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Hilflos in deinen Armen

Hilflos in deinen Armen

Titel: Hilflos in deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGARET MOORE
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recht nicht nach ihm. Ihr war ja bewusst, dass eine sittlich korrekte, ehrbare Verbindung zwischen ihr und ihm verboten war, Gefühle hin oder her. Selbst wenn sie ihn liebte, wie sie nie wieder zu lieben gehofft hatte – tiefer und stärker als jene Schwärmerei, die sie damals für James empfand. Als junges Mädchen mit mädchenhaften Hoffnungen und Träumen.
    Was sie hingegen für den Ritter empfand, das war eine Liebe, die im Herzen einer erwachsenen Frau wohnte. Einer, die wahrnahm, dass er zwar schön war, aber weit mehr als das: loyal und einfühlsam, großzügig und gut, ehrlich und verletzlich. Hätte sie die Seine werden können, hätten sie ihn heiraten und ihm ein Heim geben dürfen, dann hätte sie ganz gewiss eine Glückseligkeit und Zufriedenheit erlebt, wie sie nur wenigen Frauen beschieden war.
    Sie hörte, wie die Pforte der Kapelle aufging und wieder geschlossen wurde. Wahrscheinlich Father Matthew oder jemand, der dem hoch angesehenen Toten die letzte Ehre erweisen wollte.
    „Lady Gillian?“
    Bayard!
    Sie schloss die Augen, bat den Himmel um Kraft und erhob sich, ganz langsam nur, denn die Beine taten ihr weh vom langen Knien auf dem Steinfußboden. Bayard hatte den Harnisch abgelegt und wirkte frisch gewaschen. Inzwischen in Wams, Hemd, Hose und Stiefeln, sah er ganz anders aus als der gestrenge militärische Führer. Eher wie ein Freund. Oder wie ein Herzliebster.
    „Habt Ihr die Mörder erwischt?“, fragte sie.
    Er schüttelte den Kopf. „Nein. Keine Spur von den Halunken. Ich kann allerdings mit Sicherheit sagen, dass Dunstan nicht in der Nähe der Eiche getötet wurde. Nicht genug Blut. Morgen werden wir versuchen, den Tatort zu finden.“
    „Was macht es schon, wo er umgebracht wurde?“ Sie war bemüht, logisch zu denken – trotz ihrer Trauer, trotz ihrer Müdigkeit, trotz des Wirrwarrs an Gefühlen, die in ihr tobten.
    „Möglich, dass wir dort etwas finden, das uns Rückschlüsse auf die Täter erlaubt. Wer sie waren, woher sie kommen und vielleicht auch, wohin sie sind.“ Er runzelte sorgenvoll die Stirn. „Solltet Ihr Euch nicht besser zurückziehen und Euch etwas Ruhe gönnen, Mylady? Wenn die Burgherrin krank wird, macht das die Leute nur noch verstörter. Die sind schon durcheinander genug.“
    „Jetzt Wache zu halten, das ist das Mindeste, was ich für Dunstan tun kann. Lasst mich allein mit meinem Toten.“
    Ihrem Toten … Tot, weil sie sich nicht beherrschen, ihre Gelüste nicht im Zaum halten konnte. Tot, ohne hören zu können, wie leid es ihr tat, dass sie ihn gekränkt hatte, dass sie ihm gegenüber nicht ehrlich war.
    „Gillian …“
    Ihr Name. Ein Wort. Ein Hauch in der Stille. Leise gesprochen – von Bayards Lippen, die sie so leidenschaftlich geküsst hatten.
    „Gillian“, flüsterte er wieder, die Hände reglos an den Seiten, am ganzen Körper gespannt, als könne er sich nur mit äußerster Mühe beherrschen.
    Als wolle er sie in die Arme nehmen, traue sich aber nicht. So wie sie sich danach sehnte, ihn zu umarmen, und es ebenfalls nicht konnte. Er war ihr Verwandter, geschickt zu ihrem Schutz. Kein Brautwerber, der gekommen war, ihr den Hof zu machen.
    Das wäre ihm nämlich sonst längst gelungen.
    „Meine tapfere Gillian!“
    Sie schlug sich die Hände vors Gesicht. „Bayard, bitte geht!“
    Dann brach sie in Tränen aus – so heftig und schnell, dass ihr Körper von Schluchzern erschüttert wurde und sie erstickt nach Luft rang.
    Er umfing sie mit den Armen und drückte sie an sich, raunte heisere, zusammenhanglose Worte voller Reue und Sehnsucht, voller Bedauern und Trost, strich ihr mit der Hand übers Haar.
    Das Haar, das James so weich wie Flachs genannt hatte. James, dessen Liebe verhindert hatte, dass sie Dunstan oder andere Männer lieb gewinnen konnte. Bis jetzt.
    Sie hätte Bayard abweisen müssen. Sie versuchte es auch, doch ihr fehlten die Worte. Sie konnte ihn einfach nicht von sich stoßen. Ohne seinen Halt wäre sie in dem Strudel aus Kummer und Scham untergegangen.
    Es tue ihm alles so furchtbar leid, flüsterte er. Dies alles habe er nicht gewollt. Er sei zum Helfen geschickt, nicht einen guten Mann in den Tod zu treiben. Mit ganzem Herzen wünschte er sich, sie könne ihm verzeihen, dass er schwach geworden war, seinem Sehnen nachgegeben und sie begehrt hatte. Sie immer noch begehrenswert fand.
    Dafür, so wisperte er, möge der Himmel ihm vergeben. Für vieles andere auch.
    Seine Seelenqualen waren genauso schlimm wie die ihren,

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