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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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sagte ich in seine Brust hinein und hob dann mit großer Anstrengung den Kopf. »Dir?«
    »Jetzt auch gut«, sagte er. Seine Hand strich mir über den Kopf und berührte meine Wange. »Kannst du noch ein kleines Stück laufen?«
    Ich richtete mich auf und schwankte sacht. Es hatte angefangen zu regnen; schwere Tropfen platschten mir ins Haar und landeten überraschend kalt auf meiner Kopfhaut.
    »Ian – hast du diese Feldflasche noch?«
    Ich hörte ein leises Plop!, und Ian drückte mir die Feldflasche in die Hand. Ganz vorsichtig hob ich sie an meinen Mund.
    »Ist das etwa Brandy?«, sagte Jamie, der sich erstaunt anhörte.
    »Mmm-hmm.« Ich schluckte, so langsam ich konnte, und reichte ihm die Feldflasche. Ein paar Schlucke waren noch übrig.
    »Woher hast du ihn?«

    »Dein Sohn hat ihn mir gegeben«, sagte ich lapidar. »Wohin gehen wir?«
    Lange blieb es still in der Dunkelheit, dann hörte ich, wie der Brandy getrunken wurde.
    »Nach Süden«, sagte er schließlich. Er nahm meine Hand und führte mich in den Wald, während der Regen flüsternd auf die Blätter fiel.
    DURCHNÄSSTUNDZITTERNDHOLTENWIRDIEMILIZKURZVORTAGESANBRUCH ein und wären fast aus Versehen von einem nervösen Wachtposten erschossen worden. Doch das war mir zu diesem Zeitpunkt schon beinahe gleichgültig. Der Tod war auf jeden Fall besser als der Gedanke, nur einen einzigen weiteren Schritt zu tun.
    Nachdem man uns für vertrauenswürdig befunden hatte, verschwand Jamie kurz und kam mit einer Wolldecke und drei frischen Maisküchlein zurück. Ich verschlang meinen Anteil an dieser Götterspeise in ungefähr vier Sekunden, wickelte mich in die Decke und legte mich an einer Stelle unter einen Baum, wo der Boden zwar feucht war, aber nicht schlammig, und wo eine dicke Laubschicht gemütlich unter mir nachgab.
    »Ich bin sofort zurück, Sassenach«, flüsterte Jamie, der sich neben mich gehockt hatte. »Bitte geh nirgendwohin, aye?«
    »Keine Sorge – ich werde hier sein. Jede Bewegung, die ich vor Weihnachten mache, wäre zu früh.« Meine zitternden Muskeln erwärmten sich bereits ein wenig, und der Schlaf zog mich so unentrinnbar in die Tiefe wie Treibsand.
    Er lachte leise auf und streckte die Hand aus, um mir die Decke an den Schultern festzustecken. Das Dämmerlicht zeigte mir die tiefen Furchen, die die Nacht in sein Gesicht gegraben hatte, die Flecken aus Schmutz und Erschöpfung, die seine kräftigen Knochen zeichneten. Der breite Mund, den er so lange zusammengepresst hatte, hatte sich jetzt in der Erleichterung der vorübergehenden Sicherheit entspannt, und er sah seltsam jung und verletzlich aus.
    »Er sieht aus wie du«, flüsterte ich. Seine Hand erstarrte auf meiner Schulter, und er blickte auf mich hinunter, die Augen hinter den langen Wimpern verborgen.
    »Ich weiß«, sagte er ganz leise. »Erzähl mir von ihm. Später, wenn wir Zeit haben.«
    Ich hörte seine Schritte, ein Rascheln im feuchten Laub, und schlief ein, ein Gebet für Walter Woodcock unvollendet im Sinn.

57
    DAS DESERTEURSSPIEL
    D ie Hure grunzte, einen Lumpen zwischen die zusammengebissenen Zähne geklemmt.
    »Fast fertig«, murmelte ich und fuhr ihr sanft mit dem Handrücken über den Unterschenkel, um sie zu beruhigen, bevor ich mit dem Debridement ihrer unangenehmen Fußverletzung fortfuhr. Das Pferd eines Offiziers war auf sie getreten, als sie – und eine ganze Reihe anderer Menschen und Tiere – sich während des Rückzugs an einem Bach gedrängt hatten, um zu trinken. Ich konnte deutlich sehen, wie sich die Hufnägel schwarz auf der roten, geschwollenen Haut ihres Spanns abmalten. Das Hufeisen war so abgenutzt gewesen, dass seine papierdünne, messerscharfe Kante einen tiefen, gebogenen Einschnitt hinterlassen hatte, der ihr über die Mittelfußknochen lief und zwischen dem vierten und fünften Zeh verschwand.
    Ich hatte schon befürchtet, den kleinen Zeh amputieren zu müssen – der nur noch an einem Hautfetzen zu hängen schien -, doch als ich den Fuß näher untersuchte, stellte ich fest, dass sämtliche Knochen wundersamerweise intakt waren – soweit ich das ohne Röntgengerät sagen konnte.
    Sie hatte mir erzählt, dass der Pferdehuf ihren Fuß in den Schlamm des Flussbetts gedrückt hatte; das hatte sie wahrscheinlich davor bewahrt, dass die Knochen zermalmt wurden. Wenn es mir jetzt noch gelang, die Entzündung in den Griff zu bekommen, und ich den Fuß nicht zu amputieren brauchte, würde sie vielleicht sogar wieder ganz normal laufen können.

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