Hilfe, mein Chef ist ein Affe
Young Professionals in den Dreißigern hat Potenzial, und das weiß auch der Chef, der sie deshalb mit höchsten Anforderungen und Erwartungen konfrontiert. Die Wahrscheinlichkeit, zum Stressopfer zu werden, ist daher in dieser Gruppe besonders hoch. Und wieder bleiben nur zwei Lösungen: kämpfen oder flüchten.
Etwas anderes ist schuld
Und was sind externe Stressursachen? Das sind Faktoren, die nicht aus der Gruppe selbst, sondern von außen, von einer drittem Partei kommen und so Stress auslösen. Im Büro gehören dazu zum Beispiel der Arbeitsdruck, die externe Konkurrenz, ein Wechsel im Management oder das erzwungene Aufgeben von Gewohnheiten. Es handelt sich also meist um Veränderungen, die dem Mitarbeiter quasi übergestülpt werden. Dabei hängt es, wie schon gesagt, von jedem Einzelnen ab, wie viele externe Faktoren er ertragen kann, bis sein ganz persönlicher Stresscomputer hochfährt. Zudem spielen Dauer und Häufigkeit der Veränderungen eine Rolle.
• Stress kann uns auch von außen auferlegt werden.
Auch die Affen können extern verursachten Stress erleben: In einer von mir beobachteten Makakengruppe zum Beispiel nahm der Stress zu, als einige engagierte Studenten (zu denen auch ich gehörte) täglich vor ihrem Gehege Aufstellung nahmen, denn sie störten den gewohnten Rhythmus.
Übrigens wird der krank machende Stress gerade bei Tieren vor allem durch externe Faktoren ausgelöst, während der menschliche Stress eher bei internen Auslösern eskaliert.
Wie erkennt man, dass jemand Stress hat?
Wie verhalten Sie sich, wenn Sie Stress haben? Also, ich reagiere auf zunehmenden Arbeitsdruck zum Beispiel mit großer Unruhe. Außerdem bekomme ich schlechte Laune und Verdauungsbeschwerden. Hinzu kommen bestimmt auch Veränderungen, die mir selbst gar nicht auffallen, die von meiner Umgebung aber sehr wohl wahrgenommen werden.
• Dauerhafter Stress verändert Körper und Psyche.
Es ist leider so: Stress führt zu Gesundheitsproblemen und Verhaltensänderungen. Das kann sogar so weit gehen, dass sich Menschen oder auch Affen bei Stress völlig verändern. Bei einem Experiment, das in der Schimpansenkolonie im Zoo von Arnheim durchgeführt wurde, konnte man es beobachten: Die Tiere wurden, als sie eines Morgens aus den Schlafkäfigen ins Freie liefen, mit einem ausgestopften Löwen am Rand ihres Geheges konfrontiert. Wider Erwarten blieb der Anführer hinter der Gruppe stehen und kroch in einen Baum, ohne irgendetwas zu unternehmen. Andere Affen wandten sich dagegen dem Löwen zu und verfielen in Imponiergehabe. Sie sehen es selbst: Ein Anführer kann unter Stress zum Angsthasen werden, ein Arbeitnehmer ohne große Ambitionen zur tragenden Säule der Firma.
• In jeder Firma gibt es bestimmte Stress-Indikatoren. Achten Sie darauf.
Ein guter Verhaltensforscher registriert den Stress in einer Affengruppe sofort: Es nimmt wahr, dass sich die Tiere vermehrt lausen und der Lärmpegel steigt. Konflikte nehmen zu, wobei sich neue Koalitionen bilden und einzelne Tiere sich zurückziehen oder ihr Verhalten individuell ändern. Auch ein Chef kann ein guter Verhaltensforscher werden und Anzeichen von Stress bei seinen »Affen« erkennen. Was kann er beobachten? Vielleicht nimmt er wahr, dass mehr gestritten und zugleich intensiver kommuniziert wird. Ziehen sich Kollegen zurück oder werden sie aggressiv, und häufen sich Krankmeldungen und Kündigungen? Geht vielleicht sogar die Produktion zurück, weil die Zusammenarbeit stagniert?
Oft gehören wir leider selbst zur betroffenen Gruppe und bekommen den Stress am eigenen Leib zu spüren. Was dann? Dann sollten wir versuchen, auf Abstand zu gehen und das Gruppenverhalten quasi von außen in den Blick zu nehmen. Nur so können wir Zeichen von Stress erkennen und deuten.
Welche Konsequenzen zieht man bei Stress?
Wie die Affen reagieren auch Menschen bei lang anhaltendem Stress mit Kampf oder Flucht. Dabei entscheiden persönliche Veranlagung und Zusammensetzung der Gruppe, in der man sich befindet, welche der beiden Konsequenzen man zieht.
In den vergangenen Jahren hatte ich mehrmals Gelegenheit, genau diese Reaktionen bei unter Stress stehenden Arbeitnehmern zu beobachten: In einem Unternehmen wurden zum Beispiel Entlassungen für den Fall angekündigt, dass sich die Arbeitsergebnisse nicht verbessern würden. Der Druck auf die Abteilung wurde so stark erhöht, dass zwischen manchen Kollegen Bündnisse bis hin zu Freundschaften entstanden. Es wurde heftig
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