Highlander und die Hure
zugleich verlegen nahm sie den Stoff an sich, wischte das Blut weg und gab ihm das Tuch zurück.
Dann zog sie das Bettlaken über sich und sah ihm zu, wie er sein Hemd überstreifte und sich in den Sessel in der Ecke gleich neben den Kamin setzte, um im halbdunklen Zimmer vor sich hin zu starren. Marian beobachtete ihn, da sie nicht wusste, wie sie sein Verhalten deuten sollte, doch irgendwann war sie dann eingeschlafen.
Gesprochen hatten sie seitdem kein Wort mehr, daher wusste sie nicht, wie es um sie beide stand. Jetzt allerdings war die Zeit gekommen, das herauszufinden. Sie zog den Morgenmantel an und legte ihn eng um sich, dann verließ sie das Gemach und begab sich auf die Suche nach der Dienerschaft, die sicher wusste, wo ihr Beutel geblieben war. Sie war noch keine zwei Schritte weit gekommen, da lief sie ihrem Ehemann in die Arme.
„Komm, ich habe Kleidung für dich“, sagte er, griff an ihr vorbei und öffnete die Tür, die sie eben hinter sich zugezogen hatte. Kaum hatten sie das Gemach betreten, schob er den Riegel vor. „Mir ist eben erst aufgefallen, dass du hier oben sozusagen in der Falle sitzt, weil dein Beutel woanders liegt.“
Er bemühte sich, seine Gefühle nicht in seinen Tonfall einfließen zu lassen, doch ob es ihm gelungen war, wusste er nicht so recht. Immerhin machte der Anblick ihres Morgenmantels es ihm so gut wie unmöglich zu vergessen, was sich unter dem Stoff verbarg. Als er an ihr vorbeiging, stieg ihm ihr Duft in die Nase. Sofort erinnerte er sich lebhaft daran, wie sie in ihrer Erregung geduftet hatte, als sie in seinen Armen lag.
Er hätte schon sehr dumm sein müssen, um nicht zu begreifen, dass sie noch Jungfrau war. Aber wenn er ehrlich war, dann hatte er nur wieder diese wunderbaren Laute von ihr wie in der Nacht davor hören wollen, als er sie berührt und geküsst hatte. Es war so unfassbar erregend gewesen, dass er fast noch vor dem ersten Stoß von seiner Ekstase überwältigt worden wäre.
Rasch schob er diese erregenden Bilder zur Seite, die sich ihm im Geiste aufdrängten, und konzentrierte sich auf ihre Sachen – Kleid, Unterkleid und Strümpfe –, die er für sie auf das Bett legte. Wenn er sich selbst gegenüber ehrlich sein wollte, dann musste er gestehen, dass ihn die Ereignisse der vergangenen drei Tage und Nächte immer noch fassungslos machten. Aber es gab zu viel zu erledigen, die Heimreise stand bevor, und somit blieb ihm kaum Zeit, sich länger damit zu beschäftigen.
Auch wenn er die ganze Nacht dagesessen und nachgegrübelt hatte, war die Sache für ihn so unverständlich wie zu Beginn, und jede neue Wendung hatte nur weitere Fragen aufgeworfen. Die Frau, die ihm als Schachfigur im Spiel ihres Bruders erschienen war, hatte sich als weitaus kostbarer entpuppt, als irgendjemand ahnte oder zugeben wollte. Auch wenn er ihr glaubte, dass sie nichts mit dem Mittel zu tun hatte, das ihm von ihrem Bruder eingeflößt worden war, belegte die Tatsache ihrer Jungfräulichkeit, die er ihr so achtlos und ganz ohne Vorwarnung genommen hatte, dass sie in manch anderer Hinsicht sehr wohl in den Plan einbezogen gewesen sein musste.
„Bevor wir aufbrechen, ist noch Zeit genug für dich, im Saal zu frühstücken, aber wenn es dir lieber ist, kann ich dir auch ein Tablett heraufbringen lassen“, bot er ihr an.
Abrupt hielt sie mitten in der Bewegung inne, als sie ihn diese Worte sagen hörte. „Ich war mir nicht sicher, wie deine Pläne aussehen würden, nachdem …“ Ihre zitternde Stimme verstummte, und der Blick, den sie aufs Bett warf, sprach Bände.
„Nichts hat sich geändert“, gab er jäh zurück. Was hätte er sonst auch sagen sollen? „Der Vertrag wurde unterzeichnet, wir sind uns in allen Punkten einig geworden, und damit ist meine Aufgabe erledigt. Es wird Zeit für mich, zu meinem Clan zurückzukehren.“
„Und ich?“, fragte sie, ohne ihn anzusehen. „Was wird aus mir?“
Es war ihm recht, diese Frage lieber heute als morgen zu klären, daher bedeutete er ihr, sie solle ihr Kleid anziehen, während er ihr den Rücken zudrehte. „Ich habe fast die ganze Nacht versucht, deine Rolle in diesem Spiel zu entschlüsseln, aber ich bin zu keiner Antwort gelangt. Bist du sein Bauernopfer oder bist du die Dame in seinem Spiel?“
„Ich bin wohl eher der Läufer, der seine Dame beschützt“, gab sie zurück.
Eigentlich hatte er überhaupt keine Antwort auf seine Frage erwartet, und erst recht keine, die mehr verriet, als sie vermutlich
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