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Hilflos in deinen Armen

Hilflos in deinen Armen

Titel: Hilflos in deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGARET MOORE
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geküsst, hätte der Kastellan sie beide nicht eng umschlungen gesehen, dann hätte er die Burg niemals verlassen. Dann wäre er noch immer auf Averette. Lebendig.
    Mit einem Schenkeldruck lenkte Bayard sein Pferd herüber zu ihr. „Ich halte es für das Beste, wenn Ihr hier wartet, Mylady. Frederic, Robb und ich, wir werden den Leichnam bergen.“
    Als Herrin zu Averette musste sie Stärke beweisen. „Dunstan war ein Freund. Freundeshände sollten ihm diesen Freundschaftsdienst erweisen.“
    Trauer und Mitleid glommen in Bayards dunklen Augen. „Er weilt nicht mehr unter den Lebenden, Mylady. Helfen können ihm höchstens noch Gebete. Es wäre günstiger, man lässt die Umgebung des Leichnams möglichst unverändert, bis Robb und ich alles in Augenschein genommen haben.“ Er senkte die Stimme. „Ihr solltet ihn so in Erinnerung behalten, wie er war“, sagte er sanft und voller Mitgefühl. „Nicht so, wie er jetzt ist. Seid versichert, wir erweisen ihm die gebührende Achtung und Würde.“
    Wenn es der schnelleren Verfolgung der Mörder diente, so sollte es ihr recht sein. „Nun gut.“
    Bayard saß ab und bot ihr seine behandschuhte Hand.
    „Geht sanft mit ihm um“, bat sie und kletterte, von seinen helfenden Händen gestützt, vom Karren.
    „Das werde ich“, versicherte er und ließ sie zögernd los, um wieder aufs Pferd zu steigen. Dann gab er ein paar kurze Befehle und ritt davon, gefolgt von Frederic, Robb sowie Ned mit dem Pferdekarren. Gillian und der Rest der Gruppe blieben zurück.
    Bayard hatte so manche Schlacht erlebt. Jeder, der einmal im Kampfe gestanden hatte, wusste, welch grässlicher Rest manchmal von einem Menschen übrig blieb.
    Dunstans verstümmelte Leiche jedoch war das Schlimmste, was ihm bisher vor Augen gekommen war. Als die Männer den blutüberströmten Toten von dem Baumstamm nahmen, betete Bayard zum Himmel, er möge so etwas nie wieder sehen müssen. Der Burgvogt war nicht nur bestialisch geprügelt worden, sondern an seinem Körper fanden sich auch Male, die ausschließlich von Folter herrühren konnten. Beileibe nicht nur von solcher, mit der man gemeinhin einen verstockten Gefangenen zum Reden bringt. Nein, Dunstan war aus reiner Lust am Quälen gemartert worden.
    Nur gut, so sagte Bayard zu sich, dass er Gillian bekniet hatte, nicht mitzukommen. Zum Glück hatte sie sich überreden lassen. Der Anblick der Leiche wäre mit Sicherheit über ihre Kraft gegangen. So ging es nämlich gerade Frederic, der immer noch hinter der Eiche stand und sich die Seele aus dem Leib spie.
    Bayard bereute es tief, dass der Junge das Grauen so hautnah erleben musste. Ursprünglich hatte er gedacht, es sei an der Zeit, den Knappen mit dem Bösen in der menschlichen Natur zu konfrontieren. Wenn er geahnt hätte, wie grausam man den armen Dunstan zugerichtet hatte, hätte er dem armen Kerl diese Konfrontation erspart. Ein solcher Anblick konnte einen Menschen für Jahre um den Schlaf bringen.
    Ihn selber mit eingerechnet.
    Ned war zwar blass um die Nase, aufgrund seines reiferen Alters jedoch eher imstande, Bayards Anweisungen zu folgen. Nunmehr lag das, was von Dunstan übrig geblieben war, mit einer Plane zugedeckt auf dem Bodenbrett des Karrens. Robb, der Fährtenleser, hatte inzwischen damit begonnen, den matschigen Boden um die Eiche herum genauestens zu untersuchen.
    „Ned, zurück zu Alfric“, befahl Bayard dem Stallmeister, der mitgekommen war. „Dein Auftrag: Mit zwanzig Mann Rückmarsch zur Burg. Persönliche Leibwache der Lady. Und dass sie mir bloß nicht unter die Decke guckt! Das ist ein Befehl!“
    „Jawohl, Mylord. Und was ist mit Euch und ihm?“ Der Stallmeister wies mit dem Kopf auf Frederic, der gerade taumelnd auf die Beine kam und sich gegen den mächtigen Eichenstamm stützte.
    „Frederic!“, rief Bayard ihm zu. „Du schließt dich Lady Gillian und den zwanzig Mann an. Für alle anderen gilt: Rundum sichern und warten. Bis ich hier alles genauestens überprüft habe.“
    „Ich möchte aber lieber hier bei Euch bleiben“, maulte der Junge.
    Bayard sah ihm musternd ins Gesicht. Er war zwar noch etwas grünlich um die Nase aus, wirkte aber, seit man die Leiche zugedeckt hatte, schon etwas gefasster. „Meinetwegen. Ned, Abmarsch mit der Leiche.“
    „Zu Befehl, Mylord“, knurrte der Stallmeister. „Hundsgemeine Sauerei, das hier. Hoffentlich schnappt Ihr Euch diesen Abschaum!“
    „Darauf kannst du Gift nehmen“, brummte Bayard.
    Ullric, der Söldner,

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