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Hilf mir, liebes Hausgespenst!

Hilf mir, liebes Hausgespenst!

Titel: Hilf mir, liebes Hausgespenst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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den Pfahl sinken, aber der Ausdruck seines Gesichtes zeigte deutlich, was er dachte; sein blondes, strubbeliges Haar schien mehr denn je nach allen Seiten zu stehen.
    „Herr Gröbner ist durchaus im Recht, wenn Sie sich überzeugen wollen.“ Herr Graunke stellte sein Aktenköfferchen auf den Gartenstuhl, um es zu öffnen. „Es heißt im Mietvertrag ausdrücklich, daß beide Seiten... Mieter und Vermieter... innerhalb der ersten drei Monate ohne Kündigungsfrist vom Vertrag zurücktreten können.“
    Monika sah Herrn Graunke wütend an. Dann bewegte sie fast unmerklich die Lippen und sagte lautlos: „Amadeus, hilf! Bitte, hilf!“
    „Hören Sie“, sagte der Vater, „das war aber doch nur eine Rückversicherung für den Fall, daß wir es nicht aushalten würden!“
    „Ja, von Ihrem Standpunkt aus gesehen! Aber für Herrn Gröbner war es eine Rückversicherung für den Fall, daß es Ihnen gelingen würde mit den unerklärlichen Vorgängen fertigzuwerden und dem Haus damit seinen wirklichen Wert...“ Er verstummte mitten im Satz, und der Mund blieb ihm buchstäblich offenstehen.
    Dann sahen es alle.
    In dem frischen Zement zeichneten sich die Spuren schmaler Füße ab, die Eindrücke zeigten sich Schritt für Schritt, ohne daß festzustellen war, woher sie kamen. Sie liefen von der linken Ecke quer über den Boden der Jauchegrube in die rechte und dann den hinteren Rand entlang.
    „Was ist das?“ stammelte Herr Graunke. „Was in Kuckucks Namen ist das?“
    „Es gehört zu den unerklärlichen Vorgängen, von denen Sie fälschlicherweise angenommen haben, daß sie gebannt seien“, erklärte Herr Schmidt.
    „Ich... es... nun…“ Herr Graunke versuchte sich zu fassen. „Nein, das glaube ich nicht. Ich habe es zwar mit eigenen Augen gesehen, aber ich glaube es nicht. Es muß dafür eine ganz natürliche Erklärung geben.“
    „Und die wäre?“ fragte Herr Schmidt.
    „Der Zement ist fehlerhaft. Kein Wunder, wenn Sie als Laie ihn gemischt haben. Er gibt an einigen Stellen nach. Aber... ha, ha, ha... der erste Eindruck war verblüffend!“
    „Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Herr Graunke, ich kann verstehen, daß der Besitzer das schöne Haus nicht gern unter dem Wert vermietet. Aber Sie sollten auch mir glauben, wenn ich Ihnen versichere, daß der Spuk keineswegs gebannt ist. Er existiert nach wie vor. Wir haben uns nur darauf eingerichtet, mit ihm zu leben.“
    „Ein Spuk?“ rief Georg. „Mensch, Peter, ist das wahr?“
    „Halt die Klappe“, sagte Peter.
    „Sie wollen mich hochnehmen, Herr Schmidt“, sagte Herr Graunke mit erzwungenem Lächeln, „aber ich glaube Ihnen kein Wort. Selbst wenn im Haus nicht alles in Ordnung wäre... hier draußen und am hellen Tag kann es doch unmöglich spuken.“
    „Sie haben es ja selber gesehen!“ rief Monika.
    „Ein Fehler im Zement, wie ich sagte...“
    In diesem Augenblick erhob sich eine der schon zurechtgesägten Latten und flog im hohen Bogen über die Wiese; eine nach der anderen folgten ihr, bis endlich neun dort lagen, wo der Zaun aufgerichtet werden sollte.
    „Genug! Genug!“ rief Monika. „Wirf bloß nicht noch die großen Bretter hinterher, sonst werden wir nie fertig!“
    „Nein, nein“, sagte Herr Graunke, „so könnt ihr mich nicht überzeugen. Das war ein Trick. Oder ist noch jemand da, den ich nicht gesehen habe?“ Er trat dicht an die Kreissäge heran, um sich zu vergewissern.
    Aber da war natürlich niemand.
    „Ich glaube nicht an Gespenster“, beharrte Herr Graunke, „ich habe Ihnen von Anfang an gesagt, daß ich nicht an Gespenster glaube. Das sind alles nur dumme Einbildungen und Ammenmärchen. Auch für die fliegenden Bretter muß es eine Erklärung geben. Vielleicht ein plötzlicher Windstoß...“ Er kam nicht dazu, den Satz auszusprechen, denn er fühlte sich emporgehoben und schwebte plötzlich einen guten Meter über dem Boden.
    Alle konnten es beobachten.

    Am meisten staunte natürlich Georg, der bisher nichts von Amadeus gewußt hatte. „Aber so was gibt’s doch gar nicht!“ rief er immer wieder. „So was kann’s doch nicht geben!“
    „Runterlassen!“ flehte Herr Graunke. „Laßt mich runter!“ Sein Wunsch sollte anders in Erfüllung gehen, als er es sich gedacht hatte. Amadeus ließ ihn hinunter, allerdings nicht auf den Platz, auf dem er gestanden hatte, sondern mitten in den frisch zementierten Boden der Jauchegrube.
    Da landete er, blaß wie die Wand, und seine sorgfältig über die Stirn gepappte

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