Hilfe, mein Chef ist ein Affe
man dennoch Haltung (zum Beispiel Arme öffnen) und zeigt sich damit zugänglich für Kritik oder Vorschläge.
Kann ich dir das ganz direkt sagen?
Greifen in einer Affengruppe mehrere untergeordnete Tiere einen ranghohen Artgenossen an, werden sie aller Wahrscheinlichkeit nach später dafür bestraft. Der Angegriffene hat nun zwei Möglichkeiten: Entweder er nimmt sich die wagemutigen Angreifer einzeln vor, ohne dass die anderen etwas davon merken, oder er greift sich nur einen von ihnen heraus. Diesem armen Sündenbock gibt er dann Saures unter lautem Geschrei und möglichst auffällig, sodass alle es mitbekommen.
• Man unterscheidet direkte und indirekte Kommunikation.
Die erste Variante beschreibt das Prinzip der direkten Kommunikation sehr gut. In der zweiten findet auch indirekte Kommunikation statt. Der ranghohe Affe kommuniziert zwar direkt mit dem, den er bestraft, aber zugleich auch indirekt mit den anderen Gruppenmitgliedern, welche die Strafaktion mit ansehen. Bei der indirekten Kommunikation gibt es also meist mehrere Empfänger, die ein vom Sender verschicktes Signal wahrnehmen und darauf reagieren.
Indirekte Kommunikation ist auch bei uns Menschen sehr beliebt. Man denke nur an das Telefonat im Büro: Viele Kollegen telefonieren in einer Lautstärke, die selbst eine Buschtrommel übertönen könnte. Das bringt dem Gesprächspartner zwar nichts, aber den anderen Kollegen tut man auf diese Weise kund, wie bedeutend man doch ist. Ein anderes Beispiel ist der Umgang mit Angestellten, die ihre Kündigung einreichen. Die anderen Mitarbeiter können und sollen oft genau verfolgen, wie der Chef darauf reagiert. Denn beim Weggang eines bewährten Angestellten kann selbst der korrekteste Boss aus der Rolle fallen und tief in die Trickkiste greifen: Er jammert: »Das können Sie uns doch nicht antun!«, oder er droht: »Ich muss wohl mal ein Wort mit Ihrem neuen Arbeitgeber reden.« Manches Mal setzt er den Gehenden auch herab: »In diesen Zeiten zu kündigen, ist nicht gerade sehr klug.« Oder verspricht ihm das Blaue vom Himmel herunter: »Bei uns haben Sie doch Zukunft.« Die anderen indirekten Empfänger erhalten so wichtige Botschaften, die Rückschlüsse auf ihren eigenen Stellenwert in der Firma zulassen.
• Oft wünschen wir uns, dass gerade die indirekte Kommunikation beim Empfänger ankommt.
Übrigens geben wir gerade bei steigendem Stress gerne indirekte Signale ab, in der Hoffnung, dass sie an die richtige Adresse gelangen. Das geschieht dann oft sogar unbewusst. Auch in einer Affengruppe wird bewusst oder unbewusst indirekt kommuniziert. Wenn ein Alphamännchen sich vor aller Augen mit einem Weibchen paart – sein Status erlaubt ihm das, einen Angriff vonseiten eines Geschlechtsgenossen hat er nicht zu befürchten – sagt er damit indirekt und vermutlich unbewusst: »Seht her, ich bin der Boss, die Weibchen gehören mir!«
Ich sehe alles!
Unsere Augen sind ein wichtiges Werkzeug der Kommunikation. Damit empfangen wir ein breites Spektrum von visuellen Signalen, die andere beispielsweise über ihr Äußeres, ihren Gesichtsausdruck und die Körperhaltung senden. Die Augen helfen uns nicht nur, die Botschaften wahrzunehmen, sondern auch, sie zu lesen. So verstehen wir, was der Sender will. Diese komplexe Form der Kommunikation kennt nur der Mensch.
Kleider machen Leute
Ein wichtiges Utensil, mit dem wir tagtäglich visuelle Signale aussenden und so bewusst oder unbewusst kommunizieren, ist unsere Kleidung.
Und die Affen? Natürlich kommunizieren auch die Affen mithilfe ihres Äußeren. Ich hatte das ja schon erwähnt: Ein großes, gesundes und kräftiges Tier hat bessere Chancen auf eine Führungsposition und – je nach Art – auch bessere Fortpflanzungschancen als andere, die eher kümmerlich daherkommen. Das Aussehen der Affen hat entscheidende Bedeutung für die Gestaltung ihres Zusammenlebens: Schimpansen und Mantelpaviane beispielsweise können bei Machtkämpfen die Haare sträuben. Die aufgeplusterten Kerle wirken so viel größer und eindrucksvoller, als sie tatsächlich sind. Kranke Tiere versuchen, ihre Schwäche möglichst lange zu kaschieren, um einen gesunden Eindruck zu erwecken.
Fruchtbare Schimpansen- und Bonoboweibchen signalisieren den Männchen unmissverständlich ihre Paarungsbereitschaft, indem sie ihre geschwollenen Genitalien zur Schau stellen.
Des Kaisers Bart. Zur Familie der Krallenaffen gehört der Kaiserschurrbarttamarin. Sein langer weißer Schnurrbart ist
Weitere Kostenlose Bücher