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Hilflos in deinen Armen

Hilflos in deinen Armen

Titel: Hilflos in deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGARET MOORE
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Mylady. Es heißt, Sir Bayard sei ein berüchtigter Frauenheld und obendrein ein Feigling. Bei Hofe soll er über fünfzig Damen verführt haben, und beim Feldzug in der Normandie hat er eine ihm anvertraute Burg aufgegeben. Nach knapp einer Woche Belagerung! Auch die junge Gemahlin des französischen Herzogs, der ihn gefangen nahm, soll seinen Verführungskünsten erlegen sein.“
    Gillian zog die Augenbrauen zusammen. Wie ein Hasenfuß kam Sir Bayard ihr nicht vor, doch wie wollte man das beurteilen außer in der Schlacht? Und was den Herzensbrecher anging … Bei seinem schmucken Aussehen ließ sich durchaus nachvollziehen, dass er bei den Damen leichtes Spiel hatte. Ihre Mägde jedenfalls benahmen sich wie alberne Gänse, wenn er sich in der Nähe aufhielt.
    Andererseits hatte er sich nicht so benommen wie jene lüsternen Edelleute, die Averette aufsuchten und vorgaben, sie kämen einzig und allein der Tochter des Burgherrn wegen. Gleichzeitig stellten sie jeder Dienstmagd nach, die ihnen über den Weg lief.
    Falls der Weinhändler also nur allseits bekannte Klatschgeschichten aufwärmte, durfte man auf seine Darstellungen nicht allzu viel geben. Adelaide hatte ihr beispielsweise auch einmal berichtet, was für tolldreiste Gerüchte über die Frauen von Averette kursierten. „Ach, wirklich?“, fragte sie, an ihren Verwalter gewandt.
    „Leider ja, Mylady“, bekräftigte der Weinhändler zögernd. „Bei Hofe nennt man ihn den ‚Zigeuner-Galan‘, weil er von einem Schlafgemach zum anderen zieht und die Herzen der Damen raubt.“
    Das durfte sie eigentlich weder überraschen noch enttäuschen. Was wusste sie schließlich schon über Sir Bayard de Boisbaston? Ernüchtert war sie gleichwohl. Immerhin bestand ja die Möglichkeit, dass er ihr angeheirateter Verwandter war.
    „Sein Knappe gibt auch gern zum Besten, wie Sir Bayard einmal auf einen Minnesänger traf, der vor einem Turnier den Damen ein Ständchen brachte“, berichtete Dunstan. „Der fahrende Musikus hatte von den angeblichen Heldentaten des Ritters gehört und bat ihn um ein Pferd als Lohn für seinen Gesang. Sir Bayard sagte zu, erblickte einen herangaloppierenden Recken, schickte den Reitersmann kurzerhand aus dem Sattel und übergab das Ross dem Minnesänger, ehe der mit seinem Lied fertig war.“
    Gillian war diese Geschichte nicht neu. Allerdings ohne Beteiligung von Sir Bayard. „Das war aber der Earl of Pembroke!“
    „Dann schmückt Sir Bayard sich zumindest mit fremden Federn!“, betonte Dunstan.
    Falls das stimmte, legte sie keinen gesteigerten Wert darauf, mit einem Kerl wie Ritter Bayard verwandt zu sein. Ob Adelaide wusste, was für ein Schlawiner das war? Möglicherweise kannte sie ja nicht einmal den eigenen Ehemann richtig! Die Heirat war quasi im Schweinsgalopp erfolgt, wie es schien.
    „Kennt Ihr denn auch seinen Bruder?“, fragte sie den Händler. „Lord Armand de Boisbaston?“
    „Allerdings“, erwiderte er, schon leidlich selbstbewusster. „Was dem bei Marchant zugestoßen ist, das geht auf keine Kuhhaut. Der König hätte ihm Verstärkung schicken müssen.“
    Wieso diese Krämerseele sich herausnahm, den König zu kritisieren, war Gillian ein Rätsel. „Es steht uns nicht an, die Entscheidungen seiner Hoheit infrage zu stellen.“
    „Nein, nein, selbstverständlich nicht“, beteuerte der Angesprochene hastig und unterwürfig lächelnd. „Ich meinte auch nur die unglückselige Gefangennahme von Lord Armand. Seit seiner Rückkehr hat sich das Blatt ja nun zu seinen Gunsten gewendet. Gleich bei seiner Ankunft am Hofe gewann er auf Anhieb das Herz Eurer Frau Schwester.“
    So schnell war das gegangen? Oder war das auch nur eins von diesen Ammenmärchen, die mit jeder Wiederholung aufgebauscht wurden?
    „Wie man sieht, liegt Schönheit in Eurer Familie.“
    Um ein Haar hätte sie die Augen verdreht. Sie war keine Schönheit und würde auch nie eine werden. Adelaide und Lizette schlugen nach ihrer armen, hübschen Mutter, Gillian hingegen mehr nach der verstorbenen Schwester ihres Vaters. „Die zweite Ermentrude!“, so hatte er sie früher andauernd angeraunzt. „Du bist dieser hässlichen Kuh wie aus dem Gesicht geschnitten!“
    Unbehaglich trat Dunstan von einem Fuß auf den anderen. „Mylady“, warf er ein, vermutlich, um auf sich aufmerksam zu machen, „vielleicht solltet Ihr …“
    Ehe er ihr mit einem Ratschlag oder gar einer Belehrung kommen konnte, war sie schon aufgestanden. Sie wusste genau, was ihm

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