Highlander meiner Sehnsucht
eine Schwester um sich zu haben, erwärmen können.
Doch Coll hatte sich einmischen müssen.
Mit Flora verfügte Hector nun endlich über das Mittel, um der Fehde, die schon so lange zwischen ihnen herrschte, ein Ende zu bereiten.
Bald wäre es vorbei.
Flora erwachte von einem Klopfen an der Tür. In einem Augenblick schlaftrunkener Verwirrung streckte sie sich träge
mit einem breiten Lächeln auf den Lippen, weil sie dachte, sie wäre auf Drimnin. Doch das Glücksgefühl verflog, als die unbekannte Dienerin mit einem Krug frischen Wassers hereintrat. Im Vergleich zu dieser mürrischen Frau wirkte die übellaunige alte Morag fröhlich wie ein junges Mädchen am Maifeiertag. Die dunkle Wolke der Trübsal war ansteckend, und alles, was geschehen war, brach urplötzlich wieder über sie herein.
»Der Chief wünscht, dass Ihr ihm beim Mittagsmahl Gesellschaft leistet«, sagte die Frau düster.
Flora nickte. Anscheinend hatte sie nur ein paar Stunden geschlafen. »Danke …«
»Mairi.«
»Danke, Mairi«, sagte sie, doch die Frau schien nicht geneigt zu sein, sich weiter mit ihr zu unterhalten, und mied geflissentlich ihren Blick.
Flora hatte ihr Kleid ausgezogen, bevor sie sich hingelegt hatte, nun half Mairi ihr dabei, es wieder anzulegen. Auch wenn es von der Reise zerknittert und schlammverkrustet war, musste es genügen, bis sie nach ihren Kleidern schicken lassen konnte. Sie spülte die instinktive Welle von Traurigkeit mit einem kalten Guss Wasser ins Gesicht fort. Der Schmerz würde mit der Zeit nachlassen, sagte sie sich. Das hoffte sie zumindest.
Sie glättete ihr Haar im Spiegel neben dem Bett und verließ das Zimmer, wenn auch nicht erfrischt, so doch zumindest nicht länger kurz vor dem Zusammenbrechen.
Während sie zum großen Saal geführt wurde, um ihrem Bruder Gesellschaft zu leisten, konnte Flora nicht umhin, Mairis seltsames Verhalten zu bemerken. Sie zuckte jedes Mal zusammen, sobald Flora sie ansprach, fast als hätte sie Angst vor ihr.
»Bist du schon lange hier, Mairi?«
Sie nickte.
»Dann bist du nicht von Duart mit meinem Bruder hierhergekommen?«
»Nein!«
Die Heftigkeit ihrer Stimme und der Funken Hass in ihren Augen verblüfften Flora.
Natürlich musste es schwierig sein, erkannte sie. Hector hatte die Burg gewaltsam eingenommen, und die Frau war Lachlan offensichtlich noch treu ergeben. Flora war Hectors Halbschwester, deshalb musste die Frau natürlich annehmen, dass Flora auf Hectors Seite stand.
Sie wollte sie schon des Gegenteils versichern, doch dann hielt sie inne. Was konnte sie denn sagen? Dass sie den Laird geheiratet, ihn aber verlassen hatte? Sie glaubte kaum, dass sie sich dadurch bei der Frau beliebt machen würde. Indem sie hierhergekommen war, hatte sie Hector Lachlan vorgezogen und ihre Pflicht gegenüber ihrem Ehemann verletzt. Die Erkenntnis traf sie unvorbereitet. Lachlans Anschuldigung, sie habe keine Vorstellung von Pflicht und Verantwortung, die ursprünglich bei ihr auf taube Ohren gestoßen war, hatte vielleicht etwas Wahres an sich, das musste sie sich nun eingestehen. Zum ersten Mal verspürte sie den Schatten eines Zweifels darüber, ihren Ehemann verlassen zu haben.
Mairi hatte den Blick abgewandt, doch etwas am Gesichtsausdruck der Frau beunruhigte sie. Sie hatte den Ausdruck eines geschlagenen Hundes, der in die Ecke gedrängt worden, und bereit war zuzubeißen, um sich zu verteidigen. Mehr noch, es war deutlich, dass sie Flora als Bedrohung ansah. Die Feindseligkeit, die sie Hector gegenüber verspürte, erstreckte sich offensichtlich auch auf seine Schwester.
Also versuchte Flora nicht länger, eine Unterhaltung zu führen, sondern musterte stattdessen ihre Umgebung. An dem Ort herrschte eine tödliche Stille. Fast wie in einer Gruft. Ein krasser Gegensatz zu der lebhaften Geschäftigkeit
und den fröhlichen Gesichtern auf Drimnin. Die wenigen Diener, denen sie begegnete, schlugen die Augen nieder, sobald sie sie erblickten. Fast so, als hätten sie Angst.
Es war beunruhigend.
Ebenso wie der Zustand der Burg selbst. Ganz wie Drimnin war Breacachadh ein schlichter Wohnturm mit einer Wendeltreppe in der südöstlichen Ecke, die aufs Meer hinausblickte. Doch hier endeten auch schon die Gemeinsamkeiten. Breacachadh war viel robuster gebaut, mit dicken Steinwänden, einer massiven Ringmauer und einer Brustwehr als zusätzlicher Verteidigungsanlage.
Darüber hinaus konnte sie sehen, dass Breacachadh einmal ein sehr schönes Zuhause gewesen
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