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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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verlegen in meine Richtung, um anzudeuten, dass ich möglicherweise ebenfalls an diesem Gespräch interessiert sein könnte. »Ihr glaubt doch wohl nicht, dass wir Frauen umbringen?«
    »Nein«, sagte Ian ungerührt. »Das glaube ich allerdings nicht. Ich weiß nämlich genau, dass Ihr es tut.«
    »Was?«, erwiderte William. Seine Miene war überrascht, doch seine Wangen wurden plötzlich rot.
    »Doch«, versicherte ich ihm. »General Howe hat in New Jersey drei Frauen hängen lassen, um in der Armee ein Exempel zu statuieren.«
    Das schien ihn sehr in Verlegenheit zu bringen.
    »Nun … Aber sie waren doch Spioninnen.«
    »Und Ihr glaubt, ich sehe nicht wie eine Spionin aus?«, erkundigte ich mich. »Ich danke Euch sehr für Euer Wohlwollen, doch ich weiß nicht, ob General Burgoyne es teilen würde.« Natürlich gab es noch viele andere Frauen, die durch die Hand der britischen Armee gestorben waren, wenn auch weniger offiziell, doch dies schien nicht der richtige Moment zu sein, um sie anzuführen.
    »General Burgoyne ist ein Gentleman«, sagte William steif. »Und ich bin es auch.«
    »Gut«, sagte Ian kurz. »Dann dreht Euch dreißig Sekunden um, und wir machen Euch keinen Kummer mehr.«
    Ich weiß nicht, ob er es getan hätte oder nicht, doch just in diesem Moment gellten auf der anderen Straßenseite Indianerschreie durch die Luft. Wieder erhob sich panisches Geschrei unter den Gefangenen, und ich biss mir auf die Zunge, um nicht ebenfalls aufzuschreien. Eine Feuerzunge erhob sich von der Spitze des Offizierszeltes in den Lavendelhimmel. Während ich sie angaffte, schossen zwei weitere flammende Kometen über den Himmel. Es sah aus wie das Eintreffen des Heiligen Geistes, doch bevor ich diese interessante Beobachtung aussprechen konnte, hatte mich Ian am Arm gepackt und mich beinahe umgerissen.
    Es gelang mir, im Vorübergehen die Feldflasche an mich zu raffen, und dann rannten wir zum Wald. Ian nahm sie mir ab und zerrte mich hastig hinter sich her. Hinter uns brachen Gewehrfeuer und Geschrei aus, und die Haut auf meinem Rücken zog sich angstvoll zusammen.
    »Hier entlang.« Ich folgte ihm, ohne auf eventuelle Hindernisse am Boden zu achten; ich stolperte im Dämmerlicht und verdrehte mir die Knöchel, und dann warfen wir uns kopfüber ins Gebüsch und kämpften uns durchs Dickicht weiter, weil wir jeden Moment erwarteten, dass man uns in den Rücken schoss.
    Das Gehirn verfügt über seltsame Fähigkeiten, sich selbst zu amüsieren. Ich
konnte mir deshalb detailliert ausmalen, wie ich mich verletzte, gefasst wurde, in eine Entzündung abglitt, der eine Blutvergiftung folgte, und schließlich langsam starb, jedoch nicht, ohne zuvor mit anzusehen, wie man sowohl Jamie – ich hatte den Urheber der Indianerschreie und der Brandpfeile ohne Schwierigkeiten erkannt – als auch Ian festnahm und hinrichtete.
    Erst als wir langsamer wurden – gezwungenermaßen; ich hatte solche Seitenstiche, dass ich kaum atmen konnte -, kamen mir andere Dinge in den Sinn. Die Kranken und Verletzten, die ich zurückgelassen hatte. Walter Woodcock, der am Rand des Todes schwebte.
    Du hättest ihnen allen ohnehin höchstens die Hand halten können, sagte ich mit Nachdruck zu mir selbst, während ich Ian hinterherhumpelte. Es war die Wahrheit; ich wusste, dass es die Wahrheit war. Doch ich wusste auch, dass hin und wieder eine Hand in der Dunkelheit einem Menschen etwas gab, woran er sich im tosenden Wind des Todesengels klammern konnte. Manchmal war das schon genug; manchmal nicht. Doch der Schmerz dieser Zurückgelassenen zog an mir wie ein Anker auf See, und ich war mir nicht sicher, ob die Flüssigkeit, die mir über das Gesicht rann, Schweiß war oder Tränen.
    Es war jetzt vollkommen dunkel, und die Wolkenberge verdeckten den Mond, der nur noch hin und wieder durch eine Lücke strahlte. Ian hatte sein Tempo weiter verringert, um mich nicht zu verlieren, und hin und wieder nahm er meinen Arm, um mir über einen Felsen oder einen Bach hinwegzuhelfen.
    »Wie … weit noch?«, keuchte ich und blieb abermals stehen, um nach Luft zu schnappen.
    »Nicht mehr weit«, erwiderte Jamies Stimme leise neben mir. »Geht es dir gut, Sassenach?«
    Mein Herz tat einen gewaltigen Satz und ließ sich dann wieder in meiner Brust nieder, während er nach meiner Hand tastete und mich kurz an sich drückte. Einen Moment lang empfand ich derart durchdringende Erleichterung, dass ich das Gefühl hatte, meine Knochen hätten sich aufgelöst.
    »Ja«,

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