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Hilfe! Gaby in Gefahr!

Hilfe! Gaby in Gefahr!

Titel: Hilfe! Gaby in Gefahr! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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entgegengesetzte
Richtung.
    Er kannte das Altstadtviertel
wie seine Hosentasche.
    Die erste Seitenstraße rechts.
Kaum war Tim um die Ecke, begann er zu spurten, dann wieder rechts in die
Gasse. Tempo! Wieder bis zur Ecke, wo er einer Frau mit Kinderwagen aus-weichen
mußte. Und nochmal nach rechts.
    Vor sich, zwischen den
vierstöckigen Häuserzeilen, sah er einen Ausschnitt der Altstadt-Straße, von
der er gestartet war. Er stoppte vor der Hausecke, lehnte sein Rad an die Mauer
und schob den Kopf um die Kante.
    Keine zehn Schritt trennten ihn
von der Hinterhof-Einfahrt. Der Kerl war immer noch dort, lehnte in der
Einfahrt an der Mauer, aber Knie und Schutzspitze waren zu sehen.
    Lautlos tigerte Tim an der
Hausfront entlang. Ein Sprung — und er stand vor dem Kerl. Mit Fingern wie
Stahl packte er ihn vorn am Overall, die Karate-Faust abschußbereit.
    „Hallo, mein Freund!“ Tim
grinste in das behaarte Gesicht. „Schon auf Posten? Schon vor der richtigen
Adresse? Für dich ist es die falsche, du Dreckskerl.“
    Er faßte den Vollbart. Ein
kräftiger Ruck.
    Der Typ brüllte auf, aber der
Bart blieb im Gesicht.
    Nur ein paar fettige Kraushaare
hielt Tim in der Hand.
    „Was ist los? Spinnst du?“
quäkte der Kerl. „Hilfe! Überfall!“
    Tim riß ihm die Sonnenbrille
runter — und sah in wässerige, trüb-schwarze Augen, unter denen Tränensäcke
hingen.
    „Shit!“

    Er ließ ihn los, trat einen
Schritt zurück und hielt dem Alten die Sonnenbrille hin.
    „Entschuldigen Sie, bitte! Eine
Verwechslung! Ich suche einen Kriminellen, der sich hier rumtreibt. Er hätte
sich hinter Ihrem Bart und der Brille verbergen können.“
    „Mann, ich gehöre zur
Straßenreinigung.“ Der Alte setzte die Brille wieder auf. „Kriminell war ich
noch nie.“
    „Zur Straßenreinigung? In Ihrem
Alter?“
    „Naja, ich bin auf Rente. Aber
noch so daran gewöhnt, hier morgens zu kehren — das kriegt man nicht aus den
Knochen nach 40 Dienstjahren. Deshalb bin ich morgens immer hier und warte auf
die Kollegen. Aber das faule Volk heutzutage fängt viel später an.“
    „Nochmals Entschuldigung, daß
ich an Ihrem Bart gezupft habe. Dachte, der wäre angeklebt.“
    „Gezupft nennst du das? Du hast
mir fast den Kopf abgerissen.“
    „Schönen Tag noch!“
    Tim holte sein Rad.
    Als er grinsend an dem Alten
vorbeifuhr, hörte er plötzlich seinen Namen. Eine Frauenstimme rief. Auf der
anderen Straßenseite.
    Gabys Mutter stand dort, in
Jeans und Pullover, das Blondhaar hochgesteckt.
    Oskar war angeleint, hatte Tim
jetzt entdeckt und sprang in die Luft mit allen vier Pfoten. Die beiden waren
gassi gewesen, vermutlich drüben im Park.
    Tim hielt neben Frau Glockner.
    Sie war ungeschminkt, weshalb
er die Blässe deutlich sah. „Ja, Tim! Was machst du denn hier? Um diese Zeit!“
    „Guten Morgen, Frau Glockner.“
Er lächelte. „Ich bin schon eine Weile da. Ich will Gaby abholen.“
    „Damit sie nicht allein zur
Schule fährt?“
    Er nickte. „Karl wartet ja erst
an der Stadtgrenze. Langer Weg bis dorthin. Ab morgen sollte Gaby unbedingt mit
dem Schulbus fahren. Das ist sicherer.“
    Tim hatte aus der Hocke
gesprochen, denn Oskar wollte gestreichelt werden.
    Als der TKKG-Häuptling sich
jetzt aufrichtete, wurde er von Gabys Mutter in die Arme geschlossen. Ihre
Augen schimmerten feucht.
    „Auf dich ist Verlaß, Tim. Du
gehst für Gaby durchs Feuer.“ Sie lachte, um ihre Rührung zu verbergen. „Einen
wie dich wünschen sich Mütter als Schwiegersohn. Hast du schon gefrühstückt?
Nein! Mein Mann ist immer noch im Präsidium. Aber nun müssen Gaby und ich nicht
auf männliche Gesellschaft verzichten.“
    „Störe ich auch nicht?“
    „Tim! Bei uns störst du nie.
Das müßtest du wissen.“ Sie deutete über die Straße. „Was war denn mit dem
Kerl?“
    „Ich dachte, es sei der Triebi
— verkleidet. Leider ein Irrtum.“
    Als Margot Glockner die
Wohnungstür aufschloß, kam Gaby aus ihrem Zimmer, frisch gestylt für die Schule
— mit blauem Pulli und Pferdeschwanz-Frisur. Die Kornblumenaugen wurden weit
vor Staunen.
    „Du? Wie kommst du denn jetzt
hierher?“
    „Mit dem Rad, wie sonst!
Außerdem bin ich zum Frühstück eingeladen. Gießt du mir den Tee ein?“
    Wie sich herausstellte: Gaby
hatte großartig geschlafen — trotz der Bedrohung.
    Erstaunlich! Tim bewunderte
seine Freundin.
    Zu dritt am Tisch. Wie
gemütlich! Tim merkte jetzt, daß er Hunger hatte.
    Über den Unhold, den Triebi,
den Sittenstrolch wurde nur

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