Highlander und die Hure
jeder Augenblick des Leidens und jede versäumte Gelegenheit erträglich. Während sie ihr eine Strähne aus dem Gesicht strich, wusste sie, dass sie auch diese Trauer ertragen würde.
Iain bedeutete dem Dorfbewohner vorzutreten, dann beugte er sich vor, um den Worten des Mannes zu lauschen; schließlich schickte er ihn mit einem knappen Nicken wieder fort. Mit einem Grinsen auf den Lippen, weil seine Vermutung bestätigt worden war, wandte Iain sich zu seinem Steward um.
„Dann wächst also sein Interesse an meiner Schwester“, stellte er fest.
„Aye“, antwortete Struan. „Haltet Ihr es für klug, nicht einzuschreiten?“
„Der Mann der MacLeries hat nichts getan, was mein Einschreiten notwendig machen würde, Struan, jedenfalls bislang nicht. Außerdem wissen nur wenige, dass sie meine Schwester ist.“
Struan verbeugte sich und zog sich zurück, um Iain allein zu lassen. Der sah zu den anderen Anwesenden im Raum und erkannte einmal mehr, wie viel sich seit jener schrecklichen Nacht vor fünf Jahren verändert hatte. Seine Brüder waren erwachsener geworden, er selbst hatte von seinem Vater die Führung über den Clan geerbt und gleich darauf viele Änderungen eingeführt, die alle dem Nutzen des Clans dienten. Die jetzigen Verhandlungen stellten nur einen kleinen Teil davon dar.
Doch in jüngster Zeit machten ihm Gewissensbisse zu schaffen, weil Marian die Last seines eigenen Verhaltens tragen musste. Er hatte ihr die Rückkehr gestattet, weil er der Hoffnung gewesen war, eine Lösung für ihre Zukunft zu finden, aber bis vor wenigen Tagen hatte das noch zu keinem Ergebnis geführt.
Das Interesse des Friedensstifters an Marian passte ihm sehr. Der Mann war dafür bekannt, dass er sich durch nichts und niemanden von seiner Arbeit ablenken ließ, wenn er Verhandlungen führte. War er im Auftrag seines Lairds unterwegs, suchte er nicht die Gesellschaft von Frauen. Umso bemerkenswerter war daher, was sich hier abspielte, zumal es sich bei der Frau um seine Schwester handelte.
Iain trank einen großen Schluck aus seinem Becher und spekulierte über die Möglichkeiten, die sich daraus ergaben. Einige Stunden später, als das Kaminfeuer nur noch aus bald erlöschender Glut bestand und sich der Saal allmählich leerte, saß er immer noch da, ganz in seine Gedanken versunken.
5. KAPITEL
Duncan wollte seinen Ohren kaum trauen. Robertsons Unterhändler hatte soeben bei seinen Einwänden gegen eine wesentliche Formulierung im Vertrag eingelenkt und auch in verschiedenen anderen Punkten Duncans Forderungen nachgegeben. Innerhalb weniger Stunden waren dadurch größere Fortschritte erzielt worden als an allen vorangegangenen Tagen zusammen. Ob es einen bestimmten Grund dafür gab, vermochte er nicht zu erkennen.
Dennoch war er mit den Zugeständnissen der Gegenseite bislang recht zufrieden, und er fühlte sich versucht, weitere Forderungen folgen zu lassen. Wenn Robertson seine großzügige Ader entdeckt hatte, warum sollte Duncan das nicht ausnutzen? Als Hamish ihm zunickte, wusste er, dass sein Freund die gleichen Beobachtungen gemacht hatte.
„… und ich habe angeordnet, dass es morgen Abend ein Festmahl geben soll, um unsere errungenen Fortschritte zu feiern“, schloss Iain soeben seine Ausführungen.
„Ein Fest? Verzeiht meine momentane Unaufmerksamkeit, Iain, aber spracht Ihr von einem Fest am morgigen Tag?“
„Aye. Viele meiner Leute haben ihr Interesse daran bekundet, den Gesandten der MacLeries und seine Männer kennenzulernen, daher dachte ich, dass ein Fest ihnen dazu eine gute Gelegenheit geben würde.“
Etwas an diesem Angebot erfüllte Duncan mit einem gewissen Unbehagen. „Sosehr ich und auch meine Männer diese freundschaftliche Geste zu schätzen wissen, Iain, fürchte ich, dass uns das zu sehr von unseren Zielen ablenken könnte.“ Er drehte sich um und sah die anderen Anwesenden an. „Vielleicht sollten wir zunächst unsere Arbeit zu Ende führen und anschließend unseren Erfolg feiern.“
Iain kam zu ihm und legte einen Arm um Duncans Schultern. „Ich versichere Euch, ich werde mich dadurch nicht von meinen Zielen ablenken lassen. Wir sind ohnehin nur noch wenige Schritte vom Ende unserer Verhandlungen entfernt, und möglicherweise sind wir bis morgen Abend sogar fertig.“
Duncan musste sich geschlagen geben. Er wusste, wann es ratsam war, einem mächtigen Mann zu widersprechen, und wann man ihm besser seinen Willen ließ. Mit einem Nicken gab er sein
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