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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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jemand im Eiltempo entlang. Das Klappern der Fenster bei Westwind erinnerte ihn angenehm an Briannas unregelmäßiges Schnarchen. Jetzt jedoch war es bemerkenswert still, eingehüllt in den Tiefschlaf der Nacht.
    Sie hatten William Buccleigh am anderen Ende des Flurs untergebracht, nachdem sie wortlos zu derselben Entscheidung gekommen waren, nämlich dass sie ihn nicht oben auf einer Etage mit den Kindern haben wollten. Sie wollten ihn in der Nähe haben, ihn im Auge behalten.
    Roger schritt leise durch den Flur und lauschte. Der Spalt unter Buccleighs Tür war dunkel, und im Inneren des Zimmers hörte er ein tiefes, regelmäßiges Schnarchen, das kurz unterbrochen wurde, weil sich der Schläfer im Bett umdrehte, etwas Unverständliches murmelte und wieder in den Schlaf sank.
    »Also gut«, murmelte Roger vor sich hin und wandte sich ab. Seine zuvor unterbrochene Großhirnrinde nahm nun geduldig ihren Gedankengang wieder auf. Natürlich hatte es etwas damit zu tun, dass sie einen Fremden im Haus hatten – noch dazu einen solchen Fremden. Sowohl Brianna als auch er fühlten sich auf obskure Weise von ihm bedroht.
    In seinem eigenen Fall hatte der Argwohn ein solides Fundament aus Wut, zu der sich außerdem gehörige Verwirrung gesellte. Er hatte William Buccleigh die Rolle verziehen, die er bei der Erhängung gespielt hatte, die Roger um seine Stimme gebracht hatte – aus schierer Notwendigkeit genauso wie aus religiöser Überzeugung. Schließlich hatte der Mann ja nicht versucht, ihn persönlich umzubringen, und er hatte nicht gewusst, was geschehen würde.
    Doch es war um einiges einfacher, jemandem zu vergeben, von dem man wusste, dass er seit zweihundert Jahren tot war, als diese Vergebung aufrechtzuerhalten, während man den Bastard unter seinem Dach beherbergte, wo er die Mahlzeiten der Familie teilte und reizend zu Frau und Kindern war.
    Nicht zu vergessen, dass er tatsächlich ein Bastard war, dachte Roger, während er im Dunkeln die Treppe hinunterstieg. Der Stammbaum, den er William Buccleigh MacKenzie gezeigt hatte, enthielt ihn als korrekten Eintrag, ordentlich eingeklammert von Eltern und Sohn. Doch die Tabelle war eine Lüge. William Buccleigh MacKenzie war ein Wechselbalg: der illegitime Nachwuchs eines gewissen Dougal MacKenzie, Kriegshäuptling des MacKenzie-Clans, und einer gewissen Geillis Duncan, Hexe. Und Roger ging davon aus, dass William Buccleigh dies nicht wusste.
    Sicher am Fuß der Treppe angelangt, schaltete er das Licht im Flur ein und ging in die Küche, um sich zu vergewissern, dass die Hintertür abgeschlossen war.
    Sie hatten darüber gesprochen, Brianna und er, doch sie waren zu keiner
Einigung gelangt. Er war dafür, keine schlafenden Hunde zu wecken; was konnte es dem Mann nutzen, wenn er seine Herkunft kannte? Die Highlands, die diese beiden wilden Herzen hervorgebracht hatten, waren dahin, sowohl jetzt als auch in William Buccleighs angestammter Zeit.
    Brianna hatte darauf bestanden, dass Buccleigh ein Recht darauf habe, die Wahrheit zu erfahren – obwohl sie, darauf angesprochen, nicht sagen konnte, was für ein Recht das war.
    » Du bist der, für den du dich hältst, und bist es immer gewesen«, hatte sie schließlich noch einen frustrierten Erklärungsversuch unternommen. »Bei mir war das anders. Meinst du, es wäre besser gewesen, wenn ich nie erfahren hätte, wer mein richtiger Vater war?«
    Ganz ehrlich gesagt, vielleicht, dachte er. Dieses Wissen hatte, einmal enthüllt, ihrer beider Leben in Trümmer gelegt, sie beide mit grauenvollen Dingen in Berührung gebracht. Es hatte ihn die Stimme gekostet, hätte ihn beinahe das Leben gekostet. Hatte Brianna in Gefahr gebracht, war daran schuld, dass sie vergewaltigt worden war, war dafür verantwortlich, dass sie einen Menschen umgebracht hatte – darüber hatte er noch nicht mit ihr gesprochen; besser, wenn er es tat. Manchmal sah er das Gewicht dieser Tat in ihren Augen, und er wusste, was es bedeutete, weil er selbst dasselbe Gewicht mit sich herumtrug.
    Und doch … Würde er es vorziehen, nie erfahren zu haben, was er jetzt wusste? Nie in der Vergangenheit gelebt zu haben, Jamie Fraser nie begegnet zu sein, jene Seite von Claire nie gesehen zu haben, die nur existierte, wenn sie bei Jamie Fraser war?
    Schließlich hatte im Garten Eden nicht der Baum des Guten und des Bösen gestanden; es war der Baum des Wissens um Gut und Böse gewesen. Wissen mochte ja ein vergiftetes Geschenk sein – doch es war ein Geschenk, und

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