Highlander meiner Sehnsucht
groß. Sie konnte schwerlich untätig herumsitzen,
während so viele Dinge geradezu nach ihrer Aufmerksamkeit schrien. Zusätzlich zu den Tanzstunden hatte sie begonnen, den Mädchen Lesen und Schreiben in Schottisch und etwas Latein beizubringen. Als bisher schwierigster Aspekt ihres Unterfangens hatte sich die Tatsache herausgestellt, dass es nur eine beklagenswert unzureichende Handvoll Folianten in der Burg gab. Mangels einer richtigen Bibliothek hatte sie das private Arbeitszimmer des Lairds, das hinter dem großen Saal lag, für ihre Zwecke übernommen. Ihre Freunde bei Hofe wären sicher belustigt darüber, wenn sie erfahren würden, dass der Teufelsbraten von Holyrood sich als Lehrerin versuchte, doch Flora hatte sich noch nie so nützlich gefühlt.
Mary und Gilly waren nicht das einzige Ziel ihrer Bemühungen. Sie hatte auch ein paar ernste Unterhaltungen mit Morag über Verbesserungen in der Burg und, trotz ihrer Verbannung aus der Küche, über die Zubereitung der Speisen geführt.
»Krieger. Ha!«, schnaubte Gilly leise, aber gerade noch laut genug, dass Murdoch sie hören konnte.
Sofort machte er einen Schritt auf sie zu, er sah aus, als würde er sie am liebsten erwürgen. Obwohl er noch jung war, konnte Flora schon ansatzweise erkennen, was für ein beeindruckender Mann er einmal werden würde. Doch im Moment war er noch zu erfüllt von jugendlichem Stolz, auf dem Gilly gerade herumgetrampelt hatte.
»Unsinn, Murdoch, du machst das sehr gut.« Flora trat zwischen sie, um die Wogen ein wenig zu glätten. »Es war Gilly, die dir in die Quere gekommen ist«, meinte sie mit einem tadelnden Blick auf Gilly. »Nicht wahr, Gilly?«
Obwohl sie offensichtlich widersprechen wollte, schien sie zu bemerken, dass sie kurz davor war, ihren Tanzpartner zu verlieren – und was das betraf, hatten sie eine sehr begrenzte Auswahl. Es hatte sich als beinahe unmöglich erwiesen,
Männer für Gillys und Marys Tanzstunden zu verpflichten. Noch nie hatte Flora so viele Entschuldigungen gehört. Selbst Murdoch war nur aus dem einzigen Grund hier, weil Alasdair ihn vorgeschlagen hatte, damit dieser nicht selbst zu kommen brauchte, wobei er vor sich hingemurmelt hatte, dass er lieber den Abtritt sauber machen würde, als wie ein Lowland-Pfau herumzustolzieren.
Murdoch sah aus, als wäre er der gleichen Meinung, doch sie waren noch nicht mit ihm fertig. Sie hatten bereits einige der beliebten Tänze eingeübt, unter anderem die schwungvolle Galliarde, eine abgewandelte Form der Volta – ohne die skandalöse Hebefigur –, und die Courante. Nun versuchte sie, den Mädchen einen Reel beizubringen, dazu brauchten sie mindestens vier Personen, obwohl acht Tänzer noch besser wären.
»Ja, es tut mir leid, Murdoch, es war meine Schuld«, entschuldigte Gilly sich liebenswürdig, doch in ihren Augen blitzte Meuterei. Flora beschlich das Gefühl, dass Gilly nur den richtigen Augenblick abwartete, um dem armen Burschen eine Salve beißender Bemerkungen entgegenzuschleudern. Das jedenfalls hätte sie an Gillys Stelle getan.
»Ich verstehe immer noch nicht, warum Ihr Euch all die Mühe macht, Mylady. Es ist wenig wahrscheinlich, dass die da …«, er deutete auf Gilly, »jemals an den Hof kommen wird. Und es braucht mehr als Tanzen, um einen Mann so eine scharfe Zunge vergessen zu lassen – andererseits sind es ja Lowlander«, fügte er geringschätzig hinzu.
Um Floras Mundwinkel zuckte es. Sie brauchte sich offensichtlich um Murdoch keine Sorgen zu machen. Er wusste sich ganz gut zu wehren.
Gillys Gesicht glühte, sie sah aus, als würde sie gleich explodieren und eine Schimpftirade auf Murdoch loslassen, doch Flora bedachte sie mit einem warnenden Blick.
»Als Schwestern eines Lairds sollten die Mädchen an den
Königshof gehen«, erklärte Flora. »Wenn sich die Gelegenheit ergibt, dann will ich, dass sie darauf vorbereitet sind. Sollen wir es noch einmal versuchen?« Sie gab Duncan, dem Dudelsackspieler, der sich nach Kräften bemühte, sein Lachen zu verbergen, ein Zeichen. »Mary?« Das Mädchen war in Gedanken schon wieder abgeschweift. Flora ging zu ihr und führte sie sanft vom Fenster fort, wobei sie sie aufmunternd drückte, als sie den gequälten Ausdruck auf ihrem Gesicht bemerkte. Die Sache mit Mary machte sie nachdenklich. Wie konnte der Laird seiner Schwester das nur antun? Er irrte sich. Mary würde über ihre Gefühle für Allan nicht hinwegkommen. Flora musste Lachl… – den Laird – davon
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