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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Vielleicht.
    Mit vorsichtigem Optimismus legte ich das Skalpell beiseite und griff nach einer Flasche, deren Inhalt hoffentlich eine penizillinhaltige Flüssigkeit war, die ich aus dem Fort mitgebracht hatte. Ich hatte die Optik von Dr. Rawlings’ Mikroskop aus den Überresten des Hausbrandes gerettet und fand sie zwar sehr nützlich zum Feueranzünden – doch ohne Okular, Objektträger oder Spiegel war ihr Nutzen bei der Identifikation von Mikroorganismen höchst begrenzt. Ich konnte mir zwar sicher sein, dass das, was ich herangezüchtet und gefiltert hatte, Brotschimmel war, ja – doch darüber hinaus …
    Mit einem unterdrückten Seufzer schüttete ich die Flüssigkeit großzügig über das rohe Fleisch, das ich gerade freigelegt hatte. Sie war zwar nicht alkoholisch, doch das Gewebe war roh. Die Hure stieß einen schrillen Laut durch das Tuch aus und atmete durch die Nase wie eine Dampfmaschine, doch als ich ihr schließlich eine Kompresse mit Lavendel und Beinwell angelegt und den Fuß verbunden hatte, war sie wieder ruhig, wenn auch noch sehr rot.
    »So«, sagte ich und tätschelte ihr vorsichtig das Bein. »Ich denke, so ist es
gut.« Ich hatte schon automatisch angehoben, »Haltet es sauber« zu sagen, doch ich biss mir auf die Zunge. Sie hatte keine Schuhe und Strümpfe und verbrachte ihre Tage entweder auf dem Marsch durch eine Wildnis aus Felsen, Erde und Bächen oder in einem schmutzigen Feldlager voller menschlicher und tierischer Dunghaufen. Ihre Fußsohlen waren hart wie Horn und schwarz wie die Sünde.
    »Kommt in ein oder zwei Tagen noch einmal zu mir«, sagte ich stattdessen. Wenn Ihr könnt, dachte ich. »Dann sehe ich es mir noch einmal an und wechsele Euch den Verband.« Wenn ich kann, dachte ich mit einem Seitenblick auf den Rucksack in der Ecke, in dem ich meine schwindenden Arzneivorräte aufbewahrte.
    »Danke, sehr gütig«, sagte die Hure. Sie setzte sich auf und stellte den Fuß vorsichtig auf den Boden. Der Haut ihrer Beine und Füße nach war sie noch jung, doch ihrem Gesicht sah man das nicht an. Ihre Haut war verwittert, und Hunger und Strapazen hatten sich tief darin eingegraben. Ihre Wangenknochen waren scharf vor Hunger, und ihr Mund war auf einer Seite eingesunken, weil ihr dort die Zähne fehlten – der Fäulnis anheimgefallen oder von einem Kunden oder einer anderen Hure ausgeschlagen.
    »Glaubt Ihr, Ihr werdet noch ein wenig hier sein?«, fragte sie. »Ich habe eine Freundin, die die Krätze hat.«
    »Wir werden auf jeden Fall heute hier übernachten«, versicherte ich ihr und stand mit einem unterdrückten Stöhnlaut auf. »Schickt mir Eure Freundin; dann sehe ich, was ich tun kann.«
    Unser Miliztrupp war mit anderen versprengten Gruppen zusammengetroffen und hatte sich mit ihnen zusammengeschlossen. Innerhalb weniger Tage begannen sich unsere Wege mit denen anderer Rebellengruppen zu kreuzen. Wir begegneten Bruchstücken von General Schuylers und General Arnolds Armeen, die sich ebenfalls südwärts durch das Tal des Hudson bewegten.
    Tagsüber marschierten wir immer noch ohne Pause weiter, doch wir begannen uns so sicher zu fühlen, dass wir nachts schliefen. Und da uns die Armee mit Verpflegung versorgte – zwar unregelmäßig, aber dennoch -, kam ich allmählich wieder zu Kräften. Eigentlich regnete es meistens nachts, doch heute regnete es auch bei Tagesanbruch noch, und wir stapften stundenlang durch den Matsch, bevor ein Unterschlupf in Sicht kam.
    General Arnolds Männer hatten die Farm geplündert und das Haus abgebrannt. Eine Wand der Scheune war stark verkohlt, doch das Feuer war erloschen, bevor es das Gebäude verzehrt hatte.
    Ein Windstoß fegte durch die Scheune, wehte verfaultes Stroh und Staub umher und peitschte uns die Unterröcke um die Beine. Die Scheune hatte ursprünglich einen Holzboden gehabt; ich konnte die Abdrücke der Dielen noch in der Erde sehen. Die Verpflegungstrupps hatten sie herausgerissen, um sie als Brennholz mitzunehmen, doch Gott sei Dank war es ihnen zu mühselig gewesen, die Scheune abzureißen.
    Einige der Flüchtlinge aus Ticonderoga hatten hier bereits Unterschlupf gesucht;
bis zum Abend würden es noch mehr werden. Eine Mutter mit zwei kleinen, erschöpften Kindern schlief zusammengerollt an der Wand; ihr Mann hatte sie hergebracht und sich dann auf die Suche nach etwas Essbarem gemacht.
    Bittet aber, dass eure Flucht nicht geschehe im Winter oder am Sabbat …
    Ich folgte der Hure zur Tür und blieb dort stehen, um ihr

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