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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ebenfalls. »Leidet Ihr an Malaria?« Ich hatte nicht den Eindruck – das Weiße seiner Augen war klar; seine Leber war nicht in Mitleidenschaft gezogen.
    »Nein, dem Himmel sei Dank. Doch ich habe einen Herrn unter meinem Kommando – einen besonderen Freund -, der heftig daran erkrankt ist, und unser Stabsarzt hat keine Chinarinde. Ich hatte gehofft, ich könnte Euch vielleicht zu einem Handel bewegen …?«
    Er hatte die Kiste neben uns auf den Tisch gestellt, und bei diesen Worten klappte er sie auf. Sie war in kleine Fächer eingeteilt und enthielt eine bemerkenswerte Ansammlung von Dingen: Spitzenbordüren, Seidenbänder, Haarkämme aus Schildpatt, einen kleinen Beutel Salz, eine Dose Pfeffer, eine emaillierte Schnupftabaksdose, eine Zinnbrosche in Form einer Lilie, mehrere leuchtend bunte Stickgarnspulen, ein Bündel Zimtstangen und eine Anzahl an Gläschen, die anscheinend mit Kräutern gefüllt waren. Und eine Glasflasche, auf deren Etikett das Wort …
    »Laudanum!«, rief ich aus und griff unwillkürlich danach. Ich zügelte mich gerade noch, doch der Offizier bedeutete mir zuzugreifen, und ich holte das Fläschchen vorsichtig aus seinem Fach, zog den Korken heraus und hielt es mir argwöhnisch unter die Nase. Durchdringender, widerlich süßer Opiumgeruch stieg mir entgegen wie ein Flaschengeist. Ich räusperte mich und steckte den Korken wieder hinein.
    Er beobachtete mich neugierig.
    »Ich war mir nicht sicher, was Euch am besten gefallen würde«, sagte er und wies mit einer Geste auf den Inhalt der Kiste. »Ich hatte früher einen Laden, wisst Ihr – viele Apothekerwaren, aber auch Luxusgüter. Im Lauf meines Berufes habe ich gelernt, dass es immer am besten ist, den Damen eine große Auswahl zu bieten; sie sind meistens sehr viel wählerischer als die Herren.«

    Ich warf ihm einen scharfen Blick zu, doch es war kein leeres Gerede; wieder lächelte er mich an, und ich gewann den Eindruck, dass er einer dieser ungewöhnlichen Männer war – wie Jamie -, die Frauen tatsächlich über das Offensichtliche hinaus gernhatten.
    »Ich glaube, wir werden uns einig werden«, sagte ich und erwiderte sein Lächeln. »Ich sollte zwar wahrscheinlich nicht fragen – und ich will Euch nicht übervorteilen; ich gebe Euch das, was Ihr für Euren Freund braucht -, aber im Hinblick auf mögliche weitere Geschäfte … Habt Ihr noch mehr Laudanum?«
    Er lächelte weiterhin, doch sein Blick wurde schärfer – er hatte sehr ungewöhnliche blassgraue Augen.
    »Nun … ja«, sagte er langsam. »Ich habe einiges davon. Benötigt Ihr es … regelmäßig?«
    Mir wurde klar, dass er sich fragte, ob ich opiumsüchtig war; in Kreisen, in denen Laudanum leicht zu bekommen war, war das nichts Ungewöhnliches.
    »Ich benutze es nicht selbst, nein«, erwiderte ich gleichmütig. »Und ich verabreiche es stets mit äußerster Vorsicht. Doch sie von ihren Schmerzen zu befreien, zählt zu den wichtigsten Dingen, die ich den Menschen anbieten kann, die zu mir kommen – ich kann ja weiß Gott nicht viele von ihnen heilen.«
    Seine Augenbrauen fuhren in die Höhe. »Das ist eine höchst bemerkenswerte Aussage, Mrs. Fraser. Die meisten Personen Eures Berufes scheinen fast jedem die Heilung zu versprechen.«
    »Wie sagt man so schön? ›Da ist der Wunsch der Vater des Gedankens‹?« Ich lächelte, doch ohne großen Humor. »Jeder Kranke wünscht sich Heilung, und es gibt gewiss keinen Arzt, der nicht gern für jeden ein Heilmittel hätte. Doch es gibt viele Dinge, die außerhalb der Macht des Arztes liegen, und man sagt es meistens seinen Patienten nicht, aber es ist gut, wenn man seine Grenzen kennt.«
    »Meint Ihr?« Er legte den Kopf schief und betrachtete mich neugierig. »Meint Ihr nicht, dass ein solches Eingeständnis eventueller Grenzen – und ich meine nicht nur in der Medizin, sondern in jedem Gebiet -, dass ein solches Eingeständnis nicht per se erst Grenzen schafft? Will heißen: Könnte diese Einstellung einen Menschen nicht daran hindern, alles zu erreichen, was möglich ist, weil er von vornherein voraussetzt, dass etwas nicht möglich ist, und er daher nicht mit aller Macht danach strebt?«
    Überrascht blinzelte ich ihn an.
    »Nun … ja«, sagte ich langsam. »Wenn Ihr es so formuliert, muss ich Euch wohl beipflichten. Denn schließlich« – ich wies mit der Hand auf den Zelteingang und die Armee ringsum -, »wenn ich – wenn wir – nicht daran glauben würden, dass man Unerwartetes vollbringen kann, wären mein

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