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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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einen jungen Mann nur aus Argwohn ins Exil und ins Verderben zu treiben. Außerdem: Konnten sie denn in sich nirgendwo den leisesten Funken des göttlichen Mitgefühls finden, das Gottes Gabe an jeden Menschen war …?
    Seine Ankunft vor Gates’ Hauptquartier riss ihn aus diesen amüsanten Erinnerungen, und er richtete sich auf und setzte die grimmige Miene auf, die zu den widrigen Umständen passte.
    Gates sah so aus, als hätte er selbst ähnliche Umstände hinter sich – was zugegebenermaßen auch zutraf. Sein ausdrucksschwaches, rundes Gesicht sah ohnehin schon so aus, als hätte es keine Knochen, doch jetzt gab es nach wie ein weich gekochtes Ei, und die kleinen Augen hinter dem Drahtgestell seiner Brille waren groß und blutunterlaufen, als sie sich jetzt auf Jamie richteten.
    »Setzt Euch, Oberst«, sagte Gates und schob ihm ein Glas und einen Dekanter entgegen.
    Jamie war völlig verdattert. Er hatte schon genug Verhöre mit ranghohen Offizieren erlebt, um zu wissen, dass sie üblicherweise nicht mit einem Glas unter Freunden begannen. Doch er nahm das Angebot gerne an und nippte vorsichtig an seinem Glas.
    Gates leerte das seine sehr viel weniger vorsichtig, stellte es hin und seufzte tief auf.

    »Ich muss Euch um einen Gefallen bitten, Oberst.«
    »Mit Freuden, Sir«, erwiderte er mit noch größerer Vorsicht. Was konnte der fette Kerl nur von ihm wollen? Wenn es um Ians Aufenthaltsort oder eine Erklärung für den Mord ging, konnte er darauf pfeifen, und das musste er auch wissen. Wenn nicht …
    »Die Kapitulationsverhandlungen stehen kurz vor dem Abschluss.« Gates blickte trostlos zu einem dicken Stapel handgeschriebener Papiere hinüber, möglicherweise Entwürfe des Vertrages.
    »Burgoynes Männer sollen mit allen militärischen Ehren aus dem Lager marschieren und am Ufer des Hudson auf Befehl ihrer eigenen Offiziere die Waffen niederlegen. Alle Offiziere behalten ihre Schwerter und ihre Ausrüstung, die Soldaten ihre Rucksäcke. Die Armee soll nach Boston marschieren, wo man sie ordentlich unterbringen und verpflegen wird, bevor man sie nach England verschifft. Unsere einzige Bedingung ist, dass sie in diesem Krieg nicht mehr in Nordamerika zum Einsatz kommen dürfen. Großzügige Bedingungen, meint Ihr nicht auch, Oberst?«
    »In der Tat sehr großzügig, Sir.« Überraschend großzügig. Was hatte einen General, der unleugbar die Oberhand hatte, zu der Großzügigkeit bewogen, die Gates hier an den Tag legte?
    Gates lächelte säuerlich.
    »Wie ich sehe, seid Ihr überrascht, Oberst. Vielleicht wird sich das ändern, wenn ich Euch sage, dass Sir Henry Clinton auf dem Vormarsch nach Norden ist.« Und Gates hatte es eilig, die Kapitulation zum Abschluss zu bringen und Burgoyne loszuwerden, um sich rechtzeitig auf einen Angriff von Süden her vorzubereiten.
    »Aye, Sir, ich verstehe.«
    »Nun ja.« Gates schloss kurz die Augen und seufzte erneut. Er machte einen erschöpften Eindruck. »Burgoyne hat eine zusätzliche Bitte, bevor er diese Abmachungen akzeptiert.«
    »Ja, Sir?«
    Gates hatte die Augen wieder geöffnet und ließ sie langsam über ihn hinwegwandern.
    »Man hat mir gesagt, Brigadegeneral Simon Fraser war Euer Vetter?«
    »Ja.«
    »Gut. Dann bin ich mir sicher, dass Ihr nichts dagegen haben werdet, Eurem Land einen kleinen Dienst zu erweisen.«
    Einen kleinen Dienst, der etwas mit Simon zu tun hatte? Aber …
    »Er hat seinen Adjutanten gegenüber den Wunsch geäußert, sofort beerdigt zu werden, falls er in der Fremde sterben sollte – was sie ja auch getan haben; sie haben ihn im Inneren der Schanze begraben -, doch wenn es die Umstände erlaubten, wünschte er, nach Schottland gebracht zu werden, um dort in Frieden zu ruhen.«
    »Ihr wollt, dass ich seine Leiche mit nach Schottland nehme?«, entfuhr es
Jamie. Er hätte nicht erstaunter sein können, wenn Gates plötzlich aufgestanden wäre und auf dem Tisch getanzt hätte. Der General nickte, und seine Miene wurde noch freundlicher.
    »Ihr begreift schnell, Oberst. Ja. Das ist Burgoynes letzte Bitte. Er sagt, der Brigadier war bei seinen Männern sehr beliebt, und das Bewusstsein, dass man ihm diesen letzten Wunsch erfüllen wird, wird ihnen helfen, sich mit dem Abmarsch abzufinden, da sie dann nicht das Gefühl haben werden, sein Grab sich selbst zu überlassen.«
    Das Ganze klang durch und durch romantisch und sah Burgoyne absolut ähnlich, dachte Jamie. Der Mann stand in dem Ruf, zur Theatralik zu neigen. Und wahrscheinlich

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