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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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die wenigsten Menschen hätten es freiwillig zurückgegeben. Was wohl auch gut so war, da sie es ja gar nicht zurückgeben konnten. Und das war das Argument gewesen, das er in diesem Gespräch angeführt hatte.
    »Wir haben doch keine Ahnung, welchen Schaden es anrichten könnte«, hatte er gesagt. »Aber wir können nicht ausschließen, dass es Schaden anrichten könnte, und zwar ernsthaften Schaden. Und was würde es dem Mann nützen zu wissen, dass seine Mutter eine Verrückte war, eine Zauberin oder beides, mit Sicherheit eine mehrfache Mörderin, und dass sein Vater ein Ehebrecher war, auf dessen Konto zumindest versuchter Mord ging? Ich war ja schon schockiert genug, als deine Mutter mir von Geillis Duncan erzählt hat, und zwischen ihr und mir liegen acht Generationen. Und bevor du fragst, ja, ich hätte gut ohne dieses Wissen auskommen können.«
    An diesem Punkt hatte sie sich auf die Lippe gebissen und widerstrebend genickt.
    »Es ist nur – ich muss ständig an Willie denken«, hatte Brianna schließlich resigniert gesagt. »Ich meine nicht William Buccleigh – sondern meinen Bruder.« Wie immer errötete sie ein wenig, weil es sie befangen machte, dieses Wort
auszusprechen. »Ich hätte so gern gehabt, dass er es weiß. Aber Pa und Lord John … sie haben so darauf bestanden, dass er es nicht erfuhr, und vielleicht hatten sie ja recht. Er hat sein Leben, ein gutes Leben. Und sie haben gesagt, er könnte es nicht weiterführen, wenn ich es ihm erzähle.«
    »Da hatten sie recht«, hatte Roger unverblümt gesagt. »Es ihm zu erzählen, hätte ihn – wenn er es denn geglaubt hätte – gezwungen, von da an entweder eine Lüge zu leben, die ihn lebendig aufgefressen hätte, oder offen anzuerkennen, dass er der außereheliche Sohn eines schottischen Kriminellen ist. Was einfach ein Ding der Unmöglichkeit ist. Zumindest in der Kultur des achtzehnten Jahrhunderts.«
    »Sie hätten ihm den Titel nicht abgenommen«, hatte Brianna eingewandt. »Pa sagt, nach britischem Gesetz ist ein ehelich geborenes Kind der legale Nachkomme des Ehemanns, ganz gleich, ob dieser der tatsächliche Vater war oder nicht.«
    »Nein, aber stell dir vor, mit einem Titel zu leben, von dem du glaubst, dass du keinen Anspruch darauf hast, zu wissen, dass das Blut in deinen Adern gar nicht so blau ist, wie du immer dachtest. Von den Leuten ›Lord Soundso‹ genannt zu werden, während du genau weißt, wie sie dich nennen würden, wenn sie es wüssten.« Er hatte sie sanft geschüttelt, um sie zur Einsicht zu bewegen.
    »So oder so hätte es das Leben, das er führt, mit derselben Sicherheit zerstört, als ob du ihn auf ein Pulverfass gesetzt und die Lunte angezündet hättest. Man wüsste zwar nicht, wann es geknallt hätte, doch geknallt hätte es mit Sicherheit.«
    »Mmpfm«, hatte sie gesagt, und damit war das Gespräch beendet gewesen. Doch seine Argumente waren nicht überzeugend gewesen, und er wusste, dass das Thema noch nicht erledigt war.
    Inzwischen hatte er sämtliche Türen und Fenster im Parterre überprüft und war zum Schluss in sein Studierzimmer getreten.
    Er schaltete das Licht ein und trat in das Zimmer. Er war hellwach, und seine Nerven lagen blank. Warum?, fragte er sich. Versuchte das Haus etwa, ihm etwas mitzuteilen? Er prustete schwach. Schwierig, sich so etwas nicht einzubilden, wenn mitten in der Nacht der Wind an den Fenstern rüttelte. Und doch fühlte er sich normalerweise in diesem Zimmer völlig zu Hause. Was war nur los?
    Er warf einen raschen Blick auf den Schreibtisch, auf die tiefe Fensterbank und den kleinen Topf mit gelben Chrysanthemen, die Brianna dorthin gestellt hatte, die Bücherborde -
    Er erstarrte, und sein Herz hämmerte wild drauflos. Die Schlange war nicht mehr da. Doch, doch, da war sie – jetzt fiel sein wandernder Blick darauf. Aber sie lag an der falschen Stelle. Sie lag nicht vor der Holzkiste mit Claires und Jamies Briefen, sondern zwei Bretter tiefer vor den Büchern.
    Er nahm sie in die Hand und strich automatisch mit dem Daumen über das blanke Kirschholz. Vielleicht hatte Annie MacDonald sie verlegt? Nein. Sie staubte zwar im Studierzimmer ab und wischte den Boden, doch sie räumte nie etwas vom Fleck. Eigentlich räumte sie überhaupt nie etwas weg; er hatte
zwar schon einmal gesehen, wie sie ein Paar Gummischuhe aufgehoben hatte, die jemand achtlos mitten in der Waschküche hatte stehen lassen, vorsichtig darunter den Boden gewischt und sie dann mitsamt ihren Schlammspritzern

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