Highlander meiner Sehnsucht
konnte er nicht leugnen, dass er für eine Frau Gefühle entwickelt hatte … Er hatte immer
geglaubt, sich nur seiner Familie und dem Clan verschrieben zu haben. Er hatte sich geirrt.
Endlich erreichte er das Ende des Pfades und sein Pferd. Er war so erschöpft, dass er sich nur noch mechanisch bewegte und seine Instinkte, geschärft durch all die Jahre, in denen er sich bis an den Rand der Erschöpfung getrieben hatte, die Führung übernahmen. Nachdem er sie über den Sattel gelegt hatte, schwang er sich aufs Pferd und nahm sie in die Arme, dann gab er dem Tier die Sporen und ritt hart auf die Burg zu.
Er nahm sich gar nicht erst die Zeit, seinen Männern, an denen er vorüberritt, etwas zu erklären, sondern befahl nur schnell, sie sollten die Nachricht verbreiten, dass er sie gefunden hatte, und zur Burg zurückkehren. Durch den Luftzug des schnellen Ritts konnte er ihren Atem nicht länger auf der Haut spüren, deshalb presste er ihr die Hand auf die Brust, um ihren Herzschlag zu fühlen, doch es erschreckte ihn, wie schwach er war und wie gefährlich langsam.
Er preschte durch das Tor mitten hinein in hektische Geschäftigkeit, die sofort abbrach, als er tropfnass mit dem kostbaren, schlaffen Bündel in seinen Armen auftauchte.
Gilly und Mary mussten bereits an der Tür nach ihm Ausschau gehalten haben, denn sie waren an seiner Seite, kaum dass er einen Fuß auf den Boden gesetzt hatte. Einige seiner Männer, die erkannten, in welcher körperlichen Verfassung er war, wollten ihm zu Hilfe eilen, doch er hielt sie zurück, obwohl sein ganzer Körper vor Anstrengung zitterte. Niemand außer ihm sollte sie berühren. Sie war sein.
»Gott sei Dank, du hast sie gefunden!«, rief Gilly aus. Als sie näher kam, schnappte sie heftig nach Luft und fasste die Angst in Worte, die den gesamten Burghof im Moment seiner Ankunft totenstill hatte werden lassen. »Was ist passiert? Was fehlt ihr?« Ihre Stimme erstarb zu einem Schluchzen. »Ist sie tot?«
»Nein!«, stieß er wild hervor. »Sie atmet noch. Aber ich muss sie hineinbringen und sie wärmen.« Er kämpfte sich die Stufen hoch und genoss den Schwall Hitze, der ihm entgegenschlug, als er den Wohnturm betrat. Ohne zu zögern, hastete er geradewegs auf die Treppe zu.
»Wo bringst du sie hin?«, fragte Mary atemlos, die neben ihm hereilte.
Sein Gesicht war grimmig, und er warf seiner Schwester einen wilden Blick zu. »In mein Bett.«
10
L achlan dachte nicht darüber nach, wie schicklich oder symbolisch es war, Flora in sein Bett zu legen. Alles, woran er dachte, war, dass es in seiner Kammer wärmer war. Das Feuer würde noch brennen. Er wusste genau, was jetzt zu tun war.
Mary riss die Augen auf, doch sie widersprach nicht, wenngleich es sie ganz offensichtlich beunruhigte. Nicht, weil sie befürchtete, dass er etwas Unangebrachtes tun würde – dazu kannte sie ihn zu gut –, sondern weil sie wusste, was es bedeutete. Dass er Flora in sein eigenes Zimmer brachte anstatt in irgendein anderes, kam einer öffentlichen Erklärung seiner Absichten gleich. Sie war sein, genau das sagte er mit dieser Geste aus.
Lachlan scherte sich keinen Deut darum, was andere denken mochten, er wollte sie bei sich haben. So einfach war das.
Wenngleich ihm auch irgendwo im Hinterkopf bewusst war, dass nichts einfach war, wenn es um Flora ging. Kompliziert war es schon seit dem Tag, an dem er sie zum ersten Mal gesehen hatte.
Immer zwei Stufen auf einmal nehmend erreichte er schnell das zweite Stockwerk. Von dem Augenblick an, als er in der Burg angekommen war, hatte er nur noch ein Ziel vor Augen: sie so schnell wie möglich warm und trocken zu bekommen. Während er vom Treppenaufgang in den Gang zu seinen Gemächern hastete, rief er seiner Schwester über die Schulter Anweisungen zu. »Bring mir Decken, frische Kleider, alles, was nötig ist, um sie zu wärmen!«
Mary nickte, hielt aber mit ihm Schritt. »Oh, Lachlan,
warum hat sie das getan? Ist sie hier denn so unglücklich?«
Die Frage versetzte ihm einen heftigen Stich in die Brust. Ja . Doch als er die Schuldgefühle im Gesicht seiner Schwester las, antwortete er ausweichend: »Ich weiß es nicht, Mädchen.«
»Ich dachte, sie mag uns.«
»Das tut sie.« Er sah auf Floras Gesicht herab, und ein kalter Schauer der Erkenntnis durchlief ihn. »Es hat nichts mit dir oder Gilly zu tun«, sagte er fest. »Sie ist wegen mir fortgelaufen.«
Mary warf ihm einen langen, gequälten Blick zu, bevor sie davoneilte, um
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