Hilfe, mein Chef ist ein Affe
davon. Es wird weder erwähnt, dass jemand laut wurde, noch dass anderweitig Emotionen gezeigt wurden.
• Im Büro muss es ja nicht gleich Mord und Totschlag geben. Aber ab und zu darf es ruhig hart auf hart gehen.
Was macht diese Technik des Konfliktmanagements mit uns? Ganz einfach: Unser Stresscomputer reagiert zwar auf den Konflikt, aber sein Programm bleibt auf halbem Weg stecken. Wenn wir drauf und dran sind, zu einem (tätlichen) Angriff überzugehen, melden sich Sitte und Anstand zu Wort, oder wir denken an unsere Karrierechancen und lenken ein. Wir können natürlich auch flüchten und das Problem einem anderen zuschieben, während wir nett und freundlich bleiben.
Kurz und gut: Wir unterdrücken unsere natürliche Reaktion. Denn ginge es danach, müssten wir kräftig vom Leder ziehen, und auch möglichst laut, damit es jeder hört. Oder wir würden in Tränen ausbrechen, dem einst so geschätzten Kollegen ein »Rutsch mir den Buckel runter!« zurufen und den Sitzungsraum verlassen. Das haben wir mit unseren nächsten Verwandten gemein, die kein »offizielles Konfliktmanagement« haben. Bei einem aggressiven Konflikt senden sie meist kurze Drohgebärden voraus: ein Hochziehen der Augenbrauen, ein starrer Blick, ein Gähnen. Wenn das nichts hilft, geht es auch schon los: Der Stresscomputer sendet das Signal »Kampf oder Flucht«, und der Konflikt wird voll ausgetragen.
Im Unternehmen sollte unsere nahe Verwandtschaft zu den Affen toleriert werden! Denn das Unterdrücken oder das künstliche Beenden von Konflikten zerstört auf lange Sicht nur unsere natürlichen Mechanismen des Umgangs mit Stress.
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Sinnlichkeit
Jede soziale Gruppe funktioniert nur durch Kommunikation: Während meines Studiums beobachtete ich Honigbienen. Ich sah eine Arbeiterin den traditionellen Bienentanz aufführen. Dieser Tanz ist Kommunikation in seiner schönsten Form! So »erzählte« das Insekt, das gerade mit einer Ladung Blütenstaub zum Stock zurückgekehrt war, den anderen Bienen, wo sie den guten »Nektar« gefunden hatte. Jetzt mussten die anderen Arbeiterinnen nicht selbst die besten Blumen suchen, sondern konnten sich direkt zur empfohlenen Quelle begeben.
• Kommunikation ist alles.
Auch am Arbeitsplatz funktioniert das Gruppenleben nur durch Kommunikation: Meetings, Telefonate, Mails, Besprechungen oder Plaudereien. Und es gibt noch so viel mehr Möglichkeiten, sich mitzuteilen.
Was ist Kommunikation?
Das bedeutet Kommunikation: Ein Sender schickt ein Signal an einen Empfänger aus, der dieses Signal verarbeitet und darauf reagiert. Der Sender ist dabei derjenige, der etwas loswerden oder erreichen will: eine Frau zum Beispiel, die in den Bus einsteigt und – bewusst oder unbewusst – die Aufmerksamkeit auf sich zieht, um einen Sitzplatz angeboten zu bekommen.
• Zur vollständigen Kommunikation gehören: Sender, Signal, Empfänger und Reaktion.
Das Signal enthält die Botschaft, die eine Reaktion beim Empfänger auslösen soll. Das wäre in unserem Beispiel der Satz: »Entschuldigen Sie, junger Mann, ich würde mich gerne setzen.« Art und Intensität des Signals können variieren.
Der Empfänger schließlich nimmt das Signal dann auf und reagiert entsprechend. Dabei muss der Empfänger nicht unbedingt derjenige sein, an den das Signal eigentlich gesendet wurde. Es könnte also der junge Mann im Bus den Platz räumen, den die Frau angesprochen hat, oder auch eine andere Person, die das Signal ebenso empfangen hat.
• Ohne Reaktion keine Kommunikation!
Ein trauriges, aber sehr markantes Beispiel für die zentrale Bedeutung des Empfängers bietet eine taube Schimpansin, die ihr Junges nicht aufziehen konnte. Das Kleine (Sender) schrie vor Hunger (Signal), aber die Mutter (die anvisierte Empfängerin) konnte das Signal nicht hören und reagierte nicht darauf. Einmal setzte sie sich sogar auf das Junge, das sich dabei fast die Lunge aus dem Leib schrie. Auch hier reagierte sie nicht, weil sie das Signal schlichtweg nicht empfangen konnte.
Kommunikation gelingt also nur, wenn das Signal nicht nur ausgesendet, sondern auch empfangen und darauf reagiert wird. Die Reaktion ist dabei eine Veränderung im Verhalten des Empfängers oder das Aussenden eines eigenen Signals durch ihn. Wenn ich vor dem Fernseher sitze, meine Frau mir etwas erzählt und ich nicht darauf reagiere, findet damit noch keine Kommunikation statt. Dies geschieht erst, wenn meine Frau mich fragt: »Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?«,
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