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Hilfe, mein Chef ist ein Affe

Hilfe, mein Chef ist ein Affe

Titel: Hilfe, mein Chef ist ein Affe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick van Veen
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gebunden, in dem sie die Nahrung und Bewegungsfreiheit finden, die sie brauchen. Nur ganz selten sehen sich wild lebende Affen zu Umzügen gezwungen, weil die Nahrung knapp wird oder andere Gruppen ihnen das Territorium streitig machen. Die meisten Tiere aber bleiben in ihrem ursprünglichen Habitat. Was passiert, wenn es ihnen genommen wird, wissen wir alle: Da sie nur begrenzt in der Lage sind, sich an eine neue Umgebung anzupassen, sind viele Arten vom Aussterben bedroht.
    • Im Büro und in der Natur gilt das Gleiche: Jeder Umzug sorgt für Stress.
    Genauso schwierig gestaltet sich der Umzug eines einzelnen Affen oder ganzer Affengruppen im Zoo. Vorab wird genau überprüft, ob die neue Anlage den Bedürfnissen der Tiere entspricht. Die Eigenschaften eines perfekten Affenhauses sind unterschiedlich und variieren je nach Art, aber auch nach Gruppe. In den letzten Jahren hat das Wissen auf diesem Gebiet enorm zugenommen. Mehr und mehr Zoos können daher die neuen Gehege entsprechend gestalten.
    • Wir Menschen sind zum Glück etwas flexibler.
    Da wir nicht mehr wegen der Nahrung an eine bestimmte Lebensumwelt gebunden sind, können wir natürlich leichter umziehen. Und doch binden uns Sozialkontakte, Familienbande und ein Dach über dem Kopf für längere Zeit an einen Ort und setzen einer ständigen Reiselust Grenzen. Deshalb sollte ein berufsbedingter Umzug – auch wenn er uns nicht unbedingt gegen die Natur geht – aufgrund einer (kollektiven) Notwendigkeit erfolgen: Ein Umzug, der nur deshalb stattfindet, weil der Chef das Firmenschild in einer anderen Stadt sehen möchte, wird nicht als Notwendigkeit empfunden.
    Wenn nun einem Umzug keine Notwendigkeit zugrunde liegt und auch wenn nicht genug Zeit für eine Anpassung bleibt, führt das wieder einmal zu Stress. Krankheit und das Ausscheiden von Mitarbeitern können die Folge sein. Deshalb überlegt es sich jeder Mitarbeiter ganz genau, ob er mit seiner Firma mitziehen möchte. Für manch einen kann sich die Suche nach einer neuen Stelle durchaus lohnen.
    Nach dem Umzug gilt: Wie die Affen brauchen auch wir Menschen eine Eingewöhnungsphase. Nur so können wir den Stress umgehen, zahlreiche Veränderungen meistern und von Neuem unseren Platz in der Hierarchie und auch sonst finden.
Lass sofort mein Kind los!
    Bei vielen Affenarten, wie etwa bei Pavianen, Berberaffen und grünen Meerkatzen, steigert ein Baby den Status der Mutter. Manchmal versuchen die anderen Weibchen deswegen sogar, das Kleine an sich zu bringen. Sie erhoffen sich dadurch mehr Ansehen in der Gruppe. Natürlich kommt es zum Streit um den Nachwuchs, und die Mutter kämpft mit allen Mitteln um ihr Kind.
    • Auch die »Babys« der Mitarbeiter eines Unternehmens können von Veränderungen betroffen sein.
    Tatsächlich spielen sich in einem Unternehmen vergleichbare Kämpfe ab, denn auch Arbeitnehmer haben ihre »Babys« in der Firma, die ihren Status mitbestimmen. Das können Gewohnheiten, Privilegien oder Statussymbole sein. Wer beispielsweise eine neue Software im Unternehmen einführen möchte, trifft oft auf vehementen Widerstand. Viele möchten mit dem alten System weiterarbeiten oder es nicht aufgeben, weil sie es selbst entwickelt haben. Sie haben sich natürlich meist kein objektives Urteil über die Qualität des neuen Systems gebildet.

    Baby an Bord! Weibliche Bartaffen haben wenig Einfluss auf ihre Stellung in der Gruppenhierarchie, die im Wesentlichen von ihrer Abstammung bestimmt wird. Der Status der Mutter ist ausschlaggebend für den späteren Status der Tochter. Die einzige Möglichkeit, die eigene Position zeitweilig zu erhöhen, besteht darin, selbst Mutter zu werden. Ein Säugling sichert dem Weibchen erhöhte Aufmerksamkeit und Schutz seitens des dominanten Männchens. Bei Arbeitnehmern sind es ihre symbolischen Babys, die Ansehen verleihen. Droht ein Verlust, werden sie mit aller Kraft verteidigt.
    Ich kenne auch einen Fall, in dem drei kooperierende Firmen ein gemeinsames Automatisierungssystem nutzen wollten. Das Problem war nur, dass jede der Firmen ihr bisheriges System für das geeignetste hielt. Eine objektive Auswahl zu treffen, erwies sich also als ein Ding der Unmöglichkeit. Wie die Entscheidung auch gefallen wäre, zwei der Unternehmen hätten ihr »Baby« aufgeben müssen. Am Ende fiel die Wahl dann auch nicht auf Basis von Qualitätskriterien. Den »Sieg« trug die Firma davon, die ihr System am vehementesten verteidigt hatte.
    • Jeder von uns braucht seine

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