Hilfe! Gaby in Gefahr!
standen
mehrere Fahrzeuge — darunter ein Streifenwagen.“
Molnitzka ließ sich auf einen
Sessel fallen und starrte ins Leere.
„Du verdammter Idiot!“ sagte er
leise. „Du Irrer. Du gehörst in die Klapsmühle. Die Chance deines Lebens habe
ich dir verschafft mit meinen Möglichkeiten. Du schwimmst in Geld. Bald hätten
wir genug. Es würde reichen bis ans Ende unserer Tage. Noch ein Jahr
Präzisionsarbeit — und alles wäre gelaufen. Aber du hast es kaputt gemacht.“
„Wieso?“
„Wir hören auf. Keinen Coup
mehr. Nicht einen einzigen.“
„Aber...“
„Kein aber! Das Risiko ist mir
zu groß. Du nimmst dein Geld und verschwindest ins Ausland.“
„Hubert, denk an Bachmüller.
Der ist fällig, der Herr Doktor. Er hat schon klein beigegeben. 645 000 Mark
warten auf uns.“
„Vergiß es! Kein Coup mehr!“
„Ich verstehe“, sagte Diel
gehässig. „Du willst ihn allein abkochen.“
„Bachmüller wird nichts von mir
hören. Es ist vorbei. Endgültig vorbei.“
„Mann, Hubert! Selbst wenn sie
mich schnappen — mit keiner Silbe erwähne ich dich. Das bin ich dir schuldig.
Ich ziehe dich nicht mit rein. Das mit den Frauen ist sowieso nur meine Sache.
Und daß hinter dem Fensterbohrer zwei stecken, wissen die Bullen nicht.“
„Hältst du die für blöd? Die
verhören dich windelweich. Wieso du so phantastisch informiert bist über die
Objekte, werden sie dich fragen. Und irgendwann kommen sie auf mich. Nein, du
mußt verschwinden. Kündige deine Wohnung, nimm dein Geld und ab! Afrika,
Südamerika, Australien! Die Welt ist groß.“
„Ich überleg’s mir.“
„Wenn du in drei Tagen noch
hier bist“, sagte Molnitzka, „bringe ich dich um.“
Diel grinste. Dem fetten
Molnitzka war alles zuzutrauen. Aber keine Gewalttat. Dazu fehlte ihm der
Schneid, die Beweglichkeit und letztendlich auch der Mut.
Vielleicht, dachte Diel, hat
Hubert recht. Hier wird der Boden allmählich zu heiß für mich. Wer weiß, wer
sich an mich erinnert. Vielleicht sogar die Typen beim Arbeitsamt. Irgendwer
kennt einen immer. Auch wenn ich Freundschaften hasse und Bekanntschaften
meide. Tja, ich sollte wohl den Abflug machen in eine ruhigere Zone. Aber
drängen lasse ich mich nicht. Denn eine Rechnung ist noch offen. Wem verdanke
ich den Schlamassel? Nur diesem Bengel. Deshalb greife ich mir seine Freundin.
Nichts wird mich davon abhalten.
20. Gabys tollkühner Vorschlag
Christian Rübler kam zu spät in
die Schule.
Die Nacht war kurz gewesen und
unruhig in seinem Elternhaus.
Während der ersten Pause
erzählte er der TKKG-Bande, daß seine Eltern auf die geplante Ferienreise
verzichten.
„Sie hätten keinen Spaß mehr
daran. Meine Mutter ist völlig fertig. Naja, es hat auch sein Gutes. Ich bin
lieber zu Hause als bei Minkmanns. Die hätten mich aufgenommen für die Zeit.“
„Hat euch Gabys Vater gestern
nacht noch verständigt?“ fragte Tim.
Christian nickte. „Ein dickes
Ding! Jetzt hat also der Fensterbohrer unsere Sachen. Und der ist
personengleich mit dem Unhold. Das hält man im Kopf nicht aus. Irre!“
Sie standen zu fünft auf dem
Schulhof, inmitten des Schüler-Getümmels.
Milde Spätsommer-Sonne beschien
das Internats-Gelände.
Hoch am Himmel zog eine
Formation Wildenten in südliche Richtung.
Tim sah ihnen nach, und für
einen Moment beneidete er sie um ihre Freiheit.
„Etwas hat mich enttäuscht“,
sagte er. „190 Kopien des Phantombildes haben wir verteilt. Ungefähr die Hälfte
der Blätter liegt inzwischen in den Papierkörben. Vor dem Unterricht habe ich
die Runde gemacht durchs ganze Gelände. Der Anlaß war, daß ich drei
Phantombilder fand — zufällig — im Abfallkorb beim Haupteingang. Wir machen uns
Mühe, und diese Luschen hier reagieren mit Gleichgültigkeit.“
„Ja, wir sind eben eine
Wegwerf-Gesellschaft“, meinte Karl. „Aber du mußt das nicht als
Gleichgültigkeit auslegen. Die meisten haben sich das Phantombild eingeprägt
und würden den Kerl erkennen, wenn sie ihm begegnen. Dazu muß man die Zeichnung
nicht unbedingt in der Tasche haben.“
„Hoffentlich hast du recht.“
„Außerdem“, sagte Klößchen, „verkleidet
er sich. Das Phantombild nützt nichts mehr.“
Unauffällig musterte Tim seine
Freundin.
War sie sehr verängstigt?
Gaby wirkte ein bißchen
unausgeschlafen, sah aber trotzdem zum Anbeißen aus. Fand er. Das Haar trug sie
heute offen. Der Blick ihrer Blauaugen war nachdenklich nach innen gekehrt. Und
das gab zu denken.
„Ich
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