Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hilfe, mein Chef ist ein Affe

Hilfe, mein Chef ist ein Affe

Titel: Hilfe, mein Chef ist ein Affe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick van Veen
Vom Netzwerk:
hinziehen, besonders wenn ausgiebiges Kuscheln angesagt ist. Und bei den Bonobos paart man sich auch noch (unabhängig vom Geschlecht), wenn alles andere nicht genügt. Durch den intensiven Körperkontakt wird Stress abgebaut. Der Konflikt wird aktiv beendet, es kehrt wieder Ruhe ein, und die Gegner können ohne negative Gefühle weiterleben.
    Auch wir kennen vergleichbare Formen der Konfliktbeilegung. Oft versuchen wir eine Versöhnung, indem wir uns entschuldigen und uns die Hand geben. Doch leider schlägt diese Art der Konfliktlösung allzu häufig fehl. In einem Unternehmen konnte ich das einmal live miterleben: Ein Streit zwischen zwei Kollegen lief damals völlig aus dem Ruder. Und das ist noch milde ausgedrückt. Tatsächlich ging es so weit, dass sich einer der beiden in ärztliche Behandlung begeben musste. Am nächsten Tag fand der Chef, dass es höchste Zeit für eine Versöhnung sei. Er nahm die Streithähne ins Gebet und forderte sie auf, sich die Hand zu geben. Und was passierte? Nach dieser erzwungenen Versöhnung konnte ein erneutes Handgemenge nur dadurch verhindert werden, dass man die Kontrahenten »mit Gewalt« voneinander fernhielt. Es ist wie früher in der Grundschule: Hatte man sich mit einem Klassenkameraden gestritten, musste man ihm auf Geheiß des Lehrers die Hand geben und »Entschuldigung« sagen, was oft nur als unverständliches Gemurmel herauskam.
    • Eine Entschuldigung sollte auch wirklich eine sein! Ein Händedruck allein genügt meist nicht.
    Eine Versöhnung, die nicht von beiden Seiten so gemeint ist, kann den Stress nur noch erhöhen. Wenn wir uns nur zum Schein dem gegnerischen Interesse unterordnen und uns geschlagen geben, schwelt der Konflikt unter der Oberfläche weiter. Ungute Gefühle dem anderen gegenüber belasten die Beziehung zu ihm noch jahrelang. Wir können uns erneute Seitenhiebe nicht verkneifen, oder wir flüchten (wir igeln uns ein oder melden uns krank). Natürlich entwickelt man dann auch Rachegefühle. Man beginnt, dem Konfliktpartner Steine in den Weg zu legen, oder macht ihn bei den Kollegen schlecht. Die Faust kommt nicht direkt zum Einsatz, aber indirekt wird kräftig ausgeteilt. Jeder von uns kennt diese hinterhältige Taktik, oder etwa nicht?
    War da was?
    Viele von uns sind konfliktscheu. Deshalb versöhnen sich einige von uns auch nicht explizit, sondern legen einen Konflikt lieber implizit bei: Sie tun einfach so, als wäre nichts gewesen.
    Ich habe das selbst beobachtet: In einem Unternehmen entbrannte zwischen zwei Kollegen ein lautstarker Streit. Inhalt des Konflikts war die Art des Umgangs miteinander. Am Ende des Wortgefechts gingen die beiden Streithähne im Zorn auseinander. Mit anderen Zeugen des Vorfalls spekulierte ich über die Folgen des Streits. Würde sich einer der beiden krankmelden? Würde der Chef eingreifen? Es kam alles ganz anders: Am nächsten Tag erschienen die Kontrahenten wieder im Büro und verloren kein Wort mehr über die Auseinandersetzung. Es schien fast so, als wären sie sturzbetrunken gewesen und hätten alles vergessen.
    • Manche Menschen scheuen die direkte Versöhnung. Sie »lausen« zur Versöhnung lieber eine dritte Person.
    Neben dem nach außen getragenen Vergessen versuchen wir außerdem, uns über einen Umweg wieder anzunähern. Unser Verhältnis normalisiert sich nach und nach, nur der Auslöser des Konflikts wird fortan ängstlich gemieden. Sie wissen es schon: Ähnliches ist auch bei Affen zu beobachten: Nach einer Auseinandersetzung zwischen zwei Tieren kann es vorkommen, dass sie wie zufällig gemeinsam einen dritten Artgenossen lausen. Dabei rücken sie einander Stück für Stück näher, bis sie sich am Ende gegenseitig lausen.
    Das löst die Firma!
    In vielen Unternehmen gibt es ein offizielles Konfliktmanagement. Hier ist es tabu, einen Konflikt offen auszutragen, zu streiten oder Emotionen hochkochen zu lassen. So etwas gehört sich in einer Firma einfach nicht! Das Konfliktmanagement sieht stattdessen vor, die Form zu wahren, auszuweichen, weiterzuargumentieren oder das Problem auf eine andere hierarchische Ebene zu verlagern. Denn Lösungen müssen her, und öffentliche Zusammenstöße sollen tunlichst vermieden werden. Die Beteiligten verharren also in einer von oben angeordneten Art von Waffenstillstand.
    Ich erlebe immer wieder Meinungsverschiedenheiten zwischen Sitzungsteilnehmern. Ihre Stimmlage verrät dabei meist ganz deutlich ihre Erregung. Im Protokoll steht später gar nichts

Weitere Kostenlose Bücher