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Hilflos in deinen Armen

Hilflos in deinen Armen

Titel: Hilflos in deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGARET MOORE
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hat sogar einen Preis ausgelobt: ein Fass Ale für die Gruppe, die am schnellsten mäht.“
    „Und wer entscheidet das?“, fragte der Kastellan scharf.
    „Na, Hale natürlich!“
    „Wie – Hale macht dabei mit?“ Gillian traute der Sache noch immer nicht ganz.
    „Geht doch gar nicht!“, protestierte Dunstan. „Mensch, die Soldaten ruinieren ja die ganze Ernte. Die haben doch überhaupt keine Ahnung vom Mähen!“
    „Die mähen ja auch nicht alle“, gab die Magd zurück. „Wer’s macht, das wissen nur die!“
    Und das soll Sir Bayard einschließen?, dachte Gillian ungläubig. Wann sollte der denn gelernt haben, wie man mit einer Sense umgeht?
    „Ich glaube, ich überzeuge mich mal mit eigenen Augen, ob es wirklich ein Wettmähen gibt oder ob man Euch hereingelegt hat“, sagte sie zu ihrem Vogt.
    „Da komme ich mit!“, erwiderte der mit düsterer, skeptischer Miene. „Ein Ritter beim Mähen? Das will ich sehen!“
    Als sie sich dem Feld näherten, wurde schnell klar, dass tatsächlich etwas Ungewöhnliches im Schwange war. Normalerweise zog das Mähen von Gras oder Getreide weder scharenweise jubelnde Dörfler an noch die Krämer, die offenbar ihre Stände für den Nachmittag dichtgemacht hatten.
    Mit Leichtigkeit unterschied Gillian die Frauen in ihren Röcken und Kopftüchern, die Bauern in ihren Kitteln sowie die Bauernsöhne in ihrem groben, selbst gewebten Leinen. Weitere Männer hockten seitlich am Feldrain und wetzten die Sensenblätter. Kinder tollten umher, beaufsichtigt von älteren Geschwistern, und im Schatten einer Kastanie saßen die jungen Mütter und stillten ihre Säuglinge. Hale, der Flurschütz, stand bei den Männern mit den Wetzsteinen und überwachte das Mähen, neben sich den kleinen Freddy, der vor lauter Aufregung auf und ab hopste und begeistert in die Hände klatschte. Fast ebenso gespannt wirkte allerdings auch der Vater, dessen Blick wie gebannt auf den Mähern ruhte.
    Viel überraschender waren die zahlreichen Soldaten, die ebenfalls in kleinen Grüppchen zusammenstanden und ihre Wetten abschlossen. Auf dem Feld ging es derweil schon hoch her. Dort bewegten sich zehn Mäher in einer Linie zum Takt ihrer Sensen, gefolgt von einer Reihe Frauen, die das gemähte Korn sofort zu Garben banden.
    Fünf der Sensenschwinger waren Dörfler, darunter der Enkel von Old Davy. Der junge Davy war mühelos auszumachen, selbst von hinten, war er doch nur ein Strich in der Landschaft. Dennoch besaß er eine ungeheure Ausdauer und mähte normalerweise noch unbeirrt weiter, wenn die Größeren und Älteren schon aus der Puste gerieten und nach Wasser brüllten. Flankiert wurde er von vier weiteren Bauern des Lehens, von denen Gillian wusste, dass sie ausgewiesene Könner an der Sense waren.
    Auf der anderen Feldhälfte mähte die Mannschaft von Sir Bayard, darunter auch Robb, und in ihrer Mitte, die Sense mit leichter, geübter Hand schwingend, der Ritter selber. Breitschultrig und mit entblößtem Oberkörper, das dunkle Haar beinahe bis zu den Schultern, machte er glatt den Eindruck, als wäre er immer schon Bauer gewesen.
    „Man glaubt es nicht!“, murmelte Gillian, während sie zusah, wie die Reihe der Männer unaufhaltsam vorrückte.
    „Vielleicht ist er tatsächlich kein echter Junker“, meinte der Kastellan, offenbar entzückt angesichts der Wahrscheinlichkeit, dass Bayard de Boisbaston unter Umständen wirklich das Kind von Vagabunden war, nicht aber der Sohn eines Edelmannes.
    Sie hätte ihm liebend gern vorgehalten, dass er sich mit seinem Neid und seiner Eifersucht bei ihr alles andere als beliebt machte. Aber sie hielt den Mund. Schließlich würde Bayard eines Tages wieder abziehen, Dunstan dagegen bleiben – hoffentlich als treu ergebener und verlässlicher Freund und Verwalter. Auch wenn sie ihn nicht so lieben konnte, wie er es wohl gern gesehen hätte.
    Sie hörte, wie Dunstan unterdrückt fluchte. Bayard und seine Truppe lagen in Führung und bauten diese beständig aus. Dann aber ging ein Ruck durch die Mannschaft des jungen Davy, die sichtlich aufholte. Bald waren beide Linien gleichauf, dann wieder die Soldaten ein Stückchen voraus. Die Hände wie gebannt verschränkt, schob Gillian sich etwas vor, um besser zu sehen. Der junge Davy schwang die Sense mit einem Höllentempo und viel Geschick, den Kopf gesenkt, den Blick allein auf das wogende Korn vor ihm gerichtet.
    Bayard schloss zu ihm auf, überholte ihn kurz darauf und blickte sogar zur Seite, um zu sehen, wo

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