Highlander meiner Sehnsucht
dunklen, rätselhaften Laird of Coll erfahren, aber viel blieb noch immer ungeklärt. Es erstaunte sie, wie sehr diese Rätsel sie faszinierten. Er faszinierte sie.
Doch im Augenblick hatte sie andere Sorgen. Begierig darauf, nach Mary zu suchen, die noch nicht zum Frühstück heruntergekommen war, spülte sie den letzten Bissen trockenen Brotes mit einem Löffel dünnem Gerstenbrei hinunter. Gilly hatte ihr versichert, dass Mary nur müde war, doch Flora beschlich das schreckliche Gefühl, dass es etwas mit dem gestrigen Polieren der Schwerter zu tun haben könnte. Der Laird war außer sich vor Wut gewesen. Hatte er seiner Schwester dafür die Schuld gegeben?
Flora hätte Mary nicht in ihre Pläne einbeziehen sollen. Das liebe Mädchen besaß einfach nicht das nötige Temperament für Unfug – oder, um es genauer zu sagen, für die Auswirkungen, die Unfug nach sich ziehen konnte. Es lag nicht allein daran, dass Mary so ruhig war, sondern sie nahm sich die Dinge auch viel zu sehr zu Herzen. Flora hätte erkennen
müssen, wie es Mary schmerzen musste, ihren Bruder enttäuscht zu haben.
Sie entschuldigte sich und erhob sich von der Tafel, um auf die Suche nach ihr zu gehen, dabei sah sie zufällig aus einem der Fenster.
Der Herzschlag setzte ihr aus, und ein erschrockenes Keuchen kam ihr über die Lippen. Der Schmerz traf sie schnell und hart, fast so, als habe sie ein Maultier vor die Brust getreten. Sie wollte den Blick abwenden, doch sie konnte die Augen nicht von der Szene losreißen, die sich dort unten abspielte.
Lachlan Maclean stand am südlichen Ende des Burghofs in einer Art kleinem Garten, eng umschlungen mit der Frau, die ihn gestern Abend so intensiv angestarrt hatte. Die Frau hatte ihm die Arme um den Hals geworfen und presste sich eng an seine breite Brust. Floras Blick glitt tiefer, und der Magen krampfte sich ihr zusammen. Wenn sie sich nicht täuschte, dann legte die Frau ihre Hand um seinen …
Der Laird entwand sich schnell dem Griff der Frau, doch das linderte nichts an der schmerzhaften Enge in Floras Brust. Sie mochte noch eine Jungfrau sein, aber sie wusste genug, um zu erkennen, dass diese Frau vertraut genug mit seinem Körper war, um eine intime Beziehung vermuten zu lassen.
Energisch riss sie den Blick vom Fenster los und wandte sich wieder zu Gilly um, die noch an der Tafel saß und ihr Mahl beendete. »Gilly, wer war die dunkelhaarige Frau, die deinen Bruder gestern Abend angestarrt hat?« Obwohl sie versucht hatte, die Frage beiläufig klingen zu lassen, schien ihre Stimme ebenso leer zu klingen, wie sie sich im Innern fühlte.
Gillys Messer entglitt ihren Fingern und fiel klappernd auf den Tisch. »Welche Frau?«
Ihre Reaktion ließ erkennen, dass sie genau wusste, welche
Frau sie meinte. Es war ja schließlich nicht gerade so, als stünden mehr als ein Dutzend davon zur Wahl. Die Burg war nicht sonderlich groß, und die meisten Frauen und Kinder von Colls Kriegern befanden sich als Gefangene auf Breacachadh. »Die Hübsche mit den schwarzen Haaren. Ist sie die Verlobte des Lairds?«
Gilly sah sie an wie ein Hase in einer Falle. Mit weit aufgerissenen Augen schüttelte sie heftig den Kopf. »Mein Bruder ist gegenwärtig nicht verlobt.«
Floras Herz klopfte wild. Es gab noch eine andere Möglichkeit, eine, die in den Highlands häufig genug vorkam. Solche Arrangements wurden recht offen gehandhabt. »Dann ist sie seine Mätresse?«
Gilly starrte mit glühend roten Wangen auf ihren Teller und beantwortete Floras Frage dadurch mehr als ausreichend.
Es sollte sie eigentlich nicht überraschen. Viele Highlander hatten Mätressen, und Lachlan Maclean war ein starker, viriler Mann. Seine rohe Sinnlichkeit war eines der ersten Dinge gewesen, die ihr an ihm aufgefallen waren. Was sie nicht erwartet hatte, war, wie sie sich deshalb fühlte. Verletzt. Enttäuscht. Nervös biss sie sich auf die Lippe. Vielleicht sogar eifersüchtig.
Lächerlich.
»Flora, es ist nicht …«
Sie machte eine abwehrende Handbewegung. »Du brauchst nichts zu sagen, Gilly.« Entschlossen straffte sie die Schultern und ignorierte das unerklärliche Brennen in der Kehle. »Ich hätte nicht fragen sollen. Es geht mich nichts an.«
Doch das machte die Enttäuschung nicht weniger bitter.
Mit schnellen Schritten eilte sie zur Tür. »Ich werde kurz nach Mary sehen«, rief sie über die Schulter zurück, da sie nicht wollte, dass Gilly ihr Gesicht sah.
Sobald sie die sichere Dunkelheit des Treppenhauses
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