Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
ZÄHNE. DER Junge war halb bewusstlos, weil sie ihm Laudanum verabreicht hatten, doch er nahm immer noch genug von seiner Umgebung wahr, um seinen Onkel schwach anzugrinsen. Grey konnte die Angst spüren, die Henry durchströmte – und er teilte sie. Er hatte ein Gewirr aus Giftschlangen im Bauch, ein beständiges Gefühl, dass sich sein Inneres wand, unterbrochen von plötzlichen Stichen der Panik.
    Hunter hatte darauf bestanden, Henrys Arme und Beine am Bett festzubinden,
damit sich dieser während der Operation nicht bewegte. Der Tag war leuchtend hell, Sonne funkelte auf dem gefrorenen Schnee, der die Fenster einrahmte, und sie hatten das Bett so zurechtgeschoben, dass er den größtmöglichen Nutzen aus dieser Lichtquelle zog.
    Sie hatten Dr. Hunter von dem Rutengänger erzählt, doch er hatte es höflich abgelehnt, den Mann noch einmal kommen zu lassen. Er meinte, dass dies nach Hexenkunst röche, und wenn er bei diesem Unterfangen Gottes Beistand wünschte, könne er nur aufrichtig darum bitten, wenn solche Künste fernbleiben. Das hatte Mercy Woodcock zwar sehr gekränkt, und sie hatte sich ein wenig aufgeplustert, doch sie hatte dann geschwiegen, zu froh – und zu nervös -, um zu widersprechen.
    Grey war zwar nicht abergläubisch, doch er war praktisch veranlagt und hatte sich sorgfältigst gemerkt, wo der Rutengänger die Kugel gefunden hatte. Dies erklärte er Hunter, der widerstrebend zustimmte. Grey holte ein kleines Lineal zum Abmessen hervor und markierte die Stelle mit ein wenig Kerzenruß auf Henrys Bauch.
    »Ich denke, wir sind bereit«, sagte Denzell und trat ans Bett, wo er Henry die Hände auf den Kopf legte und kurz um Beistand für sich selbst betete, um Ausdauer und Heilung für Henry und dann endete, indem er Gott für seine Anwesenheit dankte. Trotz seiner rein rationalen Einstellung spürte Grey, wie die Anspannung im Zimmer ein wenig nachließ, und setzte sich dem Arzt gegenüber nieder. Auch die Schlangen in seinem Bauch gaben vorerst Ruhe.
    Er ergriff die schlaffe Hand seines Neffen und sagte ruhig: »Halte dich fest, Henry. Ich lasse dich nicht los.«
     
    ES GING SCHNELL. GREY HATTE SCHON VIELE FELDÄRZTE BEI DER ARBEIT gesehen und kannte ihre Eile, doch selbst an diesen Maßstäben gemessen waren Denzell Hunters Geschwindigkeit und Geschicklichkeit bemerkenswert. Grey hatte jedes Zeitgefühl verloren, weil er sich ganz auf die zuckende Umklammerung von Henrys Fingern konzentrierte, auf die Schrille seiner Schreie, die durch den Lederknebel drangen, und auf die Bewegungen des Arztes, flink und brutal und schließlich vorsichtig, während er das Metallstück herauspickte, die Wunde säuberte und sie schließlich vernähte.
    Als er die letzten Stiche tat, holte Grey tief Luft, und es schien ihm das erste Mal innerhalb von Stunden zu sein. Und stellte dank der Kaminuhr fest, dass kaum eine Viertelstunde verstrichen war. William und Rachel standen am Kamin, wo sie nicht im Weg waren, und er sah mit Interesse, dass sie sich an den Händen hielten, ihre Fingerknöchel so weiß wie ihre Gesichter.
    Hunter prüfte Henrys Atmung, hob seine Augenlider, um einen Blick auf seine Pupillen zu werfen, wischte ihm die Tränen und den Rotz aus dem Gesicht und fasste an den Puls unter seinem Kinn. Grey konnte ihn sehen, schwach und unregelmäßig, doch immer noch da, ein schmaler blauer Faden unter der wächsernen Haut.

    »Nicht schlecht, nicht schlecht, dem Herrn sei Dank, dass er mir Kraft geschenkt hat«, murmelte Hunter. »Rachel, bringst du mir das Verbandszeug?«
    Rachel löste sich augenblicklich von William und holte die ordentlichen Stapel der Gazebäusche und Leinenbandagen herbei, zusammen mit einer klebrigen Masse, die grün aus einem Stoffumschlag hervordrang.
    »Was ist denn das? «, fragte Grey und zeigte mit dem Finger darauf.
    »Ein Umschlag, den mir eine Kollegin empfohlen hat, eine gewisse Mrs. Fraser. Ich habe ihn schon bei Verletzungen aller Art Wunder wirken sehen«, versicherte ihm der Arzt.
    »Mrs. Fraser?«, sagte Grey sichtlich überrascht. »Mrs. James Fraser? Wo zum Teu -, ich meine, wo seid Ihr der Dame denn begegnet?«
    »In Fort Ticonderoga«, lautete die überraschende Antwort. »Sie und ihr Mann waren während der Schlachten von Saratoga bei der Kontinentalarmee.«
    Die Schlangen in Greys Bauch erwachten abrupt.
    »Wollt Ihr damit sagen, dass sich Mrs. Fraser jetzt in Valley Forge aufhält?«
    »Oh, nein.« Hunter schüttelte den Kopf, ganz auf seinen Wundverband

Weitere Kostenlose Bücher