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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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doch gesagt, ich bin kein Held.«
    »Wenn du keiner bist, liegt es jedenfalls nicht daran, dass du dir nicht genug Mühe gibst«, sagte ich und zog den Knoten der Bandage mit den Zähnen fest. »So, das muss fürs Erste reichen; ich kümmere mich darum, sobald ich Zeit habe.« Ich ergriff die verbundene Hand und tauchte sie in die kleine Schüssel mit Alkohol und Wasser.
    Er wurde weiß, als der Alkohol durch den Stoff drang und auf sein rohes Fleisch traf. Er holte scharf durch die Zähne Luft, bließ aber stumm. Ich deutete ohne Umschweife auf die Decke, die ich auf dem Boden ausgebreitet hatte, und
er legte sich folgsam hin und rollte sich unter dem schützenden Wagen zusammen, die verbundene Hand an seine Brust gedrückt.
    Ich erhob mich von meinen Knien, zögerte jedoch einen Moment. Dann kniete ich mich wieder hin, schob seinen Zopf zur Seite, der mit halb getrocknetem Schlamm und Laub verklebt war, und küsste ihn hastig auf den Nacken. Ich konnte gerade eben seine Wange sehen; sie verspannte sich kurz, als er lächelte, dann entspannte sie sich.
    Es hatte sich herumgesprochen, dass der Lazarettwagen da war; schon wartete eine versprengte Gruppe von Verwundeten, die noch selbst laufen konnten, darauf, dass man sich ihrer annahm, und ich sah kleine Gruppen von Männern, die ihre verletzten Kameraden trugen oder halb hinter sich herzogen, auf das Licht meiner Laterne zukommen. Ich würde heute Abend viel zu tun bekommen.
    Oberst Everett hatte mir zwar zwei Assistenten versprochen, doch der Himmel wusste, wo sich der Oberst im Moment aufhielt. Ich verschaffte mir kurz einen Überblick über die wachsende Menschenmenge und pickte mir einen jungen Mann heraus, der gerade einen verwundeten Freund unter einem Baum abgesetzt hatte.
    »Ihr da«, sagte ich und zupfte ihn am Ärmel. »Habt Ihr Angst vor Blut?«
    Im ersten Moment zog er ein verblüfftes Gesicht, dann grinste er mich unter seiner Maske aus Schlamm und Pulverrauch an. Er war ungefähr so groß wie ich, breitschultrig und stämmig, und man hätte sagen können, dass er ein Engelsgesicht hatte, wäre es weniger schmutzig gewesen.
    »Nur, wenn’s meines ist, Ma’am, und das ist es bis jetzt Gott sei Dank nicht.«
    »Dann kommt mit mir«, sagte ich und erwiderte sein Lächeln. »Ihr seid jetzt mein Assistent und helft mir beim Vorsortieren.«
    »Wirklich? Hey, Harry!«, rief er seinem Freund zu. »Ich bin befördert worden. Wenn du nächstes Mal deiner Mama schreibst, sag ihr, Lester hat’s doch noch zu etwas gebracht!« Immer noch grinsend stolzierte er mir hinterher.
    Das Grinsen verwandelte sich rasch in einen Ausdruck stirnrunzelnder Konzentration, als ich ihn schnell an den Verwundeten vorbeiführte und ihm erklärte, in welche Dringlichkeitsgrade sie einzuteilen waren.
    »Männer, die in Strömen bluten, haben allererste Priorität«, sagte ich zu ihm. Ich drückte ihm einen Armvoll Leinenverbände und einen Sack Baumwollwatte in die Hände.
    »Gebt ihnen das – sagt ihren Freunden, sie sollen die Watte fest auf die Wunden pressen oder die Gliedmaßen oberhalb der Wunden mit einem Tourniquet abbinden. Wisst Ihr, was das ist?«
    »Oh, ja, Ma’am«, versicherte er mir. »Das habe ich selbst schon einmal gemacht, als ein Panther meinen Vetter Jess zerfleischt hat, unten in Caroline County.«
    »Gut. Aber verliert keine Zeit damit, es selbst zu machen – ihre Freunde sollen es tun. Knochenbrüche können ein wenig warten -, sagt ihnen, sie sollen
sich da unter der großen Birke sammeln. Kopfverletzungen und innere Verletzungen, die nicht offen bluten, nach dahinten unter die Kastanie, wenn man sie transportieren kann. Wenn nicht, gehe ich zu ihnen.« Ich deutete hinter mich, dann drehte ich mich im Halbkreis und nahm das Gelände in Augenschein.
    »Wenn Ihr ein paar gesunde Männer seht, lasst sie das Lazarettzelt aufbauen; es kommt dort auf die flache Stelle. Und dann noch ein paar, die eine Latrine graben sollen … da drüben, denke ich.«
    »Ja, Sir! Ma’am, meine ich!« Lester nickte und umfasste festen Griffes seinen Wattesack. »Ich kümmere mich sofort darum. Ma’am. Obwohl ich mir erst mal keine Sorgen wegen der Latrine machen würde«, fügte er hinzu. »Die meisten von den Jungs haben sich sowieso schon vor Angst in die Hosen gemacht.« Er grinste und nickte erneut, dann machte er sich an seine Runde.
    Er hatte recht; in der Luft hing ein schwacher Fäkalgestank, wie auf Schlachtfeldern üblich, eine schwächere Note unter den

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