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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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manchmal zu einem Patienten mitgenommen. Oder ich habe ihn und seine Frau zu einem gesellschaftlichen Ereignis begleitet – sehr gütig von ihm. Doch wie du weißt, dürfen wir die Menschen nicht nur nach ihrer Erscheinung beurteilen. Selbst ein Mensch, der uns frivol, verschwenderisch oder töricht erscheint, hat eine Seele und besitzt für Gott einen Wert.«

    »Ja«, sagte sie vage, ohne ihm wirklich zuzuhören. Sie zog den Vorhang vom Fenster zurück und sah die Straße als weiße Masse unter sich. Eine Laterne an der Tür des Gasthauses warf zwar einen kleinen Lichtkreis, doch es schneite immer noch. Rachels Gesicht schwebte über die Fensterscheibe hinweg, schmal und mit großen Augen, und sie betrachtete es stirnrunzelnd und schob eine schwarze Locke unter ihre Haube zurück.
    »Glaubst du, er weiß es?«, fragte sie abrupt. »Freund William?«
    »Er weiß was?«
    »Wie auffallend ähnlich er James Fraser sieht«, sagte sie und ließ den Vorhang wieder sinken. »Du glaubst doch nicht, dass das Zufall ist?«
    »Ich glaube, dass es uns nichts angeht.« Denny kratzte weiter mit seinem Federkiel über das Papier.
    Sie stieß einen ungeduldigen Seufzer aus. Er hatte recht, doch das bedeutete ja nicht, dass sie nicht beobachten und sich wundern durfte. Es hatte sie mehr als nur gefreut, William wiederzusehen, und obwohl sie ja schon vermutet hatte, dass er ein britischer Soldat war, hatte es sie überrascht festzustellen, dass er ein hochrangiger Offizier war. Und war mehr als überrascht, von der Ordonnanz mit dem schurkischen Aussehen zu erfahren, dass er ein Adeliger war, obwohl das zwergenhafte Geschöpf nicht sagen konnte, welcher Art.
    Es konnte doch nicht möglich sein, dass zwei Männer, die einander so ähnlich sahen, nicht auch irgendwelche engen Blutsbande miteinander teilten. Sie hatte James Fraser ja oft gesehen und seine hochgewachsene, aufrechte Würde bewundert, war ein wenig vor der Heftigkeit in seiner Miene erbebt, und hatte immer das nagende Gefühl gehabt, ihn irgendwoher zu kennen – doch erst als William plötzlich im Feldlager vor ihr aufgetaucht war, hatte sie begriffen, warum. Doch wie konnte ein englischer Lord irgendwie mit einem schottischen Jakobiten verwandt sein, einem begnadigten Kriminellen? Denn Ian hatte ihr ein wenig von der Geschichte seiner Familie erzählt – wenn auch nicht genug; nicht annähernd genug.
    »Du denkst ja schon wieder an Ian Murray«, stellte ihr Bruder fest, ohne von seinem Papier aufzublicken. Er klang resigniert.
    »Ich dachte, du hast der Hexenkunst abgeschworen«, sagte sie schnippisch. »Oder zählt das Gedankenlesen für dich nicht dazu?«
    »Wie ich feststelle, leugnest du es nicht.« Jetzt hob er den Kopf und schob sich die Brille auf der Nase hoch, um Rachel besser ansehen zu können.
    »Nein, ich leugne es nicht«, gestand sie. »Woran hast du es denn erkannt?«
    »Du hast den Hund angesehen und auf eine Weise geseufzt, die ein Gefühl verraten hat, das üblicherweise nicht zwischen einer Frau und einem Hund existiert.«
    »Hmpf!«, sagte sie bestürzt. »Nun, und was, wenn ich an ihn denke? Ist das nicht meine eigene Angelegenheit? Mich zu fragen, wie es ihm wohl geht, was seine Familie in Schottland zu ihm sagt? Ob er das Gefühl hat, dorthin heimgekehrt zu sein?«

    »Ob er zurückkommen wird?« Denny setzte die Brille ab und rieb sich das Gesicht. Er war müde; sie konnte ihm den langen Tag ansehen.
    »Er wird zurückkommen«, sagte sie gleichmütig. »Er würde seinen Hund doch nicht im Stich lassen.«
    Das brachte ihren Bruder zum Lachen, was sie sehr verärgerte.
    »Ja, wahrscheinlich kommt er zurück, um den Hund zu holen«, pflichtete er ihr grinsend bei. »Und wenn er mit einer Frau zurückkommt, Schwesterchen?« Seine Stimme war jetzt sanft, und sie drehte sich zum Fenster um, damit er nicht sehen konnte, dass diese Frage sie verstörte. Nicht dass er es sehen musste, um es zu wissen.
    »Vielleicht wäre es ja das Beste für dich, wenn er das täte, Rachel.« Dennys Stimme war immer noch sanft, doch sie hatte einen warnenden Unterton. »Du weißt ja, dass er ein Mann der Gewalt ist.«
    »Was soll ich denn deiner Meinung nach tun?«, fuhr sie ihn an, ohne sich umzudrehen. »William heiraten?«
    Aus der Richtung des Schreibtischs kam kurzes Schweigen.
    »William«, echote Denny, und er klang verblüfft. »Empfindest du denn etwas für ihn?«
    »Ich – natürlich empfinde ich Freundschaft für ihn. Und Dankbarkeit«, fügte sie hastig

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