Highlander und die Hure
gehe. Dabei wollte er sich doch für sein ungestümes Verhalten in ihrer ersten gemeinsamen Nacht entschuldigen. Nur wusste er beim besten Willen nicht, wie er das in Worte fassen sollte. Wie erklärte ein Mann seiner jungfräulichen Braut, er hätte die Anzeichen für ihre Unerfahrenheit erkennen müssen, wenn sie selbst wahrscheinlich gar nicht wusste, dass es solche Zeichen überhaupt gab? Wie sollte er ihr klarmachen, dass ein Liebesspiel normalerweise nicht auf eine solche Weise endete? Und dass er beim nächsten Mal vorsichtiger sein würde?
Beim nächsten Mal? Er hatte einen Scherbenhaufen hinterlassen, weil er beim ersten Beweis für ihre Unschuld fast fluchtartig das Bett verlassen und die Nacht im Sessel verbracht hatte, sodass bis zu einem nächsten Mal noch viel Zeit ins Land gehen würde. Immerhin war er, der Mann, der so gut mit Worten umgehen konnte, dass er selbst am heftigsten verfeindete Parteien an einen Tisch bekam, in diesem Fall um Worte verlegen, obwohl er sie dringender denn je benötigt hätte. In jener Nacht hatte sie im Bett gegen das Kopfende gelehnt dagesessen, mit dem Bettlaken bedeckt, und ihn mit einer Mischung aus Ratlosigkeit, Schmerz und Verlegenheit betrachtet. Ihm war nichts in den Sinn gekommen, was er hätte sagen sollen, also hatte er nur vor sich hin gestarrt.
Und jetzt war genau das erneut geschehen. Abermals fehlten ihm die Worte, als es um Marian und das Thema Bett ging. Würde er denn mit ihr niemals so umgehen können, wie es ihm bei allen anderen Menschen möglich war? Und wie hatte sie seine Äußerungen und seine Absicht nur so von Grund auf missverstehen können? Bei den Eiern des großen Thor, wie es sein Freund Rurik in einer solchen Situation ausdrücken würde.
Es war Duncan noch nie möglich gewesen, mit Frauen so ungezwungen zu reden, wie es vor allem Rurik beherrschte. Zwar konnte er vernünftige und unvernünftige Männer zu fast allem überreden, doch sein Verstand und sein Mund schienen getrennte Wege zu gehen, wenn er sich mit einer Frau über Persönliches unterhalten sollte.
Vor allem, wenn es um das Bett und um Schlafarrangements ging!
Als er jetzt auch bei der Gruppe angelangt war, reichte ihm jemand ein Schälchen Porridge und einen Löffel. Ohne ein Mal zu Marian zu sehen, stellte er seinen Leuten einige Fragen, um sich davon zu überzeugen, dass sie mit der Planung für den Rest des Tages vertraut waren. Über die kommende Nacht würde er sich mit ihnen noch vertraulich unterhalten.
Kurze Zeit später waren sie wieder unterwegs und würden in wenigen Stunden die Feste der MacCallums erreichen. Der Himmel war wolkenlos, der Weg trocken, sodass sie nun deutlich schneller reiten konnten als noch vor ein paar Meilen inmitten der Hügel.
Unterwegs versuchte er, sich auf seine momentanen und auch auf verschiedene zukünftige Aufgaben zu konzentrieren. Er musste einen Boten zu Connor schicken, damit der Laird von den Veränderungen bezüglich der Vereinbarungen mit den Robertsons sowie von den Gründen erfuhr, wieso solch großzügige Zusagen ganz ohne eine Gegenleistung gemacht worden waren. Duncan wollte nicht, dass jemand anders Connor etwas über diese Umstände berichtete, und erst recht sollte der Laird durch keinen anderen von der Ehefrau erfahren, die er mitbrachte. Beispielsweise von jemandem wie MacCallum selbst. Darum hatte er auch darauf geachtet, den listigen alten Mann nicht zu früh von seiner Ankunft in Kenntnis zu setzen, damit der nicht noch schnell einen Boten nach Lairig Dubh schickte.
Wie würde Connor auf diese Entwicklung reagieren? Wie viel konnte Duncan seinem Laird anvertrauen? Eigentlich sollte er ihm alles berichten, schließlich hatte er in Connors Auftrag diese Verhandlungen geführt. Durch Marian jedoch hatte sich die Lage grundlegend verändert. Würde die Tatsache, dass sie auf keinen Fall Ciaras leibliche Mutter sein konnte, für so viel Aufhebens sorgen, dass es womöglich besser war, über diese sehr persönliche Tatsache den Mantel des Schweigens zu legen?
Als er jetzt darüber nachdachte, gelangte er zu der Ansicht, dass sie nicht mit ihrem Bruder unter einer Decke steckte. Zugegeben, sie hatte gelogen, was das Kind anging, dennoch konnte sie keine Hure sein, wie man es ihr nachsagte. Dass sie ihm nicht die Wahrheit über sich verraten wollte, das war ihm längst klar. Der wahrscheinlichste Grund für Iains List war der, dass er eigene Hochzeitspläne hegte. Aber solange seine Schwester zugegen war, deren Ruf
Weitere Kostenlose Bücher