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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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hinzu.
    »Das tue ich auch«, stellte ihr Bruder fest, »doch auf die Idee, ihn zu heiraten, bin ich noch nicht gekommen.«
    »Du bist eine völlig unmögliche Person«, sagte sie gereizt. Sie wandte sich um und funkelte ihn an. »Kannst du nicht wenigstens einmal einen Tag darauf verzichten, dich über mich lustig zu machen?«
    Er öffnete dem Mund, um zu antworten, doch ein Geräusch von draußen lenkte sie ab, und sie drehte sich wieder zum Fenster um und zog den schweren Vorhang beiseite. Ihr Atem vernebelte die dunkle Scheibe, und sie rieb ungeduldig mit dem Ärmel darüber – und sah, wie unten eine Sänfte hielt. Ihre Tür öffnete sich, und eine Frau trat in den wirbelnden Schnee hinaus. Sie war in Pelze gekleidet und hatte es eilig; sie reichte einem der Sänftenträger eine Geldbörse und huschte in das Gasthaus.
    »Das ist aber seltsam«, staunte Rachel, die sich umwandte, um ihre Augen zuerst auf ihren Bruder und dann auf die kleine Uhr zu richten, die im Zimmer hing. »Wer geht denn am Weihnachtsabend um neun Uhr jemanden besuchen? Das kann doch keiner von den Freunden sein?« Denn die Quäker feierten zwar das Weihnachtsfest nicht, und es würde sie daher nicht von einer Reise abhalten, doch die Hunters hatten keine Verbindungen – noch nicht – zu irgendwelchen Freunden aus Philadelphia.
    Hastige Schritte auf der Treppe hielten Denzell von einer Antwort ab, und in der nächsten Sekunde flog die Tür des Zimmers auf. Die Frau mit dem Umhang stand auf der Schwelle, so weiß wie ihre Pelze.
    »Denny?«, sagte sie mit erstickter Stimme.

    Ihr Bruder sprang auf, als hätte ihm jemand eine glühende Kohle an den Hosenboden gehalten, und warf die Tinte um.
    »Dorothea!«, rief er, und mit einem Satz hatte er das Zimmer durchquert und die pelzgekleidete Frau leidenschaftlich in die Arme geschlossen.
    Rachel stand da wie gebannt. Die Tinte tropfte vom Tisch auf den bemalten Segeltuchteppich, und sie hatte das Gefühl, etwas dagegen tun zu sollen. Ihr Mund stand vor lauter Verblüffung offen, und sie hatte das Gefühl, ihn schließen zu sollen, und das tat sie auch. Die Tinte jedoch tropfte weiter auf den Teppich.
    Und ganz plötzlich verstand sie den Impuls, der die Leute zu gotteslästerlichen Flüchen verleitete.
     
    RACHEL HOB DIE BRILLE IHRES BRUDERS VOM BODEN AUF UND BEHIELT SIE IN der Hand, während sie darauf wartete, dass er sich von der Frau löste. Dorothea, dachte sie. Das ist also die Frau – aber ist das nicht Williams Cousine? Denn William hatte seine Cousine auf dem Ritt nach Philadelphia erwähnt. Die Frau war sogar im Haus gewesen, als Denny seine Operation durchführte – aber dann musste Henry Grey ja der Bruder dieser Frau sein! Sie hatte sich in der Küche versteckt, als Rachel und Denny heute Nachmittag in ihrem Haus gewesen waren. Warum …? Natürlich; es war weder Zimperlichkeit noch Angst, sondern der Wunsch, Denny lieber nicht gegenüberzutreten, während er sich auf dem Weg zu einer gefährlichen Operation befand.
    Das verbesserte ihre Meinung von der Frau, obwohl ihr noch nicht danach war, sie ebenfalls an ihren Busen zu drücken und sie Schwester zu rufen. Sie bezweifelte außerdem, dass die Frau ihr gegenüber so empfand – obwohl es gut möglich war, dass sie Rachel noch gar nicht bemerkt, geschweige denn irgendwelche Schlüsse über sie gezogen hatte.
    Denny ließ die Frau los und trat zurück, obwohl er es der Miene seines leuchtenden Gesichtes nach kaum ertragen konnte, sie nicht zu berühren.
    »Dorothea«, sagte er. »Was in aller Welt willst du -«
    Doch er wurde unterbrochen; die junge Frau – sie war sehr hübsch, wie Rachel jetzt sah – trat einen Schritt zurück und ließ ihren eleganten Hermelinumhang zu Boden fallen. Rachel blinzelte. Die junge Frau trug einen Sack. Es gab keine andere Bezeichnung dafür, obwohl sie beim näheren Hinsehen feststellte, dass er Ärmel hatte. Doch er bestand aus einem groben grauen Stoff und hing der jungen Frau so von den Schultern, dass er ihren Körper kaum an einer anderen Stelle berührte.
    »Ich werde Quäkerin werden, Denny«, sagte sie und hob das Kinn. »Ich habe es mir überlegt.«
    Dennys Gesicht zuckte, und Rachel glaubte, dass er sich selbst nicht entscheiden konnte, ob er lachen, weinen oder seine Geliebte wieder in ihren Umhang hüllen sollte. Da es ihr missfiel, etwas so Schönes achtlos auf dem Boden liegen zu sehen, bückte sich Rachel und hob den Umgang eigenhändig auf.

    »Du – Dorothea?«, begann er

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