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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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»Ich, äh, beseitige das, ja?«
    »Wie denn?« Er streckte zögernd den Zeigefinger aus, berührte den amputierten Finger und riss dann die Hand zurück, als hätte sich dieser plötzlich bewegt. Er stieß ein leises, nervöses Geräusch aus, das nicht ganz ein Lachen war.
    »Indem ich ihn verbrenne?«, schlug ich vor. Das war die übliche Entsorgungsmethode für amputierte Gliedmaßen auf Schlachtfeldern, obwohl ich es selbst noch nie getan hatte. Die Vorstellung, einen Scheiterhaufen zusammenzutragen, um einen einzelnen Finger zu kremieren, kam mir plötzlich absurd vor – wenn auch nicht absurder als der Gedanke, ihn einfach in eines der Lagerfeuer zu werfen und zu hoffen, dass es niemandem auffiel.
    Jamie stieß einen skeptischen Kehllaut aus, um mir anzuzeigen, dass er davon nicht begeistert war.
    »Nun … du könntest ihn natürlich räuchern«, sagte ich nicht minder skeptisch. »Und ihn als Souvenir in deinem Sporran aufbewahren. Wie es Ian mit Neil Forbes’ Ohr gemacht hat. Weißt du eigentlich, ob er es noch hat?«
    »Aye, das hat er.« Jamie nahm langsam wieder Farbe an, während er die Fassung zurückerlangte. »Aber nein, ich glaube, das möchte ich genauso wenig.«
    »Ich könnte ihn ja in Weingeist einlegen«, bot ich ihm an. Dafür erntete ich den Hauch eines Lächelns.
    »Zehn zu eins, dass ihn jemand trinken würde, bevor der Tag zu Ende ist, Sassenach.« Ich glaubte, dass das noch großzügig geschätzt war. Wohl eher tausend zu eins. Es gelang mir nur deshalb, meinen medizinischen Alkohol weitgehend für mich zu behalten, weil ich ihn durch einen von Ians wilden indianischen Bekannten bewachen ließ, wenn ich ihn gerade nicht benutzte – und mir das Fässchen nachts neben das Bett stellte.
    »Nun, ich denke, dann bleibt nur eine Beerdigung.«
    »Mmpfm.« Dieses Geräusch schien Zustimmung anzudeuten, wenn auch nicht ohne Bedenken, und ich musterte ihn.
    »Was denn?«
    »Aye, nun ja«, sagte er ziemlich zaghaft. »Als unser Fergus seine Hand verloren hat … Nun, es war Jennys Idee. Aber wir haben ein kleines Begräbnis abgehalten, verstehst du?«
    Ich biss mir auf die Lippe. »Nun, warum nicht? Soll es denn im Familienkreis stattfinden, oder laden wir alle ein?«
    Bevor er darauf antworten konnte, hörte ich Ians Stimme, die sich draußen mit jemandem unterhielt, und im nächsten Moment schob sich ein zerzauster Kopf in unser Zelt. Sein Auge war schwarz und zugeschwollen, und er hatte eine beachtliche Beule am Kopf, doch er grinste über beide Ohren.
    »Onkel Jamie?«, sagte er. »Hier ist jemand, der dich sehen möchte.«

     
    »WIE KOMMT ES, DASS DU HIER BIST, A CHARAID?«, FRAGTE JAMIE IRGENDWANN nach der dritten Flasche. Wir hatten längst gegessen, und das Lagerfeuer brannte allmählich herunter.
    Hamish wischte sich über den Mund und reichte ihm die Flasche zurück.
    »Hier in der Wildnis, meinst du? Oder hier im Kampf gegen den König?« Er sah Jamie direkt an und war Jamie mit seinen blauen Augen so ähnlich, dass dieser bei dem Anblick lächelte.
    »Ist die zweite dieser Fragen die Antwort auf die erste?«, sagte er, und auch Hamish lächelte ihn an.
    »Aye, so ist es. Du warst schon immer flink wie ein Kolibri, a Sheaumais. Mit dem Körper und dem Kopf.« Weil er an meiner Miene erkannte, dass ich vielleicht nicht ganz so schnell von Begriff war, wandte er sich mir zu.
    »Es waren die Soldaten des Königs, die meinen Onkel umgebracht haben, die Soldaten des Königs, die die Krieger des Clans umgebracht haben, die das Land verwüstet haben, die die Frauen und Kinder verhungern ließen – die mein Zuhause niedergerissen und mich ins Exil getrieben haben … und die Hälfte der Menschen, die mir geblieben waren, durch Kälte und Hunger und die Plagen der Wildnis umgebracht haben.« Er sprach leise, doch mit einer Leidenschaft, die in seinen Augen brannte.
    »Ich war elf Jahre alt, als sie nach Leoch gekommen sind und uns vertrieben haben. Ich wurde zwölf an dem Tag, an dem sie mich gezwungen haben, meinen Eid auf den König abzulegen – sie haben gesagt, ich wäre ein Mann. Und als wir Nova Scotia erreichten, war ich das auch.«
    Er wandte sich Jamie zu.
    »Musstest du auch schwören, a Sheaumais? «
    »Ja«, sagte Jamie. »Doch ein erzwungener Eid kann einen Mann nicht binden – oder ihn von dem Wissen entbinden, was richtig ist.«
    Hamish streckte seine Hand aus, und Jamie packte sie, ohne dass sie einander ansahen.
    »Nein«, sagte er. »Das kann er nicht.«
    Vielleicht nicht,

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