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Hilflos in deinen Armen

Hilflos in deinen Armen

Titel: Hilflos in deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGARET MOORE
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mit Adelaide“, gab sie zurück, während sie die weißen Schachfiguren wieder aufstellte.
    „Weil sie die Älteste ist?“
    „Weil sie für uns der Mutterersatz war. Unsere Mutter war bis zu ihrem Tod sehr kränklich.“
    „Und Lizette?“ Er ließ nun seinerseits die schwarzen Figuren Aufstellung nehmen.
    Ob er wohl nachvollziehen konnte, dass sie mit ihrer jüngeren Schwester schlichtweg nicht zurechtkam? Wenn Lizette nicht zugegen war, vergaß sogar Gillian manchmal, warum sie einen zur Raserei trieb. „Ich lege Wert auf Ordnung. Sie hingegen bevorzugt anscheinend das Chaos.“
    „Nach meiner Erfahrung“, bemerkte er, „sind Unruhestifter zu wenig gefordert, das angerichtete Chaos auch wieder zu beseitigen. Sie kümmern sich nicht um das Tohuwabohu, das sie anrichten. Sie folgen allein ihren eigenen Wünschen und Neigungen.“
    Aha. Anscheinend vermochte er ihre Einstellung tatsächlich nachzuvollziehen.
    „Junge Leute, Mylady, kriegen durchaus die Kurve, wenn man ihnen mit Geduld und Freundlichkeit begegnet. Ich selber war in jüngeren Jahren weiß Gott kein Kind von Traurigkeit, habe mich aber gebessert. Dank Armands Anleitung.“
    Während sie die Bauern aufstellte, rätselte Gillian darüber, ob das wirklich stimmte und was er wohl unter „gebessert“ verstand. „Ich bemühe mich ja um Langmut. Leider reißt mir in Lizettes Gegenwart wohl zu schnell der Geduldsfaden.“
    „Weil sie rein gar nichts ernst nimmt und Euch schlankweg auslacht.“
    Gillian wandte den Blick von seinen schlanken Fingern, die haargenau und feinfühlig zugleich der Narbe in seinem Gesicht folgten. „Woher wisst Ihr das?“, fragte sie erstaunt.
    Wieder verzog er den Mund zu jenem angedeuteten Lächeln. „Fragt Armand.“
    Da nun sämtliche Schachfiguren den Regeln entsprechend aufgestellt waren, richtete Gillian sich auf und musterte ihn fragend. „Wart Ihr denn ein solcher Tunichtgut?“
    „Und ob!“, unterstrich er, indem er die letzte Figur – den König – an ihren Platz stellte. „Verwöhnt, egoistisch, ein Hitzkopf. Gegen mich hätte Eure Schwester vermutlich wie die Tugendhaftigkeit in Person ausgesehen.“
    Wieder dieses hintersinnige Lächeln. Wie bei zwei engen Freunden, die Vertraulichkeiten austauschen.
    Auf seine Freundschaft konnte sie gut verzichten. Sie hatte bereits Freunde zuhauf, Freunde, bei denen sie nicht das Gefühl haben musste, als sei sie fünfzehn und erlebe zum ersten Mal, wie James ihr zulächelte. Sie war jetzt älter – und klüger dazu. Für sie war die Liebe gekommen und wieder vorbei.
    Im Übrigen wartete Umbert auf Ihre Anweisung für die Speisefolge zum Abendessen. „Bitte entschuldigt mich, Mylord. Mein Koch erwartet mich.“
    „Aber gewiss!“, sagte er mit einer Verneigung, während sie eilig das Podest verließ.
    Er sah ihr nach, wie sie davonging, den schlanken Rücken kerzengerade, die Hüften biegsam wie wogendes Schilf in der Brise. „Mit dem Küchenmeister darf man’s sich nicht verderben“, murmelte er. „Auf keinen Fall!“
    Gillian war noch in der Küche, als Dunstan auf der Schwelle auftauchte, in der Hand eine Pergamentrolle.
    Wortlos hob sie fragend die Brauen.
    „Vom Hofe, Mylady“, entgegnete er.
    Hastig trat sie auf ihn zu, nahm ihm den Bogen ab und brach, während sie in die Halle gingen, das Wachssiegel.
    Im Rittersaal angelangt, blieb sie unvermittelt stehen. Zwar hatte sie noch keine Zeile gelesen, doch irgendetwas kam ihr nicht ganz geheuer vor. Und das lag beileibe nicht nur daran, dass Sir Bayard auf dem Ehrenpodest stand und gespannt herübersah.
    „Wieso trödeln denn hier so viele von unserer Burgwehr herum? Es ist doch noch nicht annähernd Zeit fürs Abendmahl.“
    „Nur für alle Fälle“, erklärte Dunstan gedämpft. „Falls dieser Brief beweist, dass der letzte, angeblich von Adelaide stammende eine Lügengeschichte ist …“
    „Ach so.“ Sie entrollte das Schreiben und las es rasch durch.
    In derselben Handschrift verfasst, bestätigte der Brief, dass Adelaide in der Tat die vorige Nachricht geschrieben und Sir Bayard de Boisbaston anvertraut hatte. Das jetzige Schreiben stammte eindeutig von Adelaide, gab es doch Auskunft auf die Fragen, die ausschließlich Gillians Schwester beantworten konnte.
    Ungeachtet dieser Bestätigung – und zum ersten Mal seit ihrem Amtsantritt auf Averette – bekam Gillian es mit der Angst zu tun. Falls das, was Adelaide geschrieben hatte, der Wahrheit entsprach, war die Burg womöglich in ernster

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