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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Euer Hut, Leutnant Ransom?«, hörte ich den Oberst mit leisem Tadel fragen, und zum zweiten Mal innerhalb von fünf Minuten spürte ich, wie mir die Nackenhaare zu Berge standen. Nicht bei den Worten des Obersts, sondern bei der leisen Antwort.
    »… mir so ein Mistkerl von einem Rebellen vom Kopf geschossen«, sagte eine Stimme. Es war eine englische Stimme, jung, heiser vor unterdrücktem Schmerz und mit Wut versetzt. Davon abgesehen – war es Jamies Stimme, und Jamies
Finger klammerten sich so eisern um meine Hand, dass sie sie fast zerquetscht hätten.
    Wir befanden uns am Ende des Pfades, der vom Fluss her aufwärtsführte; noch zwei Schritte, und wir würden im Schutz der nebelverhangenen Bäume sicher sein. Doch anstatt diese beiden Schritte zu gehen, erstarrte Jamie einen Herzschlag lang, dann ließ er meine Hand los, machte auf dem Absatz kehrt, nahm sich den Hut vom Kopf, schritt zu Leutnant Ransom hinüber und drückte ihn dem jungen Mann in die Hände.
    »Ich glaube, ich bin Euch einen Hut schuldig, Sir«, sagte er höflich und wandte sich sofort wieder ab. Der junge Mann blieb blinzelnd zurück, den abgenutzten Dreispitz in der Hand. Ich konnte nur kurz einen Blick auf das verdatterte Gesicht werfen, mit dem William Jamie nachsah, doch dann schob mich Jamie den Pfad entlang, als ob uns Indianer auf den Fersen wären, und innerhalb von Sekunden war der Leutnant hinter einer Gruppe von Fichtenschösslingen verschwunden.
    Jamie vibrierte wie eine angezupfte Violinensaite, und er atmete sehr schnell.
    »Hast du völlig den Verstand verloren?«, erkundigte ich mich im Konversationston.
    »Sehr wahrscheinlich.«
    »Was in aller Welt-«, begann ich, doch er schüttelte nur den Kopf und zog mich weiter, bis wir außer Sicht- und Hörweite der Hütte waren. Ein umgestürzter Baumstamm, der den Holzsammlern bis jetzt entgangen war, lag halb auf dem Weg, und Jamie setzte sich plötzlich darauf nieder und hielt sich seine zitternde Hand vor das Gesicht.
    »Geht es dir gut? Was in aller Welt ist denn los?« Ich setzte mich neben ihn und legte ihm die Hand auf den Rücken. Allmählich machte er mir Sorgen.
    »Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll, Sassenach«, sagte er. Er ließ die Hand von seinem Gesicht sinken, und ich sah, dass er tatsächlich beides zu tun schien. Seine Wimpern waren feucht, doch seine Mundwinkel zuckten.
    »Ich habe in ein und demselben Moment einen Verwandten verloren und einen gefunden – und im nächsten Augenblick begreife ich, dass ich meinen Sohn zum zweiten Mal in seinem Leben um ein Haar erschossen hätte.« Er sah mich an und schüttelte den Kopf, hilflos hin und her gerissen zwischen Gelächter und Bestürzung.
    »Ich hätte es nicht tun sollen, das weiß ich. Es ist nur – Ich habe auf einmal gedacht: Was, wenn ich ihn beim dritten Mal nicht verfehle? Und – und ich hatte das Gefühl, ich müsste einfach … mit ihm sprechen. Von Mann zu Mann. Falls es das einzige Mal bleiben sollte, aye?«
    OBERST GRANT BLICKTE NEUGIERIG ZUM PFAD HINÜBER, WO DER REBELL UND seine Frau hinter einem wippenden Ast verschwunden waren, dann richtete er den Blick auf den Hut in Williams Händen.
    »Was zum Teufel hatte das denn zu bedeuten?«

    William räusperte sich. »Offenbar war Oberst Fraser der, ähm, Mistkerl von einem Rebellen, der mich gestern in der Schlacht um meinen Hut gebracht hat«, sagte er, um einen Tonfall trockener Gelassenheit bemüht. »Das war … seine Wiedergutmachung.«
    Ein Hauch von Humor stahl sich über Grants erschöpftes Gesicht.
    »Wirklich? Anständig von ihm.« Er warf einen skeptischen Blick auf den Gegenstand ihres Gesprächs. »Glaubt Ihr, er hat Läuse?«
    Bei einem anderen Mann, zu einem anderen Zeitpunkt hätte man dies vielleicht als Verleumdung interpretieren können. Doch so gern Grant normalerweise über den Mut, die Fähigkeiten und die Einstellung der Kontinentalsoldaten herzog, diente seine Frage hier doch eindeutig nur der praktischen Feststellung einer Tatsache; die meisten englischen und hessischen Soldaten waren mit Läusen verseucht, und für die Offiziere galt dies ebenso.
    William hielt den Hut schief und betrachtete ihn, so genau es ihm das schwache Licht ermöglichte. Er war warm in seiner Hand, doch es krabbelte nichts an seinen Kanten entlang.
    »Ich glaube nicht.«
    »Nun, dann setzt ihn auf, Hauptmann Ransom. Wir müssen den Männern schließlich mit gutem Beispiel vorangehen.«
    William hatte sich den Hut schon aufgesetzt, dessen

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