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Hilfe, ich habe Urlaub

Hilfe, ich habe Urlaub

Titel: Hilfe, ich habe Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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konnte es irgendwie alles nicht mehr verkraften. Mein Wiedereintritt in die Zivilisation war zu schnell. Die Böden aus Marmor, die Monitore auf den Schreibtischen, die Boutiquen, die Andenkenläden, Frauen mit hohen Stöckelschuhen, Männer, die den Geruch von Rasierwasser verströmten. Mir kam das alles so unwirklich vor!
    Ich stand einfach in der Mitte der Hotelhalle und fühlte mich wie taub. Eine junge schöne Frau kam mit einem Lächeln auf mich zu. In ihrem schneeweißen Tennisdress und ihrem
    Blendaxlächeln sah sie aus wie ein Filmstar, den ich mal auf einer Plattenhülle gesehen zu haben glaubte. Sie roch wunderbar. »Hallo«, sagte sie, »ich bin Olivia Newton-John.«

    Ich zog meinen Bauch ein (Gott sei Dank funktionierten einige Reflexe noch) und versuchte zu erklären, daß wir so aussähen, weil wir gerade aus einer Welt zurückgekehrt seien, in der Fledermäuse schon am Morgen den Himmel verdunkelten - einem Ort, an dem gewaltige rote Jasminbäume durchdringend riechende Blütenblätter auf Vorbeigehende herabregnen ließen und wo exotische Vogel in erstaunlichen Farben zum Frühstück von Ihrem Teller aßen. Doch ich konnte bloß meine Hand ausstrecken und sagen: »Wir waren in Urlaub.« Das schien alles zu erklären.
    Die Begegnung mit Olivia Newton-John brachte mich mit einem Ruck zurück in die
    Zivilisation. Ich bekam die Wirklichkeit langsam wieder in den Griff. Mein Haaransatz mußte nachgefärbt werden. Ich mußte einen Friseurtermin vereinbaren, sobald wir nach Hause kamen.
    Wir hatten Kinder. Sollten wir die Kinder zu Hause in New York anrufen oder es darauf ankommen lassen, einen Herzinfarkt zu kriegen, sobald wir das Haus betraten? Würden genug Brot und frische Milch zum Frühstück dasein?
    Das einzige, das jetzt noch zwischen uns und unserem Zuhause stand, war das Gepäckband und der Zoll.
    Bei der Gepäckrückgabe auf einem Flughafen lassen sich interessante Studien machen, wie gesittete Menschen zu Raubtieren werden. Nach meiner Überzeugung kann es keine wirkliche Hoffnung auf Frieden in der Welt geben, bevor wir nicht zweihundert Leute so weit kriegen, auf geregelte Weise ihr Gepäck vom Band zu nehmen.
    Dieser Flug würde sich in nichts von anderen Flügen unterscheiden. Schon als die Maschine landete, sprangen zweihundert Fluggäste in den Mittelgang, als hätte gerade jemand »Feuer!«
    geschrien. Sie schleiften Flugkoffer, Mäntel, Reiseandenken, Kinder durch kilometerlange Flure, bis sie zur Gepäckrückgabe kamen. Keuchend und nach Luft schnappend sahen sie sich in dem Gelände um und rissen sich um die zwölf Gepäckwagen.
    Die Menschen, die sich fest wie einzementiert direkt an das Band gestellt hatten, waren die letzten, deren Gepäck die Rutsche herunterkam. Fragen Sie mich nicht, wieso das so ist. So ist es einfach.
    Ich wurde fast von einem Mann zu Tode getrampelt, der glaubte, das erste Gepäckstück auf dem Band als seines identifiziert zu haben. Er hätte wissen müssen, daß der erste Koffer immer niemandem gehört. Es ist nur ein Testkoffer, um allen Hoffnung zu machen.
    Die zweite und endgültige Hürde zwischen uns und der Heimat war die Abfertigungsschlange beim Zoll. Hier stehen alle herum, spucken auf ihren Schmuck, damit er alt aussieht, und setzen ihr Pokerface auf. Mir war immer noch ziemlich schlecht, als ich unser Gepäck mit Fußtritten zentimeterweise vorwärts bewegte.
    »Geht’s noch?« fragte mein Mann.
    »Ich schaffe es schon«, erwiderte ich schwach.
    Der Zollbeamte fingerte in der schmutzigen Unterwäsche eines Herrn, der vor uns kontrolliert wurde. Schließlich zog der Beamte einen riesigen Bumerang hervor und drehte und wendete ihn mehrfach hin und her.
    Der Eigentümer hatte das Gefühl, ihn verteidigen zu müssen. »Das ist ein Bumerang«,
    erklärte er.
    Mindestens dreißig Augenpaare richteten sich auf diesen Knallkopf, der ein krummes Stück Holz um die halbe Welt geschleppt hatte, für das er auf keinem Flohmarkt mehr als
    fünfunddreißig Cents kriegen würde.
    »Den hänge ich bei mir in den Hobbykeller«, erzählte er allen. Der Zollbeamte schüttelte nur den Kopf und winkte ihn durch. Irgendwie wußten wir alle, daß sein Bumerang ihm nie wieder so gut gefallen würde wie damals, als er ihn gekauft hatte.

    Wir waren die nächsten, und ich mußte mich auf dem Schalter abstützen, um nicht
    umzufallen. »Machen Sie die auf!« befahl der Beamte und zeigte auf unsere Koffer.
    Er ging wie ein Chirurg vor - professionell und ohne jede

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