Highland Secrets 2
über die Bisswunde an ihrem Hals. Sie sah aus wie ein Engel. Ein Engel in seinem Bett. Gregoris Blick glitt tiefer zu der Wölbung ihrer Brüste. Wohlgeformte Brüste, deren Konturen sich deutlich unter dem engen Stoff des moosgrünen Pullovers abzeichneten, der so wundervoll zu ihren großen Augen passte.«
Ian las die Szene laut vor und sah mich abermals fragend an. »Erklär mir, warum Frauen in ihren dunkelsten Fantasien darauf stehen, entführt zu werden.«
Ich rollte mit den Augen, war doch klar, dass er das fragen würde. Ich hoffte nur, dass ihn das Buch bald langweilen würde. Ich ließ mir Zeit damit, den Bissen Fleisch in meinem Mund zu kauen und dann herunterzuschlucken.
»Wir stehen nicht darauf, entführt zu werden«, verteidigte ich meine Geschlechtsgenossinnen. »Hierbei geht es doch gar nicht darum, entführt zu werden. Es geht darum, einem geheimnisvollen, unglaublich starken und sehr attraktivem Mann schonungslos ausgeliefert zu sein.«
»Interessant. Ihr habt also all die Energie in die Emanzipation investiert, die euch befreien sollte von der Unterdrückung des Mannes, nur um euch im Geheimen wieder dorthin zu sehnen?« Ian wirkte sichtlich verwundert.
Ich wand mich nicht nur innerlich, sondern auch körperlich, indem ich auf dem Bett herumrutschte. »Das ist nur eine Fantasie, etwas, wovon wir träumen. Es ist nur für kurze Zeit. Keine Frau würde sich auf ewig einsperren und bevormunden lassen. Ihr Männer habt doch auch eure Fantasien. Wie sieht es denn damit aus?«
»Wir träumen von einem Dreier mit zwei Frauen oder davon, zuzusehen, wie es zwei Frauen miteinander tun. Und ja, gelegentlich wünsche ich mir auch, eine Frau an mein Bett zu fesseln und so dafür zu sorgen, dass sie sich mir ausliefert. Aber das sind Dinge, weswegen mich kein Psychiater einsperren würde.«
»Du glaubst also, ich müsste zum Psychologen, nur wegen einer Geschichte, die ich geschrieben habe?« Ich trank das Glas Wasser, das auf dem Tablett stand in einem Zug und war froh, dass es erfrischend kalt war.
»Nein, das nicht. Aber du musst zugeben, das ist krank.«
»Pff«, machte ich und schob mein Essen mitsamt Tablett ein Stück von mir. Ich würde mit Ian nicht über Frauenfantasien diskutieren.
Ian stieg aus dem Bett, versicherte sich mit einem abschätzenden Blick, ob ich auch gut verwahrt war, und nahm mir das Tablett ab. »Ich bring das nur schnell nach unten, dann muss sich deine Mutter nicht nach oben bemühen. Ich schätze unsere Zweisamkeit nämlich.«
»Ich kein bisschen.«
»Du meinst, du hast dich noch immer nicht mit deiner Situation abgefunden? Woran liegt es? An mir? Aber das hier müsste doch die Erfüllung deiner dunkelsten Fantasien sein? Du bist an das Bett eines Mannes gefesselt, ihm völlig ausgeliefert ...«
»Eines Mannes, ja. Aber nicht eines gefährlich gut aussehenden, unglaublich erotischen Mannes.«
Ian stellte das Tablett auf dem Boden ab, trat zu mir ans Bett – in seinen Augen glitzerte es – und beugte sich über mich. Ängstlich wich ich, so weit es die Handschellen zuließen, vor ihm zurück. Sein Gesicht kam meinem ganz nah, seine Hand legte sich in meinen Nacken und seine weichen, warmen Lippen auf mein Ohr. Mir stockte der Atem und ich spannte jeden Muskel vor Nervosität an.
»Du findest mich also nicht attraktiv?«, hauchte er heiser in mein Ohr.
Ich schluckte schwer. Mein erster Instinkt war: lügen. Aber ich brachte kein Wort über meine Lippen, stattdessen verriet mein zitternder Körper mich. Meine Brustwarzen drängten sich gegen den Stoff meines Shirts und rieben an Ians Oberarm. Bitte lass es ihn nicht merken , flehte ich niemanden Bestimmtes an.
»Vergiss nicht unsere Vorgeschichte«, sagte ich bebend. Weil mich daran festzuhalten mein letzter Verteidigungswall war.
Ruckartig löste sich Ian von mir, in seinem Blick lag Zorn und Enttäuschung. »Wie du wünschst.« Er wandte sich ab, nahm das Tablett und ging. Mein Magen zog sich krampfhaft zusammen, weil mir selbst klar war, dass es falsch war, mich wieder auf diese Geschichte zu berufen. Er hatte mir gesagt, warum er es getan hatte. Und selbst ich musste gestehen, dass ich verstand, dass sein Baby zu retten vorging. Michelle hatte ihn erpresst. Am liebsten wollte ich mich Ohrfeigen. Aber was hätte ich tun sollen?
Ians Nähe verwirrte mich. Er zog mich mit einer Macht an, die ich mir nicht erklären konnte. Und diese Anziehung machte mir Angst. Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte.
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