Highlander meiner Traeume
getragen hatte: Das Plaid mit dem auffälligen Tartan, die Gürteltasche aus Hirschleder und das mächtige Breitschwert in seiner verzierten Scheide. Und natürlich hatte Logan auch den Proviant mitgenommen, den Aline ihm gebracht hatte sowie weitere Leinenstreifen für seine Verwundung.
Schließlich seufzte Aline tief und stand auf, um das Pferd zu füttern und die Eier einzusammeln; sie tat dies mechanisch, und als Bobby seinen mächtigen Kopf an ihre Schulter lehnte, war es Aline, als wolle der Wallach sie trösten. Doch weinen durfte sie nicht, um sich bei Hector nicht zu verraten.
Und so versuchte sie eine unbeteiligte Miene zu machen, als sie eine Viertelstunde später zurück in die Küche Haus kam. Hector saß noch genauso da, wie seine Frau ihn verlassen hatte: Den Kopf in die Hände gestützt und fortwährend stöhnend. Er achtete kaum darauf, dass Aline wieder da war und sich an der Feuerstelle zu schaffen machte; er war so sehr damit beschäftigt, sich selbst zu bemitleiden, dass er weder Aline lange Abwesenheit bemerkt hatte noch ihre bedrückte Miene, selbst wenn sie splitternackt in der Küche gestanden hätte.
Das Frühstück, das sie ihm kurz darauf auf den Tisch stellte, verschmähte Hector mit angewiderter Miene; stattdessen verlangte er einen Krug Apfelsaft, um seinen Nachdurst zu löschen.
*
Und so verging ein Tag nach den anderen. Ruthemore lag noch immer unter einer dicken Schneedecke, und die Menschen waren mürrisch, denn sie sehnten sich nach dem Frühling, nach der warmen Sonne, die die Natur wieder zum Leben erwecken würde.
Aline bekam von alldem kaum etwas mit. Seit Logan fort war, fühlte sie sich so einsam wie noch nie zuvor in ihrem Leben; sie war niedergeschlagen und konnte an kaum etwas anderes denken als an den Schotten, der ihr während seines kurzen Aufenthaltes gezeigt hatte, wie schön es sein konnte, eine Frau zu sein.
Es wurde Ende Februar, der Schnee begann endlich zu schmelzen und ließ schlammige Pfützen zurück. Einmal glitt Aline auf dem Weg zum Einkaufen aus und wäre beinahe gestürzt, denn nachts fror es oft noch einmal, sodass Straßen und Wege zur gefährlichen Rutschbahn wurden. Aber sogar in diesen Schrecksekunden dachte Aline nur an Logan, war in Gedanken bei ihm und versuchte sich vorzustellen, was er wohl gerade machte. Hatte er seine Truppe eingeholt? War er in einen erneuten Kampf verwickelt worden? Musste er wieder so sehr hungern wie auf dem Rückzug nach Schottland?
Diese Gedanken ließen Aline kaum zur Ruhe kommen; oft ertappte sie sich dabei, wie in Trance minutenlang vor sich hinzustarren, ohne zu registrieren, ob das Brot fertig gebacken oder die Milch heiß war. Daran, dass Logan in der Zwischenzeit etwas zugestoßen sein konnte, mochte Aline nicht denken, obwohl er ein sehr gefährliches Leben als schottischer Krieger führte.
Nichts war mehr so, wie es vor seiner Ankunft in Ruthemore gewesen war, und nichts würde jemals wieder so werden. Aline hatte ein freudloses Leben ohne Liebe geführt – wie trostlos es gewesen war, hatte ihr erst Logan Kerr aufgezeigt. War Aline bisher demütig und dankbar gewesen, weil Hector sie vor einer Zukunft in bitterster Armut bewahrt hatte, so wagte sie es nun, ihre Situation kritisch zu hinterfragen. War es wirklich ihr Los, den ungeliebten Ehemann an ihrer Seite zu ertragen, solange sie lebte? Hatte nicht auch sie, das mittellose Waisenmädchen, ein Anrecht auf ein wenig Liebesglück?
Nun, diese Fragen ließen sich kaum beantworten, aber dennoch weigerte sich Aline, ihr Leben weiterhin klaglos zu ertragen – auch wenn sie nicht wusste, was sie dagegen unternehmen konnte.
*
Heftiger Eisregen klatschte gegen die Fensterläden, als Hector seinen dicken Mantel anzog, sich den Dreispitz tief ins Gesicht zog und einen von Aline gestrickten Wollschal um seinen faltigen Hals wickelte.
„Willst du bei diesem Wetter wirklich ausgehen?“, erkundigte sich Aline höflich, obwohl sie es kaum abwarten konnte, dass Hector ins Wirtshaus ging. Denn wenn sie allein war, konnte sie sich ihren Träumen von Logan hingeben.
Verärgert winkte Hector ab. „Es sind ja nur ein paar Schritte. Der Doktor und all die anderen lassen sich von dem bisschen Regen auch nicht von unserer ... Besprechung abhalten.“
Sie nickte emotionslos, während sie in einem Zuber das Geschirr vom Abendessen abwusch. Sie wusste, dass diese ‚Besprechung’ nichts anderes als eine Ausrede war, um gehörig zu trinken, doch es war ihr
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