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Hilflos in deinen Armen

Hilflos in deinen Armen

Titel: Hilflos in deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGARET MOORE
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unter den Nägeln brannte: Sir Bayard sollte abziehen.
    Doch wenn der Inhalt von Adelaides Brief der Wahrheit entsprach, dann drohte Burg Averette Gefahr von unbekannten Gegnern. Insofern war sie als Herrin gut beraten, sich nicht überstürzt von einem Mann zu trennen, der ihr und ihren Untertanen Schutz gewähren konnte. „Ich wünsche Euch eine sichere Heimreise nach London, Charles de Fenelon.“
    Der Händler verneigte sich. „Es war mir ein Vergnügen, Mylady. Ich hoffe, dies ist ein Adieu und kein Lebewohl.“
    Statt einer Antwort gönnte sie ihm ein Lächeln und wandte sich zur Tür. „Dunstan, Ihr rechnet mit ihm ab und sorgt dafür, dass der Wein abgeladen wird. Ich gehe in die Küche und bespreche mit Umbert, was er zum Abendmahl auftischen soll.“
    „Jawohl, Mylady.“
    Sobald sie fort war, sah der Weinhändler den Vogt skeptisch an. „Was wird sie wohl unternehmen? Bezüglich Sir Bayard, meine ich.“
    „Keine Ahnung“, brummte Dunstan und zog den Schlüssel zur Geldschatulle aus dem Gürtel. Gewusst hätte er’s schon gern – beinahe so sehr, wie er Sir Bayard auf den Mond wünschte.
    Oder ins Jenseits. Wie James d’Ardenay.
    Nach dem Verlassen der Schreibstube ging Gillian quer durch den Burgsaal zu dem Gang, der in die Küche führte. Wie vom Weinhändler erwähnt, saßen Sir Bayard und sein Knappe, zwischen sich ein Schachbrett, an der auf Böcken ruhenden Tischplatte auf dem Podium. Auch einige von seinen Soldaten trieben sich in der Halle herum. Einer mit kurz geschorenem Haar redete gerade mit Dena und sagte etwas, das sie laut auflachen ließ. Andere wiederum reinigten ihren Harnisch mit Sand und Essig oder schärften ihre Waffen. Vordergründig taten das auch einige aus der Burgwehr, die aber gleichzeitig ein Auge auf Bayards Männer hielten. Zwei Knechte, die abgebrannte Fackeln in den Wandhaltern ersetzten, beäugten die Gäste ebenfalls mit argwöhnischen Blicken.
    Eine braune Locke zerstreut um den Finger gewickelt, starrte der Knappe stirnrunzelnd auf das Schachbrett, die geschlagenen Steine an seinem Ellbogen aufgereiht. Sir Bayard hingegen saß ganz entspannt da, ein Bein über die Armlehne des Sessels gewinkelt, als sei er der Herr des Hauses. Augenscheinlich war er es gewohnt, sich überall heimisch zu fühlen, ganz gleich, wo er gerade war.
    Obgleich ihr das nicht passte, bemerkte Gillian doch eine gewisse Anspannung in seiner Haltung, die seiner zur Schau getragenen Gelassenheit widersprach. In Wirklichkeit, so wurde ihr klar, beobachtete er seinen Knappen und das Schachbrett ganz genau, als berechne er jeden gegnerischen Zug und dessen Folgen bereits im Voraus.
    Kein Zweifel: Hinter der gelassenen Pose lauerte ein messerscharfer Verstand. Ob seinen weiblichen Gespielinnen wohl gerade das so an ihm gefallen hatte? Oder hatten sie bloß auf sein hübsches Gesicht und seinen kräftigen Wuchs geachtet?
    Der Knappe machte seinen Zug. Den falschen, wie Gillian selbst aus der Entfernung erkannte.
    „Matt!“, stellte Sir Bayard ungerührt fest.
    Gillian konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er seinen Sieg bewusst herunterspielte, vermutlich um seinen Knappen nicht in Verlegenheit zu bringen.
    Frederic stieß einen Fluch aus und zog ein düsteres Gesicht. „Wieso hab ich das übersehen? Das passiert mir nicht noch mal. Revanche?“
    „Ach, lieber nicht“, erwiderte er, indem er den Blick vom Schachbrett in die Runde schweifen ließ – zu ihr. „Mylady!“
    Es wäre eine zu offensichtliche Brüskierung gewesen, ihn nicht zur Kenntnis zu nehmen, zumal er sich jetzt auch noch erhob. „Ja, Mylord? Benötigt Ihr noch etwas?“
    „Hättet Ihr vielleicht Lust auf eine Partie Schach?“
    Wahrscheinlich, so ihre Vermutung, wollte er bloß höflich sein. Sie hatte eigentlich genug am Hals. Dennoch war sie versucht, sein Angebot anzunehmen. Mit Adelaide hatte sie häufig gespielt, denn eine Schachpartie war eines der wenigen Dinge, die ihr Vater nicht als störend empfand.
    Lizette hingegen war keine Schachspielerin. Ihr fehlte die Geduld.
    „Nein, danke, Mylord“, sagte sie. „Ich bin zeitlich zu sehr in Anspruch genommen.“
    Er ließ nicht locker. „Ich bin kein guter Spieler. Vermutlich würdet Ihr mich schlagen“, meinte er mit einem Lächeln, das sie an einen Gauner erinnerte, der ihr einmal falschen Schmuck hatte andrehen wollen. Hielt dieser Bayard sie etwa für ein eitles Dummerchen?
    „Könnte schon sein“, befand sie, ohne sich ihren Unmut anmerken zu

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