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Hilf mir, Jacques Cousteau: Roman (German Edition)

Hilf mir, Jacques Cousteau: Roman (German Edition)

Titel: Hilf mir, Jacques Cousteau: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gil Adamson
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Dad lacht trotzdem jedes Mal.
    Er hat sich eine Minitaschenlampe zwischen die Zähne geklemmt und wühlt im Sicherungskasten herum. Dann nuschelt er mir etwas zu und deutet auf die Werkbank. Vermutlich will er den Schraubenzieher, der dort auf dem einzigen freien Fleck liegt. Ich gehe ihn für Dad holen, trete wieder auf das Stromkabel, mache einen Satz, und der Keller beginnt mir vor den Augen zu flimmern.
    Als ich nach oben zurückkehre, versteckt sich Jacques Cousteau hinter einem Felsen. Andrew läuft zum Fernseher und dreht ihn voll auf. Wir mögen das beide so. Jacques geht in Deckung, als etwas Dunkles vorbeischwebt, irgendwo unter Wasser begleiten ihn Trommeln, Tambourine und ein verzerrter Synthesizer. Ich klaue Andrew seine Cornflakes, und er quengelt und nölt und versucht, sie mir wieder wegzuschnappen. Dieses Spielchen setzen wir fort, bis wir Mum vorfahren hören. Für uns wie der Startschuss zu einem Galopprennen. Andrew versucht, sein Cornflakesschälchen unter das Sofa zu schieben; ich springe auf, schalte blitzschnell den Fernseher aus, flitze in die dunkle Küche und überblicke das ganze Strandgut des Geschirrs, das ich längst hätte in die Spüle räumen sollen; Andrew rast an mir vorbei die Kellertreppe hinunter, um sich in der Waschküche zu verstecken. Ich höre ihn auf die unterste Stufe treten und etwas später Dads Stimme: »Das ist deiner Schwester auch passiert.«
    »Mir reicht’s!« Mum stampft durch die Räume. Ich bereite mich auf einen Ausbruch in Sturmstärke vor – Andrews Panik wegen der Cornflakes ist nicht unbegründet, ich selbst habe ein schlechtes Gewissen, weil ich nie abspüle –, aber Mum ist gar nicht böse auf mich.
    »Ich habe genug von Annette Batter, das Fass ist voll!« Mum kommt von einem Besuch zurück, richtig hübsch mit ihrem Seidenkleid und den ultrahohen High Heels.
    »Janey!«, ruft Dad aus dem Keller. »Ich bin hier unten.«
    »Wenn sie noch ein Wort über diesen verdammten Zaun fallen lässt«, beginnt Mum und klappert in ihren schicken Schuhen vorsichtig die Kellertreppe hinunter, »dann erwürge ich sie. Nein, North, dann erwürge ich dich .« Ich laufe zur Treppe und sehe zu, wie ihre Füße sich dem Kellerboden nähern.
    »Mum, nein!«, rufe ich. »Mum-Mum-Mum!« Sie tritt auf den Boden, das Kabel schmiegt sich perfekt in den fingerbreiten Spalt zwischen Absatz und Sohle, und sie geht unversehrt weiter. Sie dreht sich um.
    »Was denn, Hazel?«
    Ich starre sie an. Wie macht sie das bloß?
    »Was ist denn los?«
    »Ich habe vergessen abzuspülen.«
    »Na, dann mach’s eben jetzt.« Dann wendet sie sich an Dad, ob er bitte, bitte, bitte, wenn ihm etwas an ihrem Seelenfrieden liegt, beim Einparken vorsichtiger sein könne.
    Mein Vater fährt seinen Plymouth Valiant wie ein Wahnsinniger, startet durch wie blöd, nimmt die Kurven, dass die Einkäufe wie Wellen über den Rücksitz rollen. Die Bremsen werden heftig strapaziert, und er parkt stets in einem einzigen Rückwärtsschwung ein, beide Hände auf dem Lenkrad, den Hals nach hinten zur Heckscheibe gereckt. Unser Parkplatz ist exakt so groß wie unser Auto, und jeden Abend rasiert mein Vater vom Zaun der Nachbarin einen Span ab. Und jeden Morgen, wenn der Wagen auf dem Kies losspritzt und auf die Straße schießt, hobelt er einen weiteren Span ab.
    Die Frau nebenan kann uns nicht leiden, weil unser Hund den ihren ungefähr siebenundvierzigmal gedeckt hat, außerdem nimmt sie uns die Sache mit dem Zaun übel. Besonders ärgert sie sich darüber, dass Dads Auto nie eine Schramme abkriegt. Es ist, als wäre der Valiant für seine Aufgabe perfekt geformt, als warte die Stoßstange nur darauf, den Zaun niederzuhobeln. Letztes Jahr hat Dad versucht, den Schaden wiedergutzumachen. Er hat ein Loch gegraben und einen neuen Zaunpfahl eingesetzt, aber die Nachbarin findet, dass er komisch aussieht und, weil er aus frischem Holz ist, von den anderen absticht. Dad hat ihn genau an die Stelle des alten eingesetzt. Und so hat er, bevor er am nächsten Morgen auf die Straße hinausschoss, auch von dem neuen Pfahl einen Span abgehobelt.
    Ich lasse Wasser ins Becken laufen und fange an abzuspülen. Es ist ruhig, und die Schaumblasen sehen im Dunkeln hübsch aus. Ich spritze herum und klatsche die seifigen Teller einen nach dem anderen in das Trockengestell. Sowohl die Haustür als auch die Hintertür stehen offen, und der Hund läuft mit klickenden Krallen hinten herein und vorne hinaus. Dann ist er wieder weg. Ich bin

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