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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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konzentriert. »Wenn du ihn bitte etwas anheben würdest, Freund Grey? Ich muss den Verband unter ihm hinwegführen – ah, genau so, danke. Nein«, fuhr er dann fort, während er sich aufrichtete und sich über die Stirn wischte, denn dank der vielen Menschen und des lodernden Feuers im Kamin war es sehr warm im Zimmer. »Nein, die Frasers sind nach Schottland gereist. Obwohl der Neffe der Frasers so gütig war, uns seinen Hund dazulassen«, fügte er hinzu, als sich Rollo jetzt, durch den Blutgeruch neugierig geworden, aus seiner Ecke erhob und Grey die Nase unter den Ellbogen schob. Er schnüffelte interessiert an den blutbefleckten Laken und dann an Henrys nacktem Körper. Dann nieste er heftig, schüttelte den Kopf und tappte zu seinem Liegeplatz zurück, wo er sich genüsslich auf den Rücken drehte und die Pfoten in die Luft streckte.
    »Irgendjemand muss im Lauf der nächsten Tage ständig bei ihm sein«, sagte Hunter unterdessen und wischte sich die Hände an einem Tuch ab. »Er darf auf keinen Fall allein bleiben, für den Fall, dass er aufhört zu atmen. Freund William«, sagte er, an Willie gewandt, »wäre es wohl möglich, eine Bleibe für uns zu finden? Ich würde gern noch ein paar Tage in der Nähe bleiben, um ihn regelmäßig zu besuchen und mich von seinen Fortschritten überzeugen zu können.«
    William versicherte ihm, dass man sich darum bereits gekümmert habe: ein höchst respektables Gasthaus und – bei diesen Worten fiel sein Blick auf Rachel – ganz in der Nähe. Ob er die Hunters dorthin begleiten dürfe? Oder Miss Rachel, falls ihr Bruder hier noch nicht ganz fertig sei?
    Grey war klar, dass Willie nichts lieber gewesen wäre, als allein mit dieser hübschen Quäkerin durch die schneeglitzernde Stadt zu reiten. Doch Mrs. Woodcock machte ihm einen Strich durch die Rechnung, indem sie anmerkte, dass doch Weihnachten sei; sie hätte zwar weder Zeit noch Gelegenheit gehabt, ein großartiges Mahl zuzubereiten, doch würden der Herr und die Dame ihr
nicht die Ehre erweisen, ein Glas Wein auf Leutnant Greys Genesung zu trinken?
    Das hielten alle für eine fabelhafte Idee, und Grey erklärte sich bereit, bei seinem Neffen sitzen zu bleiben, während man Wein und Gläser holte.
    Ohne all diese Menschen fühlte es sich plötzlich kälter im Zimmer an. Eigentlich sogar geradezu kalt, und Grey zog Henry sowohl das Laken als auch die Bettdecke vorsichtig über den einbandagierten Bauch.
    »Es wird alles gut, Henry«, flüsterte er, obwohl sein Neffe die Augen geschlossen hatte und er glaubte, dass der junge Mann schlief – hoffte, dass er es tat.
    Doch er schlief nicht. Henrys Augen öffneten sich langsam, und seinen Pupillen war die Wirkung des Opiums noch anzusehen, während seine verzerrten Augenwinkel von dem Schmerz kündeten, den das Opium nicht überdecken konnte.
    »Nein, das wird es nicht«, sagte er mit schwacher, klarer Stimme. »Er hat nur eine erwischt. Die zweite Kugel wird mich umbringen.«
    Seine Augen schlossen sich wieder, und weihnachtliche Fröhlichkeit drang die Treppe herauf. Der Hund seufzte.
     
    RACHEL HUNTER LEGTE EINE HAND AUF IHREN BAUCH, HOB SICH DIE ANDERE an den Mund und unterdrückte den Rülpser, der in ihr aufstieg.
    »Völlerei ist eine Sünde«, sagte sie. »Aber sie bringt ihre eigene Strafe mit sich. Ich glaube, ich muss mich übergeben.«
    »Alle Sünden tun das«, erwiderte ihr Bruder geistesabwesend und tauchte seinen Federkiel ein. »Aber du bist kein Vielfraß. Ich habe dich essen sehen.«
    »Aber ich platze gleich!«, protestierte sie. »Und außerdem muss ich immerzu daran denken, was für ein armseliges Weihnachtsfest die Männer erleben, die wir in Valley Forge zurückgelassen haben, verglichen mit der … der … Dekadenz unserer heutigen Mahlzeit.«
    »Nun, das ist ein schlechtes Gewissen, keine Völlerei, und noch dazu ist es unangebracht. Du hast nicht mehr gegessen, als eine normale Mahlzeit ausmacht; nur, dass du seit Monaten keine mehr gegessen hast. Und ich glaube, Gänsebraten ist im Übrigen noch nicht der Gipfel der Dekadenz, selbst wenn er mit Austern und Kastanien gefüllt war. Wäre es natürlich ein mit Trüffeln gefüllter Fasan gewesen oder ein Wildschwein mit einem goldenen Apfel im Maul …« Er lächelte ihr über seine Papiere hinweg zu.
    »Du hast solche Dinge gesehen?«, fragte sie neugierig.
    »Das habe ich, ja. Als ich in London bei John Hunter studiert habe. Er hat sich viel in der feinen Gesellschaft bewegt und hat mich

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