Highlander meiner Sehnsucht
bestellt worden war. Jeder Mann hatte seinen Preis, und der Preis für den Pfarrer der St. Mary’s Kirk bestand aus einer Kiste edlen Rotweins und fünfhundert Silbermerk. Mehr als genug, um jede Geldstrafe auszugleichen, die für das Durchführen einer unvorschriftsmäßigen
Eheschließung gegen ihn erhoben werden könnte.
Eine unvorschriftsmäßige Eheschließung war Floras einzige Möglichkeit. Sie wollte nicht riskieren, dass einer ihrer Brüder oder ihr mächtiger Cousin im Vorhinein von ihren Plänen erfuhr und versuchte, sie aufzuhalten.
Wenn sie schon heiraten musste, dachte sie grimmig, dann sollte es ein Mann sein, den sie sich aussuchte.
Sie verfluchte das Schicksal dafür, dass es sie in diese Situation gebracht hatte. Sie hatte nicht das geringste Verlangen danach zu heiraten. Doch zu ihrem großen Unglück war sie nicht nur die Halbschwester von einem, sondern von zwei mächtigen Highland-Chiefs. Und als ob das noch nicht genug wäre, war ihr Cousin auch noch der einflussreichste Highlander Schottlands. Doch dieser »Ehepreis«, wie man sie empörenderweise nannte, würde es vorziehen, diesen Zustand gänzlich zu vermeiden. Die Ehe machte einen nur unglücklich.
Das Leid ihrer Mutter stand Flora allzu deutlich in Erinnerung.
Aber das wohl Einzige, was noch schlimmer war, als verheiratet zu sein, war es, dazu gezwungen zu werden. Um es nicht auf diese Alternative ankommen zu lassen, hatte sie sich entschlossen, die Angelegenheit bezüglich ihres Ehemannes selbst in die Hand zu nehmen. Was in diesem Fall bedeutete, dass sie auf der Suche nach einem Priester von zweifelhaftem Leumund in einem abgelegenen Pfarrbezirk, in dem man sie nicht erkennen würde, mit halsbrecherischer Geschwindigkeit durchs Land fuhr.
Unauffällig musterte sie den Mann, der ihr gegenübersaß, von der Seite. Selbst in der Dunkelheit im Innern der Kutsche konnte sie den silbernen Schimmer blonder Haare erkennen, die ein Gesicht umrahmten, das man nur als erhaben bezeichnen konnte. Doch obwohl er unbestreitbar schön
anzusehen war, hatte sie sich nicht aufgrund seines Äußeren dazu entschlossen, seinen Antrag anzunehmen. Auch nicht wegen seines Geistes und seiner Intelligenz, wovon er ebenfalls im Überfluss besaß. Sie hatte William gewählt, weil er selbst reich, mächtig und einflussreich war – er brauchte sie dafür nicht. Es bestand kein Grund, daran zu zweifeln, dass er keine anderen Beweggründe hatte als die, die er ihr genannt hatte: Sie waren Freunde, die aus ihrer Verbindung gegenseitig Vorteile ziehen würden.
Ein zusätzlicher Segen war es, dass er sich nicht sonderlich für die politischen Belange der Highlands zu interessieren schien. Und zu diesem Thema hatte sie bereits mehr als genug gehört. Die Tochter hatte die Lektionen ihrer Mutter wahrlich gut gelernt. Lieber würde sie eine Kröte heiraten als einen Highlander.
Lord Murray war zudem unendlich viel anziehender als eine Kröte.
»Und was ist mit dir, William? Hast du irgendwelche Zweifel?«
»Absolut keine.«
»Machst du dir keine Sorgen darüber, was geschehen wird, wenn sie herausfinden, dass …«
»Darum geht es dir also?« Er nahm ihre Hand und drückte sie beruhigend. »Du hast die Briefe geschrieben, nicht wahr?«
Sie nickte. Eine gute Sache daran, so viele Verwandte zu haben, war, dass es viele Orte gab, an denen sie vorgeben konnte, sich dort aufzuhalten, ohne dass jemand tatsächlich Bescheid wusste. Glücklicherweise war die einzige Person, die ihren Aufenthaltsort infrage stellen könnte – ihre Cousine Elizabeth Campbell –, auf Skye, um bei der Geburt von Floras jüngstem Neffen zu helfen. Der zweite Sohn in ebenso vielen Jahren Ehe zwischen ihrem Halbbruder Alex und seiner Frau Meg, die Flora noch nicht kennengelernt hatte.
In dem Jahr, in dem sie an den Königshof gekommen waren, war ihre Mutter zu krank gewesen, um zu reisen.
»Dann besteht auch kein Grund anzunehmen, dass sie es herausfinden werden«, antwortete William zuversichtlich. »Dank deiner Verkleidung wird niemand bemerkt haben, dass du den Palast verlassen hast.«
Als sie bemerkte, worauf sein Blick gerichtet war, berührte sie die weiße Leinenhaube, die sie auf dem Kopf trug, und schmunzelte amüsiert bei der Vorstellung, welchen Anblick sie bieten musste. Flora war in Holyrood House für ihre Neigung dazu, Unfug anzustellen, berüchtigt. Doch sich um Mitternacht als Dienerin verkleidet aus dem Palast zu schleichen, um mit einem der mächtigsten jungen
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