Hilfe, mein Chef ist ein Affe
unter ihm vorbehalten.
Mit gutem Beispiel voran
So wie er erleben es leider viele Führungskräfte. Sie verstehen sich nicht mehr als Teil der Gruppe und platzieren sich in einer anderen Sozialstruktur. Die Kunst besteht jedoch darin, mit der Belegschaft die Perspektive zu tauschen. Nur so wird deutlich, dass jeder Mitarbeiter den obersten Chef noch immer als Teil seiner eigenen Sozialstruktur betrachtet. Verhaltensweisen, die von den Mitarbeitern erwartet werden, müssen daher auch auf der Führungsebene anzutreffen sein. Denn Vorbildfunktion hat man auf jeder Ebene!
• Wenn der Chef auch nicht mehr jeden Angestellten sieht, so sieht doch jeder Angestellte den Chef.
Auch im Zusammenhang mit Veränderungen der Unternehmenskultur gibt es hier eine wichtige Lektion zu lernen: Wenn Verhalten verändert werden soll, ist das eigene Vorbild nach wie vor das effektivste Instrument.
Das Lausen nicht vergessen!
Ein spannender Fall
Noch eine Geschichte aus meiner »Workshop-Praxis«: Mehrere Angestellte verschiedener Abteilungen eines Krankenhauses waren bei bestimmten Aufgaben auf Zusammenarbeit angewiesen. Aber sie taten es nicht. Die Fragestellung war klar: Warum war das so?
Um ihnen weiterzuhelfen, sollte ich als Beobachter an einer der Besprechungen teilnehmen, die sie alle zwei Wochen abhielten. Sofort fiel mir auf: Jeder betrat für sich den Raum und setzte sich nach einem knappen, förmlichen Gruß irgendwohin. Dann begann er, in seinen Unterlagen zu lesen, und wartete, dass der Leiter die Sitzung eröffnete. Die Tagesordnung wurde innerhalb des vorgesehenen Zeitplans, auf die Minute genau, tadellos abgearbeitet. Niemand machte einen Scherz, niemand wich vom Thema ab – eine höchst effektive Sitzung, wie es schien. Am Ende nahm jeder seine Unterlagen, stand auf und verließ den Raum auf ähnliche Weise, wie er hereingekommen war. Ruhe, Ordnung und Disziplin hatten die Sitzung beherrscht.
Fellpflege
Manchem Chef mag das geradezu ideal erscheinen. Was war also schiefgelaufen? Eigentlich liegt es auf der Hand: Menschen sind nun mal keine Roboter! Wie die Affen müssen sie einander »lausen«, Beziehungen müssen entstehen, es muss gelacht und geklatscht und Kaffee eingeschenkt werden. Und anschließend braucht man eine Nachbesprechung. Denn gute Zusammenarbeit erschöpft sich nicht darin, Termine zu vereinbaren und sich die Absicht der anderen anzuhören. Um die natürliche Dynamik zu erhalten, muss man auch etwas füreinander tun und den Kollegen und sich selbst etwas gönnen.
• In Beziehungen sollte man investieren, oder anders gesagt: Gemütliches Lausen ist angesagt!
Die Randbedingungen dafür muss natürlich der Sitzungsleiter, müssen die Chefs schaffen. Häufig erlebe ich jedoch, dass sie jeder nichtinhaltlichen Diskussion schnell aus dem Weg gehen – obwohl sich gerade dabei Beziehungen herausbilden. Deshalb sollte bei jedem Meeting Zeit für soziale Interaktion und Bindungsarbeit eingeplant werden.
Die Kinder ziehen lassen!
Ein spannender Fall
Und jetzt ein typisches Problem aus der Welt der Kinder: Ein Bauunternehmer berichtete uns von Schwierigkeiten mit einem älteren Zimmermann in seiner Firma: Er hatte den Mann regelmäßig aufgefordert, sein Wissen und Können an die jüngere Generation weiterzugeben. Unter den verschiedensten Vorwänden hatte sich dieser der Aufgabe immer wieder entzogen. Ein klassischer Fall! Der Zimmermann wollte sein »Baby« nicht loslassen. Für ihn war sein Können eine Kunst, einzigartig und im Betrieb unentbehrlich, ein »Kind«, das er hegte und pflegte. Das ähnelte schon fast den Berberaffen, welche die Jungtiere ihrer Artgenossen kidnappen und als Statussymbol herumzeigen. Der Zimmermann versuchte, seine Position und seinen Status bis zum Rentenalter zu sichern, was aber letztlich auf Kosten des Betriebs ging.
Inzwischen ist der Fall gelöst. Er gibt sein Wissen weiter, im Tausch gegen zwei neue »Kinder«: eine Arbeitsplatzgarantie bis zur Verrentung und einen neuen Status als Ausbilder im Bereich Holzbearbeitung.
Der Kindergarten wird geschlossen
Immer wieder werde ich gefragt, was denn eigentlich mit den »Babys« im Unternehmen zu tun sei, gerade wenn sie Veränderungen behindern oder die Kontinuität gefährden. Ich empfehle, schrittweise vorzugehen:
Im ersten Schritt sollten die »Kinder« auch als solche erkannt werden. Im Zuge von Veränderungsprozessen wird oft sehr ausführlich über die Hemmschwellen diskutiert, die Veränderungen blockieren,
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