Highland Secrets 2
das Studio früher einmal eine Art Gemäldegalerie war und gleichzeitig das Arbeitszimmer von Adam MacLeods Vater. Es war nicht groß. Zumindest hatte ich mir so ein Aufnahmestudio immer größer vorgestellt. Aber es gab ein Pult mit vielen Knöpfen, eine Glasscheibe und hinter dieser Glasscheibe eine Band mit Instrumenten. So gesehen hatte dieses Studio also all das, was ich auch aus dem Fernsehen kannte. Nur die Band selbst hatte etwas weniger, nämlich an. Keins der Mitglieder trug ein T-Shirt oder sonstiges Kleidungsstück, das ihre Oberkörper bedeckt hätte. Mal abgesehen von den zahllosen Tattoos. Ian hatte noch immer die schwarze Lederhose an, die seine muskulösen Oberschenkel so gut betonte. Was Darren trug, konnte ich hinter seinem Schlagzeug nicht erkennen. Kiran trug eine Jeanshose, die zahlreiche Risse und Löcher aufwies, was zugegeben deutlich heißer aussah, als es klang. Conner, der Donnergott, hatte sich auch für eine Lederhose entschieden. Ich war ziemlich sicher, dass es in den Highlands nicht noch eine Band gab, die so ... anregend war.
»Warum haben sie denn nichts an«, fragte ich Kathrin, die mich zu einem der Barhocker zog, die so hinter dem Pult platziert waren, dass man freie Sicht auf die Geschehnisse hinter der Scheibe hatte.
»Sie haben noch viel zu viel an«, murmelte Kathrin und grinste Bob an, der mit hochgezogenen Augenbrauen zu uns hoch sah.
Bob saß auf einem niedrigen Sessel und drückte Knöpfe, die wiederrum Regler wie von Zauberhand hoch- und runterfahren ließen. »Das musst du Ian fragen, Kleine. Ich hab keine Ahnung. Aber wenn er dir das erklärt hat, musst du es mir unbedingt verraten.«
»Wenn sie auftreten, tragen sie doch aber mehr?«
Bob schüttelte den Kopf.
»Nicht?«
»Nein«, bestätigte Kathrin.
Darren schlug seine Sticks sanft gegeneinander und gab einen ruhigen Rhythmus vor. Ich sah auf. Ian zwinkerte mir zu und Kathrin stieß mir in die Seite und strahlte mich wissend an. Dann spielte Ian ein paar leise Töne auf seiner E-Gitarre. Als er anfing zu singen, überzog eine Gänsehaut meine Arme. Was für eine Stimme! Dunkel, herb und elektrisierend.
Ians Stimme hatte große Ähnlichkeit mit der von Dave Gahan von Depeche Mode . Sie war besonders, vibrierte in meinem Körper und ihm zuzusehen, wie er seine Gitarre hielt, seine Lippen nahe an das Mikrofon brachte, es fast zu liebkosen schien, ging mir durch und durch.
Dieser Anblick erregte mich so sehr, dass Hitze durch meine Adern floss wie träge Lava und ich nur noch meine Finger ausstrecken und Ians nackte verschwitzte Haut berühren wollte. Noch nie hatte mich der Anblick eines Mannes so sehr verzaubert und angezogen wie Ians in diesem Augenblick. Sein kinnlanger Pony hing ihm in die Augen und verlieh ihm etwas Wildes. Dazu die Tattoos, die seine Haut zierten, und die E-Gitarre an seinem Körper. Und die schwarzen Stoppeln seines Fünftagebartes, ich wollte meine Finger darin eintauchen und mit meinen Lippen darüberfahren. Wer immer gesagt hatte, Frauen können Männern mit Gitarren nicht wiederstehen, der hatte recht. Dieser Mann auf der anderen Seite des Fensters war die perfekte Verkörperung aller Mädchenträume.
Ich war so in das, was ich sah, vertieft, dass ich erschrocken zusammenfuhr, als der langsame, sanfte Rhythmus urplötzlich in einen harten wechselte und Ian mit lauter, fast kreischender Stimme in das Mikrofon brüllte. Gab es etwas Männlicheres als einen Mann mit einer Gitarre vor seiner breiten Brust? Ich atmete zitternd ein und unterdrückte im letzten Moment ein Aufseufzen.
Kathrin stöhnte neben mir und legte verträumt ihren Kopf schief. »Ich liebe ihre Songs. Sind sie nicht unglaublich gut? Ist Kiran nicht unglaublich? Wenn ich ihm zuschaue, dann werde ich immer ganz kribbelig. Am liebsten würde ich dort reingehen, ihn in sein Zimmer zerren und über ihn herfallen.« Sie leckte sich über die Lippen und verdrehte die Augen nach oben. »Es macht mich ganz heiß, ihn so zu sehen.«
Einen Moment beobachtete ich den Mann mit dem Kinnbart. Er zupfte an den Saiten seiner Bassgitarre, beugte sich nach vorne und sang mit Ian zusammen eine Zeile des Refrains. Die zwei Männer so nahe nebeneinander stehen zu sehen, ein harmonisches Duo, ja das wirkte noch anregender.
Ich nickte bestätigend. Wenn man sich erst mal von den Bandmitgliedern losriss und sich nur ihrer Musik hingab, dann musste man wirklich feststellen, dass sie gut waren. Die Groupies da draußen standen also nicht
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