenn du ihm das nächste Mal etwas sagst, sind die Chancen größer, dass es dann auch tut, was du ihm sagst.«
    »Oh.« Darüber dachte William sorgfältig nach. »Ja.« Sie tranken noch eine Weile schweigend weiter, während sie über diese profunde Erkenntnis eingehend nachdachten. Da blickte Balcarres grüblerisch von seinem Glas auf, das er wie einen wissenschaftlichen Gegenstand betrachtet hatte.
    »Was findest du, wer die besseren Titten hat?«, fragte er ernst. »Mrs. Lind oder die Baroness?«

50
    EXODUS
    Fort Ticonderoga 27. Juni 1777
     
    M rs. Raven fing an, mir Sorgen zu machen. Ich traf sie regelmäßig bereits im Morgengrauen vor dem Kasernengebäude an. Sie sah aus, als hätte sie in ihren Kleidern geschlafen, und ihre Augen waren tief eingefallen, brannten aber vor Intensität. Sie blieb mir den ganzen Tag dicht auf den Fersen und redete ohne Unterlass. Ihre Gesprächsthemen, die sich normalerweise zumindest oberflächlich mit unseren Patienten und den unvermeidlichen Beschwernissen des Alltags in einem Fort befassten, begannen, aus den engen Grenzen der Gegenwart auszubrechen.
    Zuerst war es nur hin und wieder eine Erinnerung an die Anfangstage ihrer Ehe in Boston; ihr erster Mann war Fischer gewesen, und sie hatte zwei Ziegen gehalten, deren Milch sie auf der Straße verkaufte. Ich hörte gern zu, wenn sie von den Ziegen erzählte, die Patsy und Petunia hießen; ich war selbst schon einigen bemerkenswerten Ziegen begegnet, darunter vor allem ein Ziegenbock namens Hiram, dem ich ein gebrochenes Bein geschient hatte.
    Auch ihre gelegentlichen Bemerkungen über ihren ersten Mann stießen bei mir nicht auf Desinteresse; wenn überhaupt, waren sie eher zu interessant. Der verstorbene Mr. Evans schien an Land ein gewalttätiger Trunkenbold gewesen zu sein – was ja alles andere als ungewöhnlich war -, der eine Vorliebe dafür hatte, Leuten, die ihm nicht passten, die Ohren oder Nasen abzuschneiden, was schon nicht

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