Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hilflos in deinen Armen

Hilflos in deinen Armen

Titel: Hilflos in deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGARET MOORE
Vom Netzwerk:
der Rivale denn blieb. „Nicht gucken, du Dummkopf!“, flüsterte Gillian – richtigerweise, denn diesen Moment der Unachtsamkeit nutzte der junge Davy beherzt aus, um mit einem Fuß Vorsprung den letzten Schnitt anzusetzen und mit elegantem Schwung, gefolgt von seinen Mannschaftskameraden, die verbleibenden Ähren zu fällen. Ein begeisterter Jubelschrei der Dörfler und Bauern begleitete den Triumph. Die zuschauenden Soldaten hingegen ächzten enttäuscht auf, derweilen ihre erschöpften und nach Luft schnappenden Kameraden das Ziel erreichten und sich dort zu Boden sinken ließen.
    „Bravouröse Leistung!“, brüllte der Flurschütz strahlend, als Gillian und ihr Verwalter auf die ausgepumpten Mäher zukamen. „Sagenhaft und saubere Arbeit! Ale für alle!“
    „Na, Gott sei Dank!“, stöhnte Bayard. „Meine Kehle ist völlig ausgedörrt.“ Er richtete sich auf und dehnte, die Sense noch in der Hand, den schmerzenden Rücken. „Das geht vielleicht ins Kreuz!“
    „Dreschen ist schlimmer!“, rief einer der Bauern lachend.
    „Na, Stroheinbringen erst!“, meinte ein Dritter.
    „Oh, ihr Mannsleute!“, schalt da eine der stillenden Mütter unter der Kastanie. „Kriegt ihr erst mal ein Kind. Dann wisst ihr, was Schmerzen sind!“
    Die ganze Versammlung brach in schallendes Gelächter aus, Bayard eingeschlossen. So hatte Gillian ihn noch nie lachen gehört. Ein wunderschönes Lachen war es, tief, herzlich und voller Humor, so herzerwärmend, dass man sich einfach des Lebens freuen musste. Mit einem solchen Mann teilte man eigentlich gern das Dasein.
    Aber das war ein frommer Wunsch und würde es wohl auch bleiben, denn er war Adelaides Schwager. Eine engere oder gar persönliche Beziehung war daher ausgeschlossen. Das Kirchenrecht verbot eine solche Verbindung – falls Gillian sie überhaupt gewünscht hätte, was nicht der Fall war. Sie wollte ja gar nicht heiraten und Averette verlassen.
    „Ach, da ist ja meine Herrin!“, rief Hale, worauf sämtliche Gesichter sich Gillian zuwandten, allesamt fröhlich strahlend.
    Auch Bayard.
    Sie errötete zwar, weil sie so plötzlich im Mittelpunkt stand, straffte aber die Schultern und marschierte mit schwingenden Röcken quer übers Feld, dass die Strohspelzen nur so stoben.
    „Wie Ihr seht, Mylady“, rief ihr der Flurschütz entgegen, „wurde das letzte Feld schneller abgemäht als gedacht.“
    „Ich bin höchst beeindruckt“, stellte sie fest, „gebe indes zu bedenken, dass die Umstände außergewöhnlich sind. Ich erwarte keineswegs, dass alle Felder mit einer solchen Geschwindigkeit abgeerntet werden.“
    „Gut!“, stöhnte der junge Davy, was mit erneutem Lachen quittiert wurde.
    Gillian lächelte. „Ich bitte euch, erfrischt euch nun, und später beim Festmahl auch“, sagte sie. „Ihr habt fleißig gearbeitet. Dafür danke ich euch allen.“
    Jubelrufe brandeten auf. Gillian aber gelang es gerade mit knapper Not, Sir Bayard de Boisbaston nicht anzusehen.
    Die Menschen von Averette, sie hielten große Stücke auf ihre Lady. Das ging Bayard durch den Kopf, während er Gillian betrachtete.
    Er konnte es ihnen gut nachfühlen. Möglich zwar, dass sie sich ihm gegenüber überheblich und distanziert verhielt – was sie auch war –, aber zu den anderen nicht. Selbst die niedrigsten Bediensteten behandelte sie mit Freundlichkeit, und oftmals verrichtete sie auch Arbeiten, die so manche andere Edelfrau von Untergebenen hätte erledigen lassen.
    Häufig lag auch ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Solange sie sich nicht in Bayards Nähe aufhielt, wohlgemerkt. Was ihren Umgang mit dem Ritter betraf, so war es beiden gelungen, eine Art Waffenstillstand einzuhalten, wenn auch einen offenbar zerbrechlichen. Fest entschlossen, das Armand gegebene Versprechen einzuhalten, hatte Bayard sich eisern vorgenommen, diesen Frieden auf keinen Fall als Erster zu brechen.
    Zum Glück hatte sie wohl zu viel mit der Führung der Burg und der Ländereien zu tun, als mit Bayard herumzustreiten. Wie eine äußerst emsige Biene sauste sie hin und her, was es natürlich beiden Seiten leichter machte, die Waffenruhe zu wahren.
    Plötzlich merkte er, wie etwas an seinem Hosenbein zupfte. Als er den Blick senkte, sah er den kleinen Teddy, der ihm das Hemd hinhielt.
    „Mein Papa sagt, du kannst gut mähen“, piepste der Kleine stolz. „Ich bin auch gut, meint er.“
    „Na, das will ich meinen“, erwiderte Bayard, erfreut darüber, dass der Knirps ihm nicht böse war. „Dann

Weitere Kostenlose Bücher