Hilfe, mein Chef ist ein Affe
»symbolischen« Babys im Büro, zum Beispiel Spezialkenntnisse, technische Abläufe, gesetzliche Vorschriften oder einen eigenen Kundenstamm.
In der Firma halten wir an unseren »Babys« fest wie am echten Nachwuchs und verteidigen sie, nicht im Interesse der Firma, sondern in unserem eigenen. Sie bestimmen unseren Status. Wenn sie gefährdet sind, kommen wir und damit auch der Veränderungsprozess mächtig ins Stolpern.
Kein Chef sollte also seinem Mitarbeiter statt seines »Babys« eine »Puppe« zum Spielen geben, wenn er Veränderungen plant. Denn nicht einmal ein halbwegs aufmerksamer Bartaffe würde darauf hereinfallen, wenn ein Weibchen seiner Gruppe plötzlich einen Plüschaffen statt eines echten Affenkindes mit sich herumtrüge.
Ich könnte ihn umbringen!
Als die Kindstötung (Infantizid) bei Affen erstmals beschrieben wurde, war das ein Schock. Man war entsetzt, dass Tiere, die mit uns Menschen so eng verwandt sind, zu solchen Gräueltaten imstande sind. Die Wissenschaftler standen zunächst vor einem Rätsel. Bald jedoch fanden sie eine Erklärung, einen biologischen Sinn, der sich hinter diesem Verhalten versteckte: Bei Gorillas und bei Mantelpavianen hat der Haremsführer das alleinige Recht auf Paarung. Logischerweise stammen also sämtliche Jungtiere in der Gruppe von ein und demselben Vater ab. Nach einem Machtwechsel liegt es im Interesse des neuen Gruppenchefs, möglichst schnell eigene Nachkommen zu zeugen. Denn in der Natur geht es nun mal vor allem um das Weitergeben der eigenen Gene. Da stillende Affenmütter aber nicht schwanger werden können, tötet der neue Anführer die Säuglinge in der Gruppe. So sind die betreffenden Weibchen bald wieder empfängnisbereit, und er kann mit ihnen Nachwuchs zeugen.
Bedrohliche Situation. Dieser Silberrücken aus dem Zoo von Apenheul sitzt friedlich Rücken an Rücken mit seinem Nachkommen. In der freien Wildbahn sind die erwachsenen Männchen jedoch die größte Bedrohung für die Jungtiere. Etwa 38 Prozent der jungen Berggorillas sterben nach Attacken durch nicht verwandte Gorillamännchen. Wird ein Silberrücken neuer Anführer einer Gruppe, tötet er als Erstes alle Babys. So kann er sicher sein, dass die Muttertiere bald wieder fruchtbar werden und mit ihm Nachkommen zeugen.
• Seien Sie auf der Hut! Auch im Büro gibt es Kindstötung.
Warum erzähle ich das? Ganz einfach: Kindstötung kommt auch – natürlich in weit milderer Form – im Unternehmen vor. Nach einem Wechsel der Firmenleitung hat nämlich der neue Boss das starke Bedürfnis, die Spuren des Vorgängers zu tilgen. Die »Kinder« des Ex-Chefs – ganz gleich, ob EDV-Systeme, Produkte, Marketingkampagnen, Funktionsbezeichnungen oder Abteilungsstrukturen – werden kurzerhand »abgemurkst«. Außerdem sollten es alle Angestellten tunlichst vermeiden, den ehemaligen Chef zu erwähnen oder gar zu betonen, dass unter ihm alles viel besser gelaufen sei. Wenn Veränderungen im Unternehmen anstehen, leiden also nicht nur die »Kinder« der Angestellten, sondern oft auch die des (Ex-)Anführers.
Alles neu macht der Chef
Sie haben es schon gelesen: Veränderungen können allen großen Stress bereiten. Und doch sind sie notwendig. Jedes Unternehmen muss, um zu überleben, auf Veränderungen in der Umwelt reagieren: Die Konkurrenz nimmt zu, Arbeitskräfte werden knapp, die Büromieten steigen, Mitarbeiter scheiden aus, Führungskräfte wechseln, Produkte verschwinden vom Markt.
Was also macht ein guter Chef, der wohl oder übel Veränderungen durchführen muss und die negativen Konsequenzen für die Betroffenen möglichst gering halten möchte? Er macht sich vorher viele Gedanken über das »Wie?«, das »Wann?« und das »Für wen?«.
Wie macht er alles neu?
Eine Veränderung macht nur Sinn, wenn sie von allen Seiten mitgetragen wird. Leider wird daran viel zu selten gedacht: Kommt ein neuer Kollege in die Abteilung, richtet sich alles Augenmerk auf ihn, und bei einer Fusion steht die Firma im Zentrum des Interesses, nicht die Mitarbeiter. Der Chef erwartet von seinen Mitarbeitern stets enorme Flexibilität, ohne dass sie konkret etwas davon haben.
• Alle Beteiligten sollten an der Veränderung mitwirken können.
Ein gutes Alphatier sollte bei Veränderungen unbedingt darauf achten, dass alle, die davon betroffen sind, im Blickpunkt bleiben! Denn Sie wissen ja: Alles andere führt nur zu Stress!
Wann macht er alles neu?
Auch ein guter Chef kann nicht immer steuern, wann eine
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