Highlander meiner Sehnsucht
ungefähr zu der Zeit, als Argyll heiratete.«
Flora erbleichte, denn ihr wurde klar, warum. Wegen mir. Sie hatte die Tatsache betrauert, dass sie nie ihre Geschwister sah und dass sie Hector noch nicht kennengelernt hatte. Ihre Mutter hatte sich ihretwegen wieder mit ihm versöhnt. Wie sehr musste ihre Mutter sie geliebt haben, um ihrem Sohn einen solchen Verrat zu vergeben. Sie hatte ihre eigenen Gefühle für ihre Tochter zurückgestellt. Das war Liebe. Hätte sie dasselbe für Lachlan tun sollen? Der Gedanke beunruhigte sie.
Mit einem tiefen Atemzug wünschte sie sich, sie hätte das Thema nicht angeschnitten. Sicher reagierte sie überzogen. Das hier waren die Highlands. Blutfehden waren ein Teil ihrer Geschichte. Doch Hectors Taten klangen so verräterisch und barbarisch. Lieber Gott, dachte sie und zuckte innerlich zusammen. Hatte sie wirklich Lachlan so bezeichnet?
Hector lächelte sie an. »Aber das ist alles Vergangenheit. Du bist jetzt hier, und das ist das einzig Wichtige.«
Er hatte doch ein nettes Lächeln, oder etwa nicht? Obwohl ihr nicht entging, dass es seine Augen nicht ganz erreichte.
»Auch wenn ich mir wünschte, du wärst schon eher gekommen«, sagte er. »Warum hast du dich geweigert, mit meinen Männern zu gehen?«
Flora vernahm den unmissverständlichen Tadel in seiner Stimme, und sie verspürte den Drang, sich zu verteidigen. »Ich hatte zuerst nicht erkannt, wer sie waren. Ich war geschockt. Dein Mann Cormac hat mich grob behandelt.«
Ärgerlich runzelte er die Stirn. »Du sagtest Aonghus, dass du bleiben möchtest.«
»Das tat ich auch.« Sie machte eine kleine Pause. »Zu dem Zeitpunkt.«
Der Zug um seinen Mund verhärtete sich. Doch als er schließlich seine Frage stellte, klang er so besorgt, dass Flora sich fragte, ob sie es sich nicht einfach nur eingebildet hatte. »Erzähl mir, was geschehen ist.«
Flora berichtete ihm von den Umständen ihrer Ankunft auf Drimnin, ließ dabei aber ihren misslungenen Versuch durchzubrennen aus. Zuerst wirkte er mitfühlend und tätschelte ihr sogar ab und an aufmunternd die Hand, doch als sie zu ihrer Hochzeit kam, verfinsterte sich sein Gesicht.
»Wie konntest du ihn tatsächlich heiraten?«, zischte er mit Augen so kalt wie Onyx.
Der plötzliche Stimmungsumschwung war erschreckend. Sie zwang sich, ruhig weiterzusprechen. »Wie ich sagte, ich hatte keine andere Wahl.«
Offensichtlich unzufrieden mit ihrer Antwort starrte er sie hart an. »Aber du hast ihn verlassen, bevor die Ehe vollzogen wurde. Das ist gut.«
»Ja«, meinte sie vorsichtig. »Ich ging kurz nach der Hochzeitsfeier. Aber …«
Hitze stieg ihr in die Wangen, und seine Augen wurden schmal. »Du hast dich ihm hingegeben.«
»Bevor ich die Wahrheit kannte.« Sie erzählte ihm von der Erklärung, die er ihr vor Rory und ihrem Cousin mit List entlockt hatte.
Sein Gesicht verzerrte sich vor Wut. »Du kleine Närrin!«
Der Ausbruch von Boshaftigkeit war wirklich furchteinflößend. Er holte aus, als wollte er sie schlagen, und sie zuckte zurück, völlig fassungslos, dass dieser grausame Fremde ihr Bruder sein konnte. Gütiger Gott, was hatte sie getan?
Er schien zu erkennen, dass er ihr Angst einjagte, denn er ließ die Hand sinken und gab sich offensichtlich Mühe, seinen
Zorn im Zaum zu halten. »Das wird es natürlich schwieriger machen zu behaupten, dass du nicht rechtmäßig verheiratet bist, aber ich werde mich schon darum kümmern.«
»Aber …« Flora schluckte ihren Einspruch hinunter. Das war es doch, was sie wollte, oder etwa nicht? Warum wehrte sich dann jede Faser ihres Körpers dagegen?
Ihre offensichtlich widerstreitenden Gefühle schienen ihn zu belustigen. »Du wirst ihn schon vergessen, wenn du und Lord Murray …«
Er unterbrach sich. Es dauerte einen Augenblick, bis ihr klar wurde, was er gesagt hatte. »Woher weißt du von Lord Murray?« Diesen Teil der Geschichte hatte sie ausgelassen.
Er lächelte. »Ich nehme an, das ist nun nicht mehr von Bedeutung. Lord Murray und ich haben eine kleine Vereinbarung. Er bekommt dich – oder vielmehr dich und deine Mitgift –, und ich bekomme seinen Einfluss beim König.«
Flora war wie vor den Kopf gestoßen. Die Ironie des Ganzen entging ihr nicht. Genau wie Lachlan hatte Hector sie nur benutzt. Beide waren sie Männer von stahlharter Entschlossenheit und der unerschütterlichen Absicht, alles zu tun, was notwendig war, um zu gewinnen – ohne Rücksicht darauf, wen sie dabei verletzten.
Oder
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