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Hilflos in deinen Armen

Hilflos in deinen Armen

Titel: Hilflos in deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGARET MOORE
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„Die Preisliste.“
    Als sie die Liste entgegennahm, berührte sie ungewollt Dunstans Finger. Bemüht, das ihr unangenehme Gefühl zu verdrängen, wandte sie sich zum Licht.
    „Unsere Vorräte gehen zur Neige“, bemerkte der Burgvogt. „Natürlich bräuchten wir nicht so viel Wein, wenn unsere Gäste sich verabschieden würden.“
    Dass er diese Bemerkung in Gegenwart des Händlers machte, passte Gillian ganz und gar nicht. Allerdings sah sie von einer Zurechtweisung ab, wusste sie doch, dass Dunstan sich nicht allein wegen der Weinvorräte so geäußert hatte. Er war eifersüchtig auf Sir Bayard, obwohl er dazu keinen Grund hatte. In dieser Hinsicht lag ihr nichts an dem Ritter.
    An Dunstan allerdings auch nicht.
    Der war für sie immer so etwas wie ein Bruder gewesen. Vor ihm hatte sein Vater den Verwalterposten bekleidet, ein umgänglicher, freundlicher Mann. Seit Kurzem aber – und zu ihrem nicht geringen Entsetzen – stellte sie fest, dass sich Dunstans Empfindungen nicht mehr nur auf brüderliche Zuneigung beschränkten. Wenngleich im Allgemeinen nicht auf den Mund gefallen, brachte sie es leider nicht über sich, ihn darauf anzusprechen und ihm klipp und klar zu sagen, dass sie seine Gefühle nicht erwiderte und auch niemals erwidern werde.
    Stattdessen hoffte sie, der Standesunterschied werde ihn daran hindern, ihr seine Liebe zu gestehen. Immerhin war sie die Tochter eines Lords und er der titellose uneheliche Sohn eines normannischen Ritters. Diese Kluft minderte zwar weder ihr Vertrauen in ihn noch ihre schwesterliche Zuneigung, aber eigentlich war ihm zu raten, sich in Liebesdingen besser anderweitig umzuschauen, allein schon aus Standesgründen. Auf und um Averette herum wohnten mehr als genug junge Frauen niederen Standes, die einer Vermählung mit einem fähigen und gutherzigen Burgvogt bestimmt nicht abgeneigt gewesen wären.
    Sie jedenfalls stand dafür nicht zur Verfügung.
    Den Blick auf den Bogen gerichtet, überflog sie die Zahlen und sagte zu Fenelon: „Das sind aber happige Preise!“
    Er zog ein langes Gesicht. „Niedriger geht nicht, wenn ich noch etwas verdienen will.“
    Wahrscheinlich dachte er, er könne, weil er eine Frau vor sich hatte, auf ihr Mitleid rechnen und deshalb mehr verlangen. „Entweder kaufen wir zu den hier üblichen Preisen oder gar nicht.“
    „Sehr wohl, Mylady!“ Dankbar und ohne Gefeilsche stimmte er zu.
    „Sofern Euer Wein so gut ist, wie unser Burgvogt behauptet, komme ich gern wieder mit Euch ins Geschäft.“
    „Vielen Dank, Mylady“,erwiderte der Weinhändler und strahlte übers ganze Gesicht.
    „Charles kennt übrigens Sir Bayard de Boisbaston“, bemerkte der Vogt mit einem bezeichnenden Blick.
    „Nicht persönlich“, stellte der Händler hastig klar. „Ich liefere an viele Adelige, die Freunde des Königs und seines Hofes sind.“
    „Ach? Dann habt Ihr ihn gesehen?“, fragte Gillian, wobei sie versuchte, nicht allzu interessiert zu wirken. Es war ihr lieber, dieser ihr völlig unbekannte Weinhändler bekam nicht mit, dass man Vorbehalte gegen den angeblich blaublütigen Gast hegte.
    „Mehrmals. Zuletzt erst auf dem Weg durch Euren Burgsaal. Dort spielt er gerade Schach mit einem jungen Mann. Sein Knappe, meinte Euer Verwalter.“
    Dann war der Ritter also wirklich der, als der er sich ausgab!
    Gillian ging zu ihrem Sessel und ließ sich langsam darauf nieder. Also konnte man doch davon ausgehen, dass der Brief tatsächlich von Adelaide stammte und sein Inhalt wirklich der Wahrheit entsprach.
    Falls ja, dann hatte Adelaide in der Tat ihr Gelöbnis gebrochen und geheiratet, und Lord Armand de Boisbaston konnte Herr zu Averette werden. Unabhängig von Adelaides Versprechen hatte Gillian deshalb keinen rechtlichen Anspruch auf die Führung des Anwesens. Die fiel an Lord Armand, sollte er dieses Anrecht einfordern.
    Gütiger Gott! Er konnte das Lehen übernehmen und nach Lust und Laune damit verfahren. Sogar fortjagen konnte er sie!
    Als Dunstan verlegen hüstelte, merkte sie, dass der Händler nach wie vor in der Kammer stand und sie beobachtete. Am liebsten hätte sie ihn weggeschickt, und Dunstan dazu. Rotz und Wasser hätte sie heulen können, aus der Haut hätte sie fahren mögen, doch sie riss sich zusammen.
    Dunstan tat einen Schritt auf sie zu, verschränkte die schmalen Finger und schüttelte die Hände, wie es seiner Gewohnheit entsprach, wenn er etwas besonders Wichtiges auf dem Herzen hatte. „Leider ist das noch nicht alles,

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