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Hilflos in deinen Armen

Hilflos in deinen Armen

Titel: Hilflos in deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGARET MOORE
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nichts. „Offensichtlich bin ich nicht nur im Führen einer Waffe geübt, Mylady.“
    „Das sieht man“, gab sie zurück. „Wo habt Ihr denn so geschickt mit der Sense umzugehen gelernt? Normalerweise dauert es Jahre, bis man den Sensenschwung richtig beherrscht.“
    Ob sie die Gerüchte gehört hatte? Das Gerede, das schon weit vor dem Tod seines Vaters die Runde machte?
    „Mein verstorbener Herr Vater vertrat zuweilen ungewöhnliche Vorstellungen von dem, was man können sollte“, erwiderte er wahrheitsgemäß. „Nach seiner Ansicht ertüchtigte Feldarbeit den Körper und steigerte die Ausdauer, auch bei seinen Söhnen. In denen hatte er somit zwei zusätzliche Feldarbeiter zur Verfügung. Kostenlos, wohlgemerkt.“
    Gillian guckte etwas ungläubig. „Er hielt Mähen für eine Art militärische Ertüchtigungsübung?“
    „Nicht nur das Mähen. Ich habe Äpfel gepflückt und zu Most verarbeitet und im Brauhaus geholfen. Ich bin dem Stellmacher beim Herrichten von Rädern und Achsen zur Hand gegangen, dem Böttcher beim Fässerbau. Ich habe gepflügt und gesät und Pferde beschlagen. Wo Not am Manne war, haben wir mit angepackt. Da dachte ich, ein kleiner Wettstreit könnte den Männern vielleicht ein wenig die Anspannung nehmen.“
    „Sind sie den angespannt?“
    „Wenn nicht, wären sie Dummköpfe. Wer mag schon voraussagen, wann der König den nächsten Krieg anfängt? Oder wann wir angegriffen werden? So oder so, die Männer werden an erster Stelle die Leidtragenden sein. Mit Ausbildung kann man sie auf das Kämpfen vorbereiten, aber das Schlimmste ist das Warten. Da ist ein wenig Unterhaltung oft hilfreicher als noch eine Schwertübung.“
    „Verstehe!“
    Anscheinend tat sie das wirklich. „Allerdings“, räumte er mit einem leisen Lächeln ein, „ist es eine Weile her, seit ich diese niederen Arbeiten verrichten musste. Morgen tun mir wahrscheinlich sämtliche Knochen weh.“
    Aus den Augenwinkeln sichtete er den Kastellan, der immer in der Nähe herumlungerte – wie ein unangenehmer Geruch.
    „Euer Dunstan sollte sich mal in der Feldarbeit versuchen“, schlug Bayard vor. „Damit er ein paar Muskeln an Armen und Schultern kriegt!“ Kaum waren die Worte heraus, da erkannte er schon, dass er besser den Mund gehalten hätte, denn Gillian zog ein saures Gesicht, als habe er sie persönlich beleidigt.
    „Mag sein, dass Ihr Euch einiges auf Eure körperliche Verfassung einbilden könnt“, sagte sie pikiert, „aber ich darf Euch vielleicht daran erinnern, dass Eitelkeit eine der sieben Todsünden ist. Auch wenn Ihr meint, es schadet nichts, dass Ihr Euch benehmt wie ein Pächter – Ihr seid immer noch mein Gast hier. Was wird man in Adelskreisen zu Eurem Verhalten sagen? Man wird eventuell glauben, ich hätte Euch dazu angehalten.“
    Er bedauerte zwar seine Bemerkung über den Burgvogt, sah aber nicht ein, sich wie ein Bub zurechtweisen zu lassen, zumal vor aller Augen. „Dann müsste ich aber sagen, Mylady, dass es nur wenig gibt, zu dem Ihr mich zwingen könntet. Was meine Eitelkeit angeht – mir ist durchaus klar, dass ich allen Grund zur Demut habe. Wenn Ihr mich nun alle entschuldigen würdet …“ Seine Stimme war schneidend geworden, und er hatte auch nicht die geringste Lust, noch zu hören, ob sie seine Entschuldigung annahm oder nicht.
    Er ging hinüber zu seinem Knappen, der mit muffiger Miene an einem Baum lehnte, schmollend und widerborstig, wie es ein 15-Jähriger nur sein konnte. Bayard kannte auch den Grund: Auf die Idee mit dem Wettstreit hatte Frederic mit Entsetzen reagiert. Korn zu mähen oder andere Bauernarbeit zu verrichten, so die Begründung des Junkers, sei unter der Würde eines Ritters.
    Das Bürschchen musste noch eine Menge lernen.
    „Na, Frederic?“, fragte er seinen vergrätzten Lehrling und winkte den Umstehenden zu, die sich lachend und schwatzend, essend und trinkend amüsierten. „Meinst du, ich bin in ihrer Achtung gesunken?“
    Der Junge trat mit der Spitze seines fein gearbeiteten Lederschuhs gegen einen Erdklumpen. „Ich bin weiterhin der Ansicht, es gehört sich nicht für einen Edelmann.“
    Bayard übte sich in Geduld. Wie zum Henker hatte Armand bloß die ganzen letzten Jahre geschafft? Er war in seiner Jugend ja noch unverschämter aufgetreten.
    „Ein Ritter tut, was erforderlich ist“, erklärte Bayard nochmals. „Und es ist nie verkehrt, sich mit den Männern und Frauen zu befassen, die deine Nahrung, deine Kleidung und deine Waffen

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