Hilfe, ich habe Urlaub
dich aufgezogen hat und dir beigestanden ist in den guten und schlechten Tagen deines Lebens?«
Ich warf noch einen Pandabären dazu, der sich um einen Bleistift klammerte. »Bist du jetzt zufrieden?« fragte ich.
Man versucht verzweifelt, an der fröhlichen, sorglosen Art der Ferien und der ganzen kulturellen Bereicherung, die man auf einer Reise erfährt, festzuhalten, aber das ist nicht so einfach bei der unvermeidlichen Feriennachlese mit Arnold und Doris.
Gut, Sie erwarten nicht, auf Eseln und unter Palmwedeln nach Hause geritten zu kommen. Sie wollen ja gar nicht, daß Ihre Freunde die Straßen säumen und darauf warten, aß Sie sich auf einen Berg stellen und etwas Bedeutendes predigen. Aber ist es denn zuviel verlangt, daß Ihnen eine kleine Gruppe zuhört, während Sie von Ihrer Reise erzählen, und daß Ihre Freunde dann wenigstens sagen: »Das war sicher sehr schön. Habt ihr Fotos gemacht?«
Arnold und Doris reisen ebenfalls und planen ihre Ferien bis ins letzte Detail. Sie glauben, alles sei eine Frage des richtigen Zeitpunkts. Bei ihrem Besuch im Petersdom las gerade der Papst die Messe. Als sie die Hawaii-Inseln überflogen, brach ein Vulkan aus - auf der Seite im Flugzeug, wo sie saßen. Doris und Arnold kommen nie in den Regen. Sie planen das so.
Wir nicht. Wenn wir vor einer Pandabärin stehen, die gerade Junge kriegt, ist uns der Film ausgegangen. Am Tag, an dem wir >Oldd Faithful< besichtigen, hat der berühmte Geysir soviel Druck wie eine defekte Heizung, an der das Ventil abgegangen ist. Wenn wir Rußland besuchen, ist Lenins Grab »leider wieder undicht und zu Reparaturzwecken geschlossen«.
Einmal kamen wir gerade aus Griechenland zurück und fanden Arnold und Doris auf unserer Türschwelle. »Erzählt! Erzählt!« riefen sie. »Was habt ihr gesehen?«
Fröhlich erzählten wir von unseren drei Wochen Griechenland - von der Akropolis und dem Lykabettos bis zum Sindagmaplatz und den königlichen Gärten. Wir platzten vor Aufregung über unsere Besuche in antiken Stadien, archäologischen Museen, Ruinen, Tempeln und
Ausgrabungsstätten. Als wir fertig waren, sah Arnold uns nur an und fragte: »Habt ihr denn nicht bei Syros die Herculonburger probiert?«
Wir schüttelten den Kopf.
»Dann habt ihr nichts von Griechenland erlebt«, sagte er.
Er drehte sich zu Doris um. »Stell dir vor, die Bombecks fahren bis nach Griechenland und probieren dann nicht mal die Herculonburger!«
Doris ließ sich in einen Stuhl fallen, als sei sie gerade von einer Natter gebissen worden. »Du machst Witze! Als nächstes erzählst du mir, sie waren nicht auf dem Flohmarkt von Athos.«
»Wo gibt’s denn da einen Flohmarkt?« fragte ich.
»Ach, Arnold«, stöhnte sie, »ich glaub’ das einfach nicht. Hoffentlich haben sie wenigstens in dem kleinen Laden um die Ecke vom Hotel echte Ikonen für zwei Dollar gekriegt.«
Die Reiseerinnerungen verblassen, und allmählich denkt man immer weniger an verpaßte Flugzeuge, zugige Zimmer, verlorenes Gepäck und Gewaltmärsche zu irgendwelchen
historischen Sehenswürdigkeiten.
Ungefähr im Dezember geschieht dann etwas, das einmal wieder meine Lebensgeister weckt und mich von entfernten Ländern träumen läßt. Mir wird klar, daß ich nichts habe, für das es sich zu leben lohnt. Der Winterschlußverkauf ist gelaufen, meine Fünfmonatserkältung hat sich in meiner Brust stabilisiert, und ich habe gerade den widerlichen Weihnachtsrundbrief von Familie Semple erhalten.
Dieses Jahr hat ihn ihr Hund Max verfaßt und mit einem Pfotenabdruck unterschrieben.
An Max kann ich mich noch erinnern. Er kam einmal mit. Ich habe nie das Gesicht des
Hundes gesehen. Entweder steckte er gerade jemand seine Schnauze zwischen die Beine oder er trank aus der Kloschüssel.
Egal - jedenfalls erhalten wir zu Weihnachten ein Fax von Max dem Wunderhund mit
Berichten darüber, was jedes Mitglied der Familie im letzten Jahr gemacht hat. »Howard mußte sich wegen seiner Hämorrhoiden operieren lassen, wird aber diesen Sommer wieder >in gefährlich guter Form< sein. Fay hat letzten Sommer David Hasselhoff zu sehen gekriegt, als er durch Kalifornien tourte und >Ja! Er ist ein Brocken!«<
»Howard jr. hat geheiratet und kann dieses Jahr nicht mit in den Urlaub fahren. Edwin macht gute Fortschritte im offenen Strafvollzug, und Sissy, sie hat sich scheiden lassen, kann dieses Jahr mit ihren beiden Babys unseren Treck nach Kalifornien mitmachen.« Unten auf dem Blatt hat Max unter seinem
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